Thema Kultur / Theater
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2003-02-13 Chefwechsel:

Pavel Fieber übernimmt
Burgfestspiele Mayen


 
ape. Mayen. Ein letztes Mal tritt Jochen Heyse in diesem Sommer an, als Regisseur, als Schauspieler, als Intendant der Burgfestspiele Mayen. Nach 53 Bühnenjahren, die letzten 15 davon in Mayen, geht der bald 74-jährige Theatermann dann in den Ruhestand. Seine Nachfolge als Chef der Burgfestspiele übernimmt im Herbst Pavel Fieber (Jahrgang 1941). Heyse und Fieber sind alte Bekannte: der Jüngere spielte und inszenierte einst unter der Bochumer und Bonner Intendanz des Älteren; beide begegneten sich in Wunsiedel, wo Fieber in diesem Jahr noch einmal die Luisenburger Festspiele leitet.

Wer ist dieser Pavel Fieber, der künftig dem größten und wichtigsten Schauspiel-Freilichtfestival im nördlichen Rheinland-Pfalz seinen Stempel aufdrücken wird? Als versierten Theatermacher mit Gespür für die alten wie die modernen Klassiker des Repertoires bezeichnen ihn Vertreter der Kritikerzunft, die ihn von früheren Tätigkeitsorten her kennen. Als einen, der in der Bühnenkunst den anspruchsvollen, auch den gesellschaftskritischen Ernst ebenso pflegt wie das Leichte. Mit Heyse verbindet ihn die lebenslange Liebe zu William Shakespeare.

Politischer Theatermacher

C.Bernd Suchers Hand buch des Theaterpersonals schreibt Fieber das Engagement für ein Theater zu, "das auf die Notwendigkeit der Veränderung der Verhältnisse aufmerksam machen soll". Das Statement ist älteren Datums, jüngere Äußerungen in der Lokalpresse klingen weniger geharnischt, doch das Bekenntnis zum im Grundsatz "politischen Theatermacher" ist geblieben. Auch darin steckt eine Gemeinsamkeit mit Heyses Selbstverständnis.

Anders als der Schauspielmann Heyse hat Fieber eine ausgeprägte Neigung zur Oper. Was er während seiner Zeit als Generalintendant am Badischen Staatstheater Karlsruhe (1997 bis 2002) inszenierte, verrät gar eine Hinwendung zum populären Musiktheater: die Musicals "Anatevka", "Mack und Mabel", "Victor/Victoria" und "Evita", dazu Mozarts "Figaro" und von Strauß "Die Fledermaus". Dazwischen nur eine Schauspielinszenierung: die deutsche Erstaufführung von Felix Mitterers "In der Löwengrube" 1999. An der Oper Bonn brachte er im letzten Herbst das Musical "Cabaret" heraus; und "My Fair Lady" ist ohnehin seit Jahren Fiebers ständige Begleiterin. Ob sich diese Neigung auf die traditionell dem Sprechtheater verpflichteten, damit zu Erfolg und zu weit über den Ort hinausreichendem Renommee gekommenen Mayener Burgfestspiele auswirken wird?

Pavel Fieber bringt reichlich rheinland-pfälzischen Stallgeruch mit. Als junger Mann, von 1968 bis 1972, war er eine rührige Größe im Mainzer Theaterleben: Schauspieler, Regisseur und Oberspielleiter an den damals städtischen Bühnen der Landeshauptstadt, gleichzeitig Leiter der Opernschule am dortigen Cornelius-Konservatorium und Gründer eines Theaters an der Gutenberg- Universität. Seine wichtigste Inszenierung in jener Zeit war George Taboris damals heftig umstrittenes KZ-Stück "Die Kannibalen".

Mit "Provinz" vertraut

Knapp 20 Jahre später lan dete er - nach Stationen unter anderem in Bonn, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Darmstadt, Stuttgart und Ulm - wieder in Rheinland-Pfalz: 1991 übernahm Fieber die Intendanz am Pfalztheater Kaiserslautern, die er bis zu seinem Wechsel 1997 nach Karlsruhe innehatte. Er kennt es also zur Genüge, jenes Spannungsgefüge, in dem sich eine Bühne der kleinen Stadttheaterklasse in der "Provinz" zu behaupten hat: Hier das Verlangen nach populärer Kurzweil, dort die Forderungen nach anspruchsvoller Bühnenkunst; hier der Wunsch nach lokaler Identitätsstiftung, dort das Interesse an überörtlich wirkendem Theaterglanz. Und über allem derzeit schwebend: das Damoklesschwert genereller Finanzknappheit.

Was Pavel Fieber für die Mayener Burgfestspiele bringen wird, ist noch ungewiss. Verraten hat er bereits, dass er für die Kinder 2004 mit "Pipi Langstrumpf" anfängt. Auf dem von Jochen Heyse gelegten Fundament will er aufbauen. Damit würde der Rahmengrundsatz lauten: Schauspiel auf gehobenem Stadttheaterniveau, von der Tragödie bis zur Komödie ernst gemeinte, originäre und unverwechselbare Bühnenkunst - nicht austauschbarer Amüsierbetrieb. Andreas Pecht
 
 
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