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2005-11-04: Kommentar
Chancengleichheit braucht das Land
 
ape. Die gute Nachricht: Deutschland hat im 2003 erhobenen zweiten Pisa-Ländervergleich etwas besser abgeschnitten als im ersten aus dem Jahr 2000. Diese "Erfolgsmeldung" hatte die Kultusministerkonferenz schon im Juli herausgegeben, die übrigen Ergebnisse bis gestern unter Verschluss gehalten. Was hier zu Lande meint: Sie sickerten in den letzten Tagen peu à peu durch. Das wiederum heißt, dass der Krach um die Deutung der Pisa-Resultate schon tobte, bevor der interessierte Bürger die Möglichkeit hatte, einen Blick darauf zu werfen. So kursiert seit Wochenanfang die Nachricht, Pisa 2003 belege eine generelle Verschlechterung der Chancengleichheit an deutschen Schulen. Dem widersprach nicht nur die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan: Von Verschlechterung könne keine Rede sein.
 
Was denn nun, Daumen rauf oder Daumen runter für die deutschen Schulen? Beides. Weshalb der Zustand des Schulwesens trotz Bemühungen und einiger Erfolge als Ganzes inakzeptabel bleibt. Und das eben ist die schlechte Nachricht. Die setzt sich aus vielen Mangelerscheinungen zusammen, deren wohl auffälligste ist: Die Bildungschancen der Kinder hängen in keinem vergleichbaren Land so sehr von der sozialen Herkunft ab wie bei uns. Reiche Eltern, besser noch: reiche und gebildete Eltern sind in Deutschland die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Umgekehrt umgekehrt! Schavan hat vermutlich Recht, diese Situation ist von 2000 bis 2003 nicht schlimmer geworden. Aber halt auch keinen Deut besser. Das ist beschämend, das ist unerträglich - im demokratischen, im sozialmoralischen, auch im pädagogischen Sinne.

Wenn Deutschland sich etwa in Sachen Mathematik ins Pisa-Mittelfeld hochgearbeitet hat, freut das. Ein Grund zur Erleichterung, im Falle Bayerns gar zum Jubel, liegt deshalb noch lange nicht vor. In Bayern ist die soziale Selektion am schärfsten, obendrein leistet es sich deutlich weniger Gymnasiasten als die Bundesländer im Schnitt. Mit derart ausgesiebten Schülerpopulationen lässt sich gut punkten, mit
Chancengleichheit hat das freilich wenig zu tun; und obendrein werden die Südlichter Akademiker-Nachwuchs bald importierten müssen. Interessanter der Blick nach Sachsen und Thüringen, wo Arbeiterkinder in einem zweigliedrigen Schulsystem wesentlich bessere Chancen haben, aufs Gymnasium zu kommen. Beide Länder liegen auf der Pisa-Liste zwar hinter Bayern, rangieren aber inzwischen doch auf passablen Plätzen oberhalb des Welt-Durchschnitts.

Pisa 2003 hat die Hand in die offene Wunde unseres Schulsystems gelegt, die soziale Ungerechtigkeit. Generalkonsequenz für die Bildungspolitik: Herstellung von Chancengleichheit muss oberste Priorität bekommen. Im Kleingedruckten hält die Studie Erkenntnisse bereit, die damit durchaus in Zusammenhang stehen: Dass unter schlechten Rahmenbedingungen schlecht lernen ist; dass aktive, aufgeschlossene, kooperative Schulen und Kollegien mehr erreichen können als passive; dass Sprachkompetenz und frühe individuelle Förderung der Schlüssel für schulisches Fortkommen sind. Alles nicht so furchtbar neu, nur jetzt eben als wiederholt nicht gemachte Hausaufgaben testiert.
 
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