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2006-02-24 Kultur:
Gauner, Mörder, Kommissare
200 Krimiautoren kommen zum „Criminale“-Jubiläum in Koblenz (26.4. – 1.5.)
 
ape. Koblenz/Mittelrhein. Die Vorermittlungen im Fall „Criminale 2006 Koblenz“ laufen seit Monaten: Die SoKo-Koblenz (für Krimi-Abstinenzler: SoKo = Sonderkommission) zieht ihre Kreise. Tatort um Tatort nimmt sie unter die Lupe, befragt in Dörfern und Kleinstädten rund um Koblenz Hunderte von Zeugen, quetscht Verdächtige aus. Zahllose Verdachtsmomente, Indizien und Spuren weisen alle in die gleiche Richtung: Es gibt in der Mittelrheinrregion ein Netzwerk des Verbrechens, gewoben von einem internationalen Syndikat – und eben dieses Syndikat hat für Ende April Clans, Familien, Banden und als Einzelgänger „arbeitende“ Mitglieder zu einem großen Treffen nach Koblenz eingeladen. Die SoKo weiß Bescheid, die Ordnungshüter sind gerüstet, weshalb es zwischen dem 26.April und dem 1. Mai in der Rhein-Mosel-Stadt und drumherum zu einem denkwürdigen Showdown kommen dürfte.
 
Im Klartext: Koblenz ist in diesem Jahr Austragungsort von Europas größtem und wichtigstem Treffen deutschsprachiger Krimiautoren. Im Vorfeld zog und zieht der schriftstellerische Kern des Vorbereitungskomitees – genannt SoKo-Koblenz - „über die Dörfer“, um für dieses kriminalliterarische Festival zu werben. Von der schreibenden Zunft gehören zur Soko die rheinland-pfälzischen Autoren/innen Gabriele Keiser aus Andernach, Mona Misko aus Bad Neuenahr und Heinz-Peter Baecker aus Pfalzfeld (die mörderischen Drei auf unserem Foto). Um das Trio herum gruppieren sich als SoKo-Kollegen: der Bonner Autor und Jury-Präsident für den „Glauser-Preis“ Thomas Przybilka; Rhein-Zeitungs-Redakteur Lars Wienand; Ralf Schomisch, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Koblenz; Bert Flöck, Chef der Koblenz Touristik und sowie der Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann.

Etwa 200 Vertreter der ehrenwerten Gesellschaft von Krimiautoren werden zum „Criminale“ genannten sechstägigen Meeting am Mittelrhein erwartet, werden die Stadt und das Umland mit Lesungen und Actions in Aufregung versetzen. Mehr als 30 Veranstaltungen sind im Stadtgebiet von Koblenz vorgesehen. Mit noch einmal der gleichen Anzahl werden gut zwei Dutzend Gemeinden Rhein auf und Rhein ab, an Lahn und Mosel, in Eifel und Hunsrück bespielt. Das Festival beginnt am 26.4. bereits um 9 Uhr in der Früh mit einem Krimi-Filmvormittag unter dem Motto „Gegen Gewalt“ in der Koblenzer Kulturfabrik. Wie das Kulturinfo von seinen Unterwelt-Spitzeln erfuhr, wollen sich die bereits angereisten Autoren gegen Mittag am Rathaus versammeln. Punkt 12 Uhr soll es bei einer konzertierten Aktion dem Oberbürgermeister an den Kragen gehen. Am Abend werden zur Eröffnungs-Gala der „Criminale“ im Café Hahn auch Ministerpräsident Kurt Beck nebst diversen Amtsgrößen erwartet.

Die diesjährige „Criminale“ am Rhein-Mosel-Eck ist eine Jubiläumsausgabe des Kriminal-Festivals, dessen Geschichte bis ins Jahr 1986 zurück reicht. Zum 20. Mal kommen die in der Gruppe „Syndikat“ verbundenen deutschsprachigen Krimiautoren zusammen. Dereinst in Gelsenkirchen gegründet, gehören dem „Syndikat“ heute rund 400 „Täter“ an. Etwa 200 nehmen an den mehrtägigen Treffen jeweils teil, die in jedem Frühjahr an einem anderen Ort stattfinden. Wie die Handlungsräume des Krimi-Genres mal urban, mal provinziell sind, so wechseln auch die Austragungsorte für die „Criminale“ das Umfeld:  Im einen Jahr ist es eine Großstadt, im andern ein eher ländlicher Raum. 2005 gastierte die „Criminale“ im Hochsauerlandkreis, 2006 kommt sie nach Koblenz, im nächsten Jahr geht´s an die Weinstraße und 2008 nach Wien. Das jetzige Festival ist nach Daun 1999 und Westerburg/Rennerod 2003 bereits das dritte in Rheinland-Pfalz – eine Dichte, die bis dato kein anderes deutsches Bundesland aufweisen kann. Wobei Koblenz als urbaner Tatort in einer Reihe mit früheren Tatorten wie Hamburg, Berlin, Köln, Essen oder München gewertet wird. Große Ehre, große Verpflichtung.

Ins Leben gerufen also wurden das „Syndikat“ und dessen anfangs schlicht „Krimi-Tage“ genanntes Jahres-Festival 1986 in Gelsenkirchen. Zu ihrem Namen kam die „Criminale“ aber erst 1989, erzählt Heinz-Peter Baecker. Der 60-jährige Koordinator der SoKo-Koblenz ist Journalist und Autor von mehr als einem Dutzend Büchern, darunter sieben Hunsrück-Krimis sowie die beiden Factionsthriller „Diana – das Komplott“ und „Das Fleisch-Kartell“. Auf die Namensidee „Criminale“ sei beim Jahrestreffen in Berlin der spätere Sydikat-Sprecher Horst Bosetzky gekommen, Krimifans gut bekannt unter dem Autorenkürzel „-ky“. Inspiriert wurde die Idee von „Berlinale“, der Kurzform für die Internationalen Berliner Filmfestspiele.

Von Anfang an hatte die „Criminale“ einen Doppelcharakter als öffentliches Publikumsfestival einerseits, Jahrestreffen mit Fortbildungsbetrieb für die Syndikat-Mitglieder andererseits. Auch während des Koblenzer Meetings gibt es etliche nichtöffentliche Workshops für die Autoren, etwa über DNA-Analyse, Geldfälschung und Terrorabwehr beim LKA in Wiesbaden. Die Koblenzer Polizei will den Schriftstellern beispielsweise Realitätseinblicke auf den Feldern Phantomzeichnung, Indizienprozesse und Sicherheitstraining ermöglichen. Bei einem anderen Workshop führt Domina Domenica wissbegierige Schreiber ins Rotlicht-Milieu ein.

Auch wenn 20 Jahre nur ein kleines Jubiläum sind, so verbinden sich damit doch  Erwartungen auf ein besonderes „Criminale“-Programm. Eine Besonderheit der Festivalwoche in Koblenz soll ein Rekordversuch der Autoren fürs Guinnessbuch werden: Da die Krimizunft so zahlreich am Ort vertreten ist, will man den „längsten Signiertisch der Welt“ auf die Beine stellen. Unter dem Motto „Krimiautoren gegen Gewalt“ wollen die Spannungsschriftsteller am 29. April schweigend durch die Koblenzer Innenstadt marschieren und ein gesellschaftspolitisches Signal setzen. Höhepunkt des Festivals ist traditionell die Verleihung der Syndikats-Preise: An erster Stelle der Friedrich-Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Vorjahres, dann der Ehrenglauser für ein bisheriges Lebenswerk, der Kinder- und Jugendkrimipreis „Martin“ sowie der von Fred Breinersdorf 2001 gestiftete Glauser-Kurzkrimipreis. Der Preis erinnert an der Schweizer Kriminalschriftsteller Friedrich Glauser (1896-1938), von dem die berühmte Figur des Wachtmeisters Studer stammt. 

Die Glauser-Nacht trägt in Koblenz den passenden Titel „Tango Criminale“ und wird am 30. April in der Rhein-Mosel-Halle den 20. Festivalgeburtstag mit dem 70. Geburtstag des Musikers Klaus Doldinger verbinden. Doldinger hat sich auf ganz eigene Weise um die deutsche Krimilandschaft verdient gemacht: Von ihm stammt die Titelmelodie zur Fernsehreihe „Tatort“. Und wenn alles klappt, wie die SoKo-Koblenz es plant, dann könnten an diesem Abend zur Gratulantenschar am Ort viele, vielleicht alle noch lebenden Tatort-Kommissare gehören. Nach den Honneurs die Musik: Doldinger und Passport werden spielen. Und wenn schließlich alle Fälle gelöst sind, beginnt für sämtliche Beteiligte die lange Tanznacht in den Mai.

Infos: www.die-criminale.de
 
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