Kolumne Begegnungen regional
Thema Menschen / Initiativen
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2006-02-04 Begegnungen:
Detlef Knopp und die Stadtkultur
Grüner Koblenzer Kulturdezernent stets auf der Suche nach dem Konsens
 
ape. Koblenz. Mit Detlef Knopp kommt erstmals ein Politiker in der Reihe "Begegnungen" zum Zuge. Der Autor traf in dem Koblenzer Kulturdezernenten einen Amtsinhaber, der Kultur nicht als glänzendes Schmuckwerk, sondern als Element der Daseinsfürsorge im kommunalen Gemeinwesen betrachtet.
 
Warum jetzt erst die "Begegnung" mit einem Politiker? Zumindest der Kulturdezernent der Stadt sei schließlich eine der wichtigsten Institutionen und Persönlichkeiten für das hiesige Kulturleben. Sagen die einen. Andere fragen mit unschuldigem Augenaufschlag: Wer ist Detlef Knopp? Die Sympathien für den grünen Kulturdezernenten sind aufs Publikum leidlich verteilt, Parteipräferenzen spielen dabei sicher keine kleine Rolle.

Was der Betroffene für ungerecht oder zumindest unangemessen halten dürfte, denn er selbst sieht sich "in erster Linie der Stadt und allen Bürgern verpflichtet. Parteipolitik darf da keine Rolle spielen", wie sich Knopp beim Aufgalopp zu unserer "Begegnung" ausdrückt. Nachher unterstreicht er mehrfach sein "Bemühen um überparteilichen Konsens im Interesse" diverser Problemlösungen - nicht nur im Kulturfach, auch bei den Koblenzer Schulen, für die er passenderweise ebenso zuständig ist wie seltsamerweise für das städtische Krankenhaus.

Mit Politikern zu plaudern, zumal über Kultur, ist ein ziemlich undankbarer Job: Erstens wird die Öffentlichkeit nachher beim Autor auf jeden Fall Parteilichkeit vermuten, sei"s für oder sei"s wider den Kandidaten. Politik wirkt so. Zweitens will der Politiker möglichst wenig gelöchert werden, stattdessen lieber reden, dozieren, erklären und in aller Bescheidenheit ein bisschen glänzen. Der Kommunal-Grüne Detlef Knopp kann das mindestens so gut wie ein Landesminister. Zwei Stunden am Stück - druckreif, würde man ihn lassen - dasitzend vor Aktenbergen unter Gemälden auch regionaler Künstler in seinem alten Rathausbüro, Hinterhof, Ostflügel, zweiter Stock. Zwei gute Gründe also, die "Begegnungs"-Reihe anfangs der Politik zu entziehen.

Aber vielleicht tut man der Politikerzunft Unrecht. Knopp jedenfalls lässt sich zu keiner Wadenbeißerei provozieren. Der Blick auf die Kulturpolitik vor seiner Amtsübernahme 1999 fällt moderat aus: "Was vorher gemacht wurde, war gewiss nicht in Gänze schlecht." Selbst über seine derzeitigen kulturpolitischen Gegenspieler bei der CDU-Ratsfraktion mag er kein schlechtes Wort sagen: "Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, so gelten die Anstrengungen von Herrn Assenmacher, Frau Gellert und mir doch stets der Förderung der Kultur in Koblenz." Ob Assenmacher und Gellert sich dieser Troika bewusst sind? Interessante Frage für spätere "Begegnungen".

Wer ist Detlef Knopp? Die Frage ist despektierliche Provokation. Allerdings enthält sie ein winziges Quäntchen Realitätsbezug, insofern der 50-jährige studierte Lehrer kein Mann der großen Schlagzeilen ist, am Rednerpult von mutwilligem Funkenschlag Abstand nimmt und auch sonst im Sinne seines erklärten Konsensbestrebens Polarisierungen vermeidet. Knopps einstiger Amtsbruder, der legendäre Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, hatte mit Reden und Ideen in den 70er-Jahren zeitweise eine ganze Stadt in Aufruhr versetzt. Solche Gefahr droht der Rhein-Mosel-Metropole derzeit sicher nicht. Ihr Dezernent würde schon den Vergleich abwegig finden, denn er ist davon überzeugt, dass es weltfremd und auch nicht sinnvoll wäre, hier eine Kulturpolitik machen zu wollen mit dem Ziel, Koblenz im Chor der ganz großen Kulturzentren mitsingen zu lassen. Weshalb Knopp auch dem "Leucht- turm"-Konzept der Landesregierung wenig Begeisterung entgegenbringt.

Eine Nummer kleiner

Für welche Kulturpolitik, für welche Kultur steht er? "Für eine Kultur des Erwachsenwerdens und Altwerdens", formuliert er einen Ansatz, der auf einen praktischen Grundsatz hinausläuft: "Ich muss das breite Kulturangebot für die Bürger dieser Stadt und dieser Region ermöglichen und sicherstellen." Als Beispiel schlägt er den Bogen von der städtischen Musikschule, deren Arbeit schon mit Kleinkindern beginnt, bis hin zum Seniorentheater. "Kultur muss für alle da sein", "Kultur ist ein öffentliches Gut", "Kultur ist kein Luxus, sondern Daseinsfürsorge". Mit selten erlebtem Enthusiasmus breitet er seine Überzeugungen aus - und die haben samt und sonders mit der inneren Befindlichkeit des städtisch-regionalen Gemeinwesens Koblenz zu tun.

Dieser Grüne sieht Kultur nicht vorrangig als Werkzeug, um Koblenz nach außen glänzen zu lassen oder Touristen anzulocken. Ihm gilt Kultur in erster Linie als Säule der Lebensqualität der Bürger am Ort selbst. Stadttheater, Volkshochschule, Musikschule, Stadtbibliothek, städtische Museen und Stadtarchiv sind Kernstücke hiesiger Kultur, deren Fortbestehen und Fortentwicklung er Priorität einräumt. "Es ist illusionär, vom Mittelrhein-Museum und vom Ludwig Museum zu erwarten, dass sie mit der Bonner Museumsmeile oder dem Frankfurter Museumsufer konkurrieren. Dazu fehlen uns einfach die Mittel."

Diese Einstellung prägt auch seine Haltung zum derzeit heftig diskutierten Kulturbau für den Zentralplatz. "Geht das nicht eine Nummer kleiner?", wirft er ein. Ist der Kulturdezernent also gegen einen solchen Kulturbau? Politiker beantworten solche Fragen selten mit Ja oder Nein. Auch der grüne Knopp nicht: "Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, aber ich bin dagegen, dass wegen eines solchen Vorhabens die bestehenden Kultureinrichtungen geschwächt werden. Bei unserer finanziellen Gesamtsituation aber wäre das fast zwangsläufig die Folge." Knopp liebäugelt mit einem "eher lokal-regionalen Ansatz": Errichtung einer wesentlich preiswerteren zentralen Stadtbibliothek. 100 000 Besucher verzeichnen deren drei jetzigen Standorte. "Das könnten mit der Zentralisierung 300 000 werden."

Einen Konsens finden

Welche Lösung man auch bevorzuge - und dann wird Knopps Ton beschwörend - "wir müssen von der krampfhaften Suche nach Alleinstellungsmerkmalen für die Stadt wegkommen und einen Konsens finden nach der Devise: Lasst uns das machen, was realistisch bis 2011 fertig sein kann". Vom Koblenzer Kulturgrünen heißt es bisweilen, er sei bloß ein Amtswalter, habe so gar keinen Innovationsgeist. Diese Kritik missversteht die Kommunalphilosophie von Detlef Knopp. Bestandssicherung der kulturellen Basisleistungen könnte man eines seiner Leitmotive nennen. Nicht ohne Stolz breitet er Fakten aus: Anders als in Saarbrücken, Bremen, Freiburg habe es etwa im Theaterhaushalt keinen Kahlschlag gegeben. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur liege Koblenz vor Mainz, Wiesbaden und anderen Landeshauptstädten.

Knopp weiß, dass Kultureinrichtungen nie Überschüsse erzielen können. Diese Art Daseinsfürsorge müsse sich ein Gemeinwesen einfach leisten. "Dennoch muss die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen gestellt werden." Da sieht er

Koblenz auf gutem Weg: Die Eigenfinanzierungsquoten seien hoch, die Modernisierung der Einrichtungen von innen heraus gehe voran; beispielhafte Ergebnisse habe die Reform der Musikschule erzielt. "Das muss man auch mal sagen dürfen", bedeutet der Dezernent mit hochgezogenen Brauen dem Fragesteller. Detlef Knopp versteht sich als Moderator, auch als Netzknüpfer oder Helfer. Eben hat er Annegret Ritzel und Dieter Servatius an einen Tisch gebracht; Stadttheater und Jugendtheater sollen mehr kooperieren.

Für Stadtteilkultur vor allem schlägt sein Herz sowie für die Verbindung zwischen Kultur und Schulen. "Da braucht es Kontinuität und das Zusammenwirken vieler, um etwas zu erreichen, das sich auch über Jahre hält." Ehrenbreitstein wird angeführt mit seinen Kulturtagen, seiner Künstlerszene, mit Rhein-Museum, Konradhaus und aus Mainz weggeholtem Breitbach-Literaturpreis. Auf die Koblenzer Jugendbuchwoche verweist Knopp selbstbewusst und darauf, dass die Musikschule bei allen zehn Ganztagsschulen der Stadt mitmacht.

"Unten", bei der Kultur der Region für den Bürger, da fühlt sich der Kulturdezernent sichtlich zu Hause. Bei dieser Priorität bleibt er auch hinsichtlich des Kulturprogramms für die Bundesgartenschau, das nach seinen Worten Kulturamt und Stadtmarketing in eigener Regie gemeinsam auf die Beine stellen. Wie weit sind die Vorbereitungen? "Wir sind bei der Themensammlung." Natürlich muss es zur Buga große Events geben. Aber mehr noch liegt Detlef Knopp daran, dass die regionale Kulturszene eingebunden wird und regionale Akzente setzt: Etwa mit einen Skulpturenwettbewerb hiesiger Künstler oder einem Festspiel, das dem Buga-Publikum die Geschichte der Stadt Koblenz erzählt.
 
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