Kritiken Musik
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2006-01-30: 
Festkonzert an Mozarts 250. Geburtstag
Höhepunkt des Jubeljahres in Koblenz: SRP  und Chor des Musikinstituts feierten
 
ape.Koblenz.  Weil es genau auf den großen Tag fiel, darf man das 6. Anrechtskonzert beim Koblenzer Musikinstitut auch nehmen, wie es wohl gedacht war: als Festkonzert. 27. Januar 2006, Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag - in der ausverkauften Rhein-Mosel-Halle  begehen Staatsorchester Rheinische Philharmonie (SRP) und erweiterter Chor des Musikinstituts mit fünf Werke des Jubilars den hiesigen Höhepunkt des Jubeljahres. Es war ein schönes, ein dem Anlass angemessenes Konzert.
 
Das Programm beginnt quasi von hinten, mit einem der letzten Werke Mozarts: Ave verum corpus (KV 618) aus dem Todesjahr 1791. Nur ein paar Minuten dauert die Andachtsmusik für Chor, Orchester und Orgel, ist aber doch komprimierter Ausdruck Mozartscher Vollendung. Joachim Gerbens führt das auf Mozart-Maß reduzierte Orchester aus gut zwei Dutzend Streichern und einer kleinen Bläserbank zu einem wunderschön warmen Adagio. Instrumentalisten und Choristen verbinden sich zu einem Klanggemälde inniger Schlichtheit, dessen dynamische Spannungsbögen Gerbens mit angemessener Zurückhaltung ausdirigiert. Respekt dem Chor, den die kniffligen Modulationen des Werkes nicht aus der Fassung bringt.

Dem ernsten Auftakt lässt das Programm mit der Motette „Exsultate jubilate“ ein munteres Gegenstück folgen. Daran wird deutlich, dass die Rheinische Philharmonie einen guten Abend hat. Ein Herz und eine Seele sind diesmal auch die Geigen, trefflich weben sich Holz und Blech ins Netzwerk. Genau das braucht´s, um die Raffinesse, ja den Schalk Mozarts schon in diesem kirchenmusikalischen Stück, nachher erst recht im dritten Violinkonzert zur Geltung zu bringen. Ansonsten klasse musiziert, geht im „Exsultate“ leider stellenweise der Solosopran von Sarah Dierkes etwas unter. Die 24-jährige Münsteranerin hat eine schöne Stimme, mit der sie umzugehen weiß – die allerdings in der Mittellage noch wachsen muss, soll sie Profanhallen wie die in Koblenz füllen.

Ein derart putzmunteres, ja putziges Halleluja wie am Schluss des „Exsultante“ kann bloß Mozart komponieren. Das ist die ideale Überleitung zum dritten Violinkonzert (G-Dur, KV 216) und damit dem Auftritt des 34-jährigen Friedemann Eichhorn als Geigensolist, Dirigent und Komödiant in einer Person. Wobei Letzteres als Lob gemeint ist. Denn wie Eichhorn da leichtfüßig-beschwingt mit schmunzeligen Gesten, mit kleinen schnippischen Körperimpulsen das Orchester dirigiert und sein eigenes Instrument (meisterlich) spielt, das passt zu den humoristisch auftrumpfenden Ecksätzen von Mozarts Werk wie das Tüpfelchen aufs i. Sollte je einer bezweifelt haben, dass Wolfgang Amadeus der genialste aller Unterhaltungsmusiker war, hier wird er eines Besseren.

Vom dritten zum ersten Violinkonzert, das sind nicht nur numerisch zwei Schritte zurück. Dem B-Dur-Konzert fehlt noch die unverwechselbare szenisch-affektive Mozart-Raffinesse. War beim dritten das Orchester selbstbedeutsames Komödiantenensemble, so muss es bei Nummer eins brav dem Solisten als Rahmen dienen. Und doch entfaltet das Werk in Koblenz  eine unerwartete Qualität: das Adagio des Mittelsatzes schwingt sich zu schier pastoraler Anmutung auf, die der Solist momenthaft sogar in Richtung Melancholia weitert. So klingen plötzlich bei Mozart Ahnungen von Beethoven, ja selbst von Romantik auf. Spannend.

Den buchstäblich krönenden Abschluss des Festkonzerts bildet die Missa in C, die „Krönungsmesse“. Die vier Gesangssolisten (Dierkes, Christine Wehler, Daniel Sans, Josef Emanuel Pichler) machen ordentliche Figur, das Orchester hält seine ausgezeichnete Abendform. Was den Chor angeht, so hat Joachim Gerbens in jetzt 25 Leitungsjahren seine Musikinstituts-Formation viele Höhen erreichen und manche Tiefe durchschreiten sehen. Der 250. Mozart-Geburtstag fällt offenbar in eine Hoch-Phase: Der Chor liefert ein glänzendes Gloria, ein hingebungsvoll aus den Tiefen herauf dräuendes Cruzifixus, ein trefflich zwischen lichtem Schlendern und wuchtigem Aufmarschieren changierendes Dona nobis. Steigerungen sind immer drin, aber am diesmal Gehörten hätte gewiss auch Herr Mozart seine Freude gehabt.
 
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