Kritiken Theater
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2005-10-18: Kritik
Die Jugendliebe geistert durchs Ehebett
Manfred Molitorisz ist wieder da - Saubere Boulevard-Regie am Schlosstheater Neuwied
 
ape. Neuwied. Er ist ein alter Bekannter: Manfred Molitorisz. Mehr als 20 Jahre war er Schauspieler und Regisseur am Stadttheater Koblenz, als Oberspielleiter auch Stellvertreter des langjährigen Intendanten Hannes Houska. Mitte der 90er begann für ihn ein "freies" Theaterleben. Er tourte, arbeitete in Frankfurt, Wunsiedel und anderen Orten, zuletzt in Feuchtwangen.
 
Nach zehn Jahren unterwegs hat es ihn wieder in die "Heimatregion" verschlagen: Am Wochenende kam seine Inszenierung der Komödie "Kennst du mich noch" von Sam Bobrick am Schlosstheater Neuwied zur Premiere. An gleicher Stelle inszeniert Molitorisz in dieser Saison eine weitere Boulevard-Komödie und spielt in Shakespeares "Heinrich VIII". Im Gespräch ist auch eine Komödien-Uraufführung in Lahnstein.

Eine solche Wiederbegegnung wirft die Frage auf: Versteht er sein Handwerk noch, das uns seinerzeit in Koblenz manch interessanten Abend im komischen wie im ernsten Fach und auch manch spannenden Disput bescherte? Er tut´s. "Kennst du mich noch" ist eines jener Stückchen, die ihr Amüsement daher beziehen, dass sie Allerweltsprobleme augenzwinkernd durch einen Verwicklungsparcours treiben. Das funktioniert hier so: Altbackenes Ehepaar gerät in Turbulenzen, weil sich in der Wohnung ein Lover von Madame einnistet. Besonders daran ist, dass sie diesen Peter zwar leibhaftig sehen, sprechen, knutschen und mehr kann, ihr Gatte Brian ihn aber weder sieht noch hört.

Die von der Anlage her nette Idee will sagen: Weil es der Ehe an Esprit mangelt, fantasiert sich Mary ziemlich handfest ihre Jugendliebe herbei; Brian ist auf ein Gespenst eifersüchtig, das als ältliches Grinsgesicht (leidlich platt: Claus Wilcke) durch die Szene geistert. Das Übrige muss Situationskomik, Spiel- und Sprachwitz liefern. Letzterer bleibt sparsam, Autor Bobrick schöpft das Potenzial seiner Idee nicht aus. Was den Spielwitz angeht, besticht Heide Keller (Mary) mit boulevardesker Präsenz. Peter Hladik gefällt als entnervter Eifersuchts-Gatte, und Raphaela Luchtefeld nervt als lispelnder Yoga-Hippie.

Molitorisz hat das Ganze zu einer ordentlich getimten Schmunzelnummer nebst hübschen Szenebonmots gebunden - und damit einmal mehr sauberes Boulevard-Handwerk abgeliefert. "Bist du in dem Fach mal drin, wirst du darauf festgenagelt", sagt er. Was schade wäre, denn der Mann kann mehr als bloß komisch sein.
 
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