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2006-04-22:
Daniel Raiskin legt jetzt richtig los

Saison 06/07 beim Staatsorchester Rheinische Philharmonie trägt erstmals durchgängig die Handschrift des neuen Chefdirigenten

 
ape. Koblenz. Am Bewerbungsparcour vorbei kurzfristig ins Amt berufen, war  für Daniel Raiskin die erste Saison als Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie eine Übergangsphase. Die geht nun zu Ende – und der Blick richtet sich auf die nächste Spielzeit, in der er den Schwerpunkt seiner Arbeit erstmals tatsächlich auf Koblenz  setzen kann. Wir sprachen mit dem Dirigenten über Pläne und Programme.
 
Eine Wohnung hat er inzwischen; nicht ganz ruhig so mitten in der Koblenzer Altstadt, aber nur ein paar Schritte von seinem Hauptarbeitsplatz Görreshaus entfernt. Dem Ruf an die Spitze des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie gefolgt zu sein, bedauert Daniel Raiskin noch nicht. Jetzt freut er sich, endlich den Schwerpunkt seiner Dirigententätigkeit auf das hiesige Orchester setzen zu können.

Raiskin spricht vom Programm, für das er nun Verantwortung trage. Er spricht von der Notwendigkeit einer kontinuierlichen Orchesterarbeit mit einem festen Dirigenten, der konstant bestimmte Aufbau-Ziele verfolge. „Nach den zurückliegenden schweren Jahren“ – gemeint ist der Furor um die Orchesterreform – möchte er, dass über das Orchester weniger als kulturpolitischer Streitfall, stattdessen wieder „mehr und gut“ über künstlerische Leistungen gesprochen wird. Denn der Chedirigent ist sicher: Dieser Klangkörper kann in der  Orchesterlandschaft „sehr hoch angesiedelt werden“.

KONTINUITÄT WAHREN - NEUE AKZENTE SETZEN

Der Neue muss das Rad nicht neu erfinden. Man werde sich in der Saison 06/07 wieder stark in der Region engagieren, Konzerte etwa in Andernach, Mayen oder Simmern geben. Die Zusammenarbeit mit den Koblenzer Mendelssohn-Tagen würde fortgesetzt, ebenso das Kinderprogramm der Rheinischen Philharmonie. Raiskin kann sich auf Sicht eine Ausweitung der Görreshaus-Konzerte von vier auf sechs vorstellen, denn diese Reihe sei schon heute oft  ausverkauft.

In der ersten Spielzeithälfte kommen noch einmal die Jubilare Mozart, Schumann und Schostakowitsch zum Zuge. 2007 ist das 50. Todesjahr von Jean Sibelius, der dann sowohl im Görreshaus als auch beim Musikinstitut eine Rolle spielt. Hinzu tritt verstärkt die  rheinisch-romantische Schiene mit Schumann, Brahms, Mendelssohn, Bruch. Und nicht zuletzt will Raiskin der Musik seiner russischen Heimat Raum geben: Schostakowitsch, Strawinsky und „schöne frische Sachen von Lutoslawski“ stehen ebenfalls auf dem Programm. Fest vereinbart ist die Deutsche Erstaufführung eines neuen Werkes des Briten Marc-Anthony Turnage für Saxofon und Orchester; verhandelt wird noch über andere Erst- oder Frühaufführungen, etwa eines Stückes von Arvo Pärt. 

ABSCHIED VON DER EIGENEN SOLISTEN-LAUFBAHN

Mit Daniel Raiskin und seinen Kontakten in die internationale Musikszene verbanden sich von Anfang an Hoffnungen auf Gastspiele großer Solisten. Die Hoffnungen erfüllen sich. Ihr Kommen zugesagt haben beispielsweise Alexej Lubimov, Daniel Müller-Schott, Julian Rachlin, Martin Fröst… Ein Solistenaufgebot von Rang, darunter mancher Freund aus Raiskins langjähriger Karriere als Bratschen-Solist. Von dieser will er sich im Januar beim zweiten Görreshaus-Konzert, das auf seinen 37. Geburtstag fällt, mit Schnittkes Monolog für Viola und Streicher verabschieden. Grund: Eine Doppelbelastung als Chefdirigent und Bratschen-Solist übersteige auf Dauer das gesundheitlich Vertretbare. Auch sein Engagement als Kammermusiker will er auf wenige ausgewählte Anlässe einschränken – Anlässe wie die beiden Konzerte mit dem Vogler Quartett und den Belcanto Strings bei den diesjährigen Mittelrhein Musik Momenten.

Erklärte Absicht ist, die Rheinische Philharmonie stärker auch im nationalen und internationalen Konzertgeschehen zu profilieren. Gastspiele führen etwa nach Antwerpen, ins französische Compiegne und in etliche deutsche Städte. Zur Blüte kommt dieser Arbeitsbereich aber erst ein Jahr später, weil für den internationalen Musikbetrieb die Anlaufzeit noch zu kurz war. Das auswärtige Engagement soll keineswegs zu Lasten des heimischen gehen. Man freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Stadttheater, auf interessante Projekte wie „Tristan und Isolde“ oder einen doppelten Puccini-Abend. Für Raiskin ganz wichtig: Verstärkte Ansprache der Jugend wie sie auch im neuen Theaterspielplan vorgesehen ist – „da ziehen wir an einem Strang“.

Bleibt die Frage nach der persönlichen Mitwirkung des Chefdirigenten am städtischen Musiktheater. Er habe wiederholt seine  Bereitschaft dazu erklärt, so Raiskin, aber vom Theater sei bisher kein Interesse bekundet worden. Eine unschöne Situation, denn der Chefdirigent des Koblenzer Orchesters gehört natürlich auch in den Graben des Koblenzer Theaters. Zumal Raiskin in diesem Metier kein unbeschriebenes Blatt ist: Er hat vielfach Opern in Russland und Skandinavien dirigiert, hat regelmäßig mit einer der bedeutendsten zeitgenössischen Tanzkompagnien Europas gearbeitet, dem „Netherlands Dance Theater (NDT)“.
 
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