Kritiken Musik
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2005-11-22:
Rheinische steckt in der Findungsphase
Zweites Anrechtskonzert mit Daniel Raiskin
 
ape. Koblenz. Das große Anrechts-Auditorium beim Koblenzer Musikinstitut erlebte jetzt den zweiten Auftritt der Rheinischen Philharmonie unter ihrem neuen Chefdirigenten Daniel Raiskin. Es war ein ordentliches Konzert. Aber auch ein schwieriges, das sich simpler Bejubelung entzieht. Was teils am Programm selbst lag. Am ehesten hätte noch Skrjabins Orchestervorspiel "Rêverie" (op. 24) mit seinen klaren Entwicklungsbögen zwischen Lyrik und Pathos den direkten Weg zum Herzen der Hörer finden können. Doch das Stück ist kurz, schon vorbei, bevor man sich richtig einstellen kann.
 
Die folgenden Großwerke sind per se etwas sperrig. Nielsens Klarinettenkonzert (op. 57) für reduziertes Orchester und Trömmelchen, weil es nur bei eingehender Beschäftigung einen Rest traditioneller Formen preisgibt. Im konzertanten Vorbeiflug konfrontiert es bei bruchloser Einsätzigkeit mit schierer Überfülle kleinteiliger Ideenvarianten. Den Ohrenschmaus bietet mit Staunen machender Virtuosität und Stimmungssensibilität Solist Martin Fröst.

Ein bisschen Ruhe und Übersicht ist"s, was man jetzt bräuchte. Doch auch Mahlers 4. Sinfonie G-Dur stürzt in vielfältige Farben- und Motivwechsel. Raiskin spielt souverän mit der Palette. Er übersetzt die Nuancen, die er in der Partitur sieht, in unmissverständlichen, affekt-betonten Dirigierausdruck. Wer ihn von der Seite beobachtet, versteht immer sofort, was der Mann will. Auch das Orchester versteht, folgt, liefert bravouröse Einzel- und Teilleistungen. Nur - der Klangkörper als Ganzes kann nicht recht begeistern.

Da fehlt etwas. Gleichstimmung des Herzens, gemeinsamer Atem, Vereinigung im musikalischen Geist, individuelle Unverwechselbarkeit als Orchester. Ungefähre Einsätze bei Nielsen und Mahler, brutzelnde Pizzicati, vage Klangfärbungen in Sonderheit bei den Violinen: unschöne Kleinigkeiten nur, die aber nicht bloß als Einzelfall. Dies muss angesprochen werden, das gebietet die Wertschätzung für die Musiker. Das Orchester steckt mit seinem neuen Chef offenbar in einer Findungsphase - es wäre auch absurd, nach der zurückliegenden schweren Zeit anderes zu erwarten.

Es ist der erste Teil des dritten Mahler-Satzes, der uns zeigt, wohin die Reise gehen kann. Es sind dort die tiefen Streicher, Bässe und vor allem Celli, die in wunderschönem Gleichmaß kontemplative Besinnung verströmen. Ein paar Dutzend Takte von besonderer Beseelung, Höhepunkt des Konzertes - und womöglich der Keim für neues Wachsen, das zu begleiten ein ganz eigener Genuss werden könnte.
 
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