Thema Kultur
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2006-02-02:
„Vierklang“-Projekt wird im Sommer abgeschlossen
SRP und Koblenzer Chöre mit Beethovens Neunter und Uraufführung  von Volker David Kirchners „Auferstehung
 
ape. Koblenz. Alle gemeinsam waren zuletzt im Juni vergangenen Jahres vors Publikum in der Koblenzer Schlachthofhalle getreten. Das vorerst letzte Mal werden sie sich im kommenden Juni in der Pilgerkirche Vallendar zur ganz großen Konzertkulisse zusammenfinden: Jene drei  Konzertchöre aus Koblenz, die im Kooperations-Verbund mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie (SRP) im Sommer 2003 ein denkwürdiges Musikprojekt in die Welt setzten. Das nennt sich „Vierklang“ und wird im Untertitel als „Philharmonische Chornacht“ charakterisiert. Drei mal hat seit dem Start die mehr als 200 Aktive umfassende musikalische Generalversammlung aus Bach-Chor, Collegium Vocale,  KammerChor und SRP ein je um 1000 Köpfe zählendes Publikum in der Schlachthofhalle begeistert. Drei mal hat zwischen diesen Großereignissen das SRP mit jeweils einem der Chöre in anderen Örtlichkeiten konzertiert.
 
Für die Musiker, insbesondere die Choristen waren das spannende, motivierende, erhebende, zugleich auch anstrengende und lehrreiche Begegnungen. Für das Musikleben in Koblenz waren es Höhepunkte nicht nur im musikkulinarischen Sinn, sondern auch im Hinblick auf die Selbstvergewisserung der eigenen künstlerischen Potenziale am Ort: Die da gemeinsam musizieren, das sind „unsere“ Leute; und wie sie musizieren, das kann sich hören lassen!     Sechs Philharmonische Chornächte zählt die Chronik also für die drei zurückliegenden Jahre. Die denkbaren  Besetzungskombinationen sind alle durchgespielt, damit kann die Reihe nun als vollendet gelten. Doch so ungewöhnlich, wirkungsvoll, ja einmalig „Vierklang“ war, verdient das Projekt einen angemessenen Schlusspunkt. Den wird am XX. Juni ??? ein siebtes und letztes Konzert setzen: Die Generalversammlung der Kooperation, diesmal erweitert noch um einen Kinderchor, nimmt sich Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie vor und bringt die „Auferstehung“ von Volker David Kirchner zur Uraufführung. Dirigieren wird das Konzert Werner Andreas Albert.

„Freude schöner Götterfunken“, über die berühmte Beethoven-Sinfonie und ihren gewaltigen Schlusschor muss man nicht viele Worte machen. Instrumentalisten und Choristen wissen, was sie erwartet, die potenziellen Zuhörer, was sie erhoffen dürfen. Über das Werk des in Mainz geborenen und dort derzeit auch hauptsächlich arbeitenden Volker David Kirchner kann man indes nicht viele Worte machen, denn die „Auferstehung“ hat noch nie jemand gehört. Manfred Faig, musikalischer Leiter beim Koblenzer Bach-Chor, warf einen ersten Blick in die Noten, um zu sehen, was den Chören da an Schwierigkeiten ins Haus steht. Seine spontane Reaktion: „Das lässt sich machen.“ Womit klar wäre, dass die „Auferstehung“ auch für die Koblenzer Sänger keine unlösbare Aufgabe darstellt.

Ansonsten war über das Werk bis eben bloß bekannt: biblische Osterthematik, etwa 20 Minuten lang, gesetzt für Sinfonieorchester, großen Chor und Knabenchor. D:U:O wollte etwas mehr darüber wissen. Und keiner kann über ein noch nie aufgeführtes Werk wohl besser Auskunft geben als der Komponist selbst. Wir erreichten den renommierten und vielfach ausgezeichneten 63-Jährigen – zu dessen bekanntesten Arbeiten die anlässlich der Expo 2000 in Hannover uraufgeführte „Gilgamesh“-Oper gehört -  in seiner Geburts- und Heimatstadt Mainz. In seinem Arbeitsdomizil, dem Stammhaus der rheinland-pfälzischen Landesstiftung Villa Musica, erläutert Kirchner, dass  die „Auferstehung“ der zweite Teil innerhalb seines großen Passions-Zyklus´ sei. Die Passion könne man wegen ihrer Länge nur schwer als ganzes bei einem Konzert aufführen. Doch die Teile seien in sich abgeschlossen und einzeln realisierbar. So auch die „Auferstehung“. „20 Minuten stimmt aber nicht“, korrigiert der Komponist freundlich, „sie dürfte fast eine halbe Stunde spielen.“

Eine halbe Stunde Musik, die schon vor einiger Zeit als Auftragswerk des Mainzer Kulturministeriums eigens für die Rheinische Philharmonie entstand. Weshalb die Uraufführung in 2006 ganz gut passt, quasi als Beitrag zum kleinen Orchester-Jubiläum „60. Jahr der Wiederherstellung der Rheinischen Philharmonie nach dem Krieg“. Wir fragen Kirchner, von welcher Art die Musik der „Auferstehung“ sei. Falsche Frage an einen Komponisten – denn der will sich jetzt erstmal die Noten in Erinnerung bringen, um dann ein paar Tage später mit dem Fragesteller in eine ausführliche Werkanalyse einzusteigen. Das, hochgeschätzter Meister Kirchner, ist lieb gemeint, wäre aber für den Moment zuviel des Guten. Wer die ganze Hand nicht will, muss sich mit dem kleinen Finger begnügen: Vier Abschnitte umfasse die „Auferstehung“ – Lacrimae Christi, Stabbat Mater, Auferstehung und Pfingstpsalm. „Es ist sehr expressive Musik“, gibt Kirchner nun gutmütig, aber bündig Bescheid.

Die Musiker des SRP haben in früheren Jahren bereits einen „Vorfahr“ des in Vallendar zur Uraufführung anstehenden Werkes kennengelernt. Der Komponist erinnert die Uraufführung einer Frühversion seiner „Passio“ beim Katholikentag 1998 im Mainzer Dom. Jenes Teilwerk hatte damals das SRP gemeinsam mit dem Domchor unter Leitung von Mathias Breitschaft realisiert. Kirchner beschreibt es als eine „holzschnittartige“ Vorform, die er erst in der Folgezeit vollständig ausarbeitete. Ein wesentliches Ergebnis dieser Arbeit, nämlich die „Auferstehung“, wird nun im Juni zum Abschluss von „Vierklang“ das Licht der hörbaren Welt erblicken.

Mit der Uraufführung eines Werkes des bekanntesten zeitgenössischen Komponisten aus Rheinland-Pfalz wird zum Abschluss der Projektreihe noch einmal auch deren innovativ-musikpflegerischer Ansatz unterstrichen. Denn „Vierklang“ schwelgte keineswegs bloß im bekannten und beliebten Repertoire. Entdeckungen und Begegnungen mit unbekannten, ungewohnten, herausfordernden Stücken gehörten stets zum Programm. Erinnert sei an Messiaens „L´ascension“ bei der ersten Philharmonischen Chornacht oder an Honeggers König-David-Oratorium in der zweiten. Erinnert sei vor allem an die Uraufführungen der „Sinfonia Sentimentale“ des 1944 verstorbenen Koblenzer Komponisten Alfred Brüggemann oder der sinfonischen Meditation „Zwischenwelt“ vom Koblenzer Organisten Werner Mutschke.

Mit Beethovens Neunter und Kirchners „Auferstehung“ schließt also im Juni 2006 ein bemerkenswertes Kapitel des Koblenzer Musik- und Konzertlebens. Keineswegs jedoch endet damit die Partnerschaft zwischen der Rheinischen Philharmonie und den Konzertchören am Ort. Es wird andere Gelegenheiten zum gemeinsamen Musizieren geben – bei denen man dann auf die großartigen Erfahrungen aus sieben „Vierklang“-Konzerten zurückgreifen kann. 
 
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