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2006-04-29 Gastbeitrag:
Lahnstein bleibt dem Blues treu

Breite Kooperation rettet das legendäre Festival am Rhein-Lahn-Eck

Gastbeitrag von Marco Pecht (Originaltext)
 
map. Lahnstein. Der Mittelrhein hat weiter den Blues! Von schwermütiger Stimmung kann zurzeit allerdings keine Rede sein. Viel mehr gibt es Grund zur Freude: Das legendäre Bluesfestival in Lahnstein ist gerettet, Dank der großen Einsatzbereitschaft von Bluesfreunden, Stadt, Land, Kreis, Vereinen sowie Unterstützung durch den Kultursommer. Das überregional bekannte Festival geht auch in diesem Jahr (23. September) wie gewohnt  in der Lahnsteiner Stadthalle über die Bühne. Hinter den Kulissen hat sich jedoch einiges geändert.
 
Mit Mundharmonika und Klampfe reisten sie früher an, die Stars des Blues. Manchmal kamen sie sogar mit dem Linienbus vom Koblenzer Bahnhof und hatten nur ein Ziel: die Lahnsteiner Stadthalle. Denn zumindest auf einer Landkarte ist die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn ein fetter Punkt – auf der der Bluesszene. Was manche wundert, ist seit 26 Jahren Tradition. Das Bluesfestival hat einen Namen in der Republik und darüber hinaus. Kenner wissen: Wenn es um guten Blues geht, ist die Lahnsteiner Stadthalle einmal im Jahr eine erste Adresse. Das Bluesfestival hat längst Kultcharakter. Ray Stubbs, Inga Rumpf, Joy Fleming oder Shemekia Copeland sind Beispiele aus einer endlosen Reihe von Künstlern, die schon über den mit  Brandlöchern übersäten gelb-blau gemusterten Teppich der Halle auf die Bühne schritten.
 
Doch pünktlich zum 25. Geburtstag im vergangenen Jahr kam der Schock: Der Südwestrundfunk (SWR), der Veranstalter des Festivals war, beendete sein Engagement in Lahnstein. Der Sender müsse sparen, so die Begründung. Und da bekam Lahnstein wirklich den Blues. Die Depression hielt nicht lange: „Wir dürfen so ein Festival nicht einfach sterben lassen“, erinnert sich Michael Stoll, langjähriger Begleiter des Festivals, an die Reaktionen. Eine Generation, die mit dem Blues aufgewachsen ist, hat die Initiative ergriffen und eine sehenswerte Kooperation ins Leben gerufen. Gemeinsam haben sich der Verein Lahnsteiner Musikszene, Stadt Lahnstein, Kultursommer Rheinland-Pfalz, Rhein-Lahn-Kreis und Landesarbeitsgemeinschaft Rock und Pop des Festivals angenommen. Den Rücken gestärkt bekamen sie unter anderem von etlichen Bluesfreunden, die per Unterschrift für den Erhalt der Veranstaltung stimmten und sich zur Förderung bereit erklärten.

Die neuen Macher des Festivals können zudem Konzert-Know-How vorweisen: Die Lahnsteiner Musikszene richtet seit Jahren beispielsweise das Kulturfestival Lahneck-Live aus und holt damit jährlich im Sommer Tausende Besucher ans Lahneck. Auch die Landesarbeitsgemeinschaft Rock und Pop ist im Veranstaltungsgeschäft von Rheinland-Pfalz kein Neuling. Zusammen mit den Finanzzuschüssen, die von Stadt, Kultursommer und Sponsoren kommen, ist das Bluesfestival für dieses Jahr in trockenen Tüchern. „Wir haben uns ganz gut zusammengefunden“, bilanziert Michael Stoll, nun selbst ein Aktivposten in Sachen Bluesfestival.
 
Für das künftige Programm ist ein künstlerischer Beirat verantwortlich, der eine interessante Mischung aufweist: Der „Urvater des Rock“, Konzertveranstalter Fritz Rau; das Bluesfestival-Urgestein Tom Schroeder, der schon vor zwei Jahrzehnten die Fäden in der Hand hielt; Bluesfan und Journalist Michael Stoll; Blueskenner Renzo Panciera, Besitzer einer Lahnsteiner Eisdiele. Sie stehen in Kontakt und Verhandlungen mit vielen regionalen, nationalen und internationalen Künstlern.

Hinter den Kulissen gibt es zwar etliche Neuerungen, beim Programm des dann 26. Bluesfestivals wird aber auf Kontinuität gesetzt. „Das Festival war mit seinem Konzept erfolgreich. Warum sollten wir daran groß was ändern“, erklärt Michael Stoll. Es wird auch in diesem Jahr ganz die Musik im Vordergrund stehen. Denn, so Stoll: „Blues ist die Basis von Rock und von schwarzer Musik bis hin zum HipHop.“  Damit ist klar, dass das Publikum am 23. September auf Bekannte treffen wird. Die Moderation bleibt beim Kabarettisten Thomas C. Breuer und auch der Bluespreis, der Blues-Louis, wird wieder verliehen – an Klaus Doldinger, der in diesem Jahr 70. Geburtstag feiert und in Lahnstein auch auftritt. Kleine Änderungen im Programm gibt es aber dann doch:  Zum Einlass etwa spielt eine Band im Foyer der Stadthalle, und die Veranstaltung soll nicht ganz so plötzlich enden wie in den Vorjahren – zum Ausklang der Bluesnacht ist Party angesagt.

Neben dem Bluesfestival möchten die neuen Veranstalter den Blues mit kontinuierlichem Engagement stärker in der heimischen Region verankern: Der monatliche „Stormy Monday“ soll sich als Treffpunkt für passionierte wie angehende Bluesbrothers und Soul-Sisters vom Mittelrhein etablieren. Das Konzept: Einmal im Monat gibt es (schon jetzt) im Jugendkulturzentrum Lahnstein einen Abend, bei dem sich alles um den Blues dreht. Dabei sind es nicht immer Live-Bands, die Mississippi-Atmosphäre an den Rhein holen. Manchmal trifft man sich nur, um zu fachsimpeln oder die neuesten Platten zu hören. Auf das Bluesfestival wird sozusagen das ganze Jahr über hingearbeitet. Für das Festival 2006 am 23. September stehen schon einige Acts fest: Neben Klaus Doldinger werden etwa Mighty Mo Rodgers und als regionaler Vertreter Yannick Monot auftreten.

(Infos: www.lahnsteiner-bluesfestival.de)
 
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