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2002-07-04 Romankritik:
Und noch ein Kritiker-Mord

Bodo Kirchhoffs "Schundroman" macht seinem Titel alle Ehre
 
ape. Wie soll man das nennen, wenn ein angesehener Literat von Rang sich mit seinem neuen Buch absichtlich weit unter das eigene Niveau herabsinken lässt? Spielerei, Übermut, Geldgier? Oder doch eher groben Unfug - angesichts der Tatsache, dass es schlechte Bücher wahrlich genügend gibt. Bodo Kirchhoff ist's, der sein literarisches Talent an einen ebenso lauten wie flachbrüstigen Schlüssel-Krimi verschleudert. Dazu bekennt er sich, betitelt ihn treffend als "Schundroman".
 
Literaturkritiker in Büchern vermeintlich oder tatsächlich zu ermorden, ist derzeit Mode. Martin Walser setzt soeben Marcel Reich-Ranicki auf die Abschussliste, Kirchhoff lässt seinen Frankfurter Killer Willem Hold zufällig denselben Mann (unter anderem Namen) erschlagen. Während Walsers Pamphlet "Tod eines Kritikers" eine gezielte Abrechnung mit dem verhassten Literaturpapst und der Szene insgesamt versucht, stellt beides im "Schundroman" nur neckische Staffage für ein ziemlich beliebiges Mörder-Detektiv- Spielchen zwischen Manila, Frankfurter Buchmesse und Gardasee dar.

Menschelnder Killer wird von geheimnisvollem Auftraggeber auf Frankfurter Millionär angesetzt. Killer verliebt sich in Edelnutte, die von einen ramponierten Ex-Polizistenpärchen privatdetektivisch wegen eines geklauten Picasso verfolgt wird. Millionär ist mit blonder Ex-Tagesschausprecherin verheiratet, die ein Sex-Buch auf die Buchmesse bringt (Schüssel! Wer mag das wohl sein?) und ihren Mann aus dem Weg haben, beerben will ... Irgendwie hat alles mit allem zu tun, spitzt sich denn zum Showdown auf einer Luxusyacht am Gardasee zu.

Ob das Werk wenigsten als Krimi ein bisschen was taugt, vermag der Rezensent nicht zu sagen, denn er ist wenig vertraut mit diesem Genre. Literarisch jedenfalls ist es ein Flop: blass-dumme Gestalten, hahnebüchene Dialoge in immer gleicher Tonlage, Lebensumstände aus dem Soap- Musterbuch. Schund eben.

Persiflage auf den deutschen Literaturbetrieb, Kolportage aus der Medienszene etwa? Eher weniger, und das Wenige nach Holzhammermethode - also weder erhellend noch besonders amüsant.                                                                        Andreas Pecht

 Bodo Kirchhoff: "Schundroman". Frankfurter Verlagsanstalt, 320 S., 19,80 Euro.
 
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