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2006-10-01 Kultur:
Stimme des Orchesters auch für die kniffligen Fälle

Neuer Orchestervorstand beim Staatsorchesters Rheinische Philharmonie (SRP) –
„Die Kooperation wird uns starkbeschäftigen“
 
ape. „Wenn plötzlich die Hütte brennt, dann verlangt so ein Amt, von dem man eigentlich erwartete, es sei wenig aufregend, auf einmal sehr, sehr viel Kraft und Einsatz.“ Mit diesem etwas drastischen Bild beschreibt Lothar Hänsel, Vorsitzender des neuen Orchestervorstandes des SRP, wie es einem als gewählter Vertreter ergehen kann. Den Amtsvorgängern etwa erging es so: Anno 2003 gewählt, hatten sie wenig Gelegenheit, die Geschäfte in „geregelter Routine“ zu besorgen, denn die Turbulenzen um die rheinland-pfälzische Orchesterstrukturreform machten jene Amtszeit zu einer Zeit überwiegend im Ausnahmezustand.
 
Derart turbulent wünscht sich der im Sommer 2006 gewählte neue Orchestervorstand die nun folgende dreijährige Amtsperiode nicht gerade. Allerdings rechnen die drei Mitglieder des Gremiums damit, dass auch sie in beträchtlichem Umfang mit der Orchesterstrukturreform befasst sein werden. Die nämlich werde in der Saison 06/07 erstmals so richtig alltagspraktisch wirksam. Und vor allem die Orchesterkooperation, also der Musikeraustausch zwischen den Staatsorchestern in Koblenz, Mainz und Ludwigshafen brächte ohne Zweifel reichlich Fragen, Probleme, Handlungsbedarf im Aufgabenspektrum auch des Orchestervorstandes mit sich. So die Einschätzung des neuen Trios im Amt beim Gespräch mit DUO. „Nicht nur in diesem Zusammenhang müssen wir demnächst auch an die Verlängerung des bis 2008 abgeschlossenen Haustarifvertrages denken“, so Hänsel,

Wer sind die drei? Neben dem Kontrabassisten Hänsel sind das die Cellistin Bettina Hagedorn  und der Hornist Ioan Plautz. Letzterer ist in doppeltem Sinn der  Jüngste im Bunde: an Lebensjahren, und was seine SRP-Zugehörigkeit kann im Vergleich zu seinen beiden Kollegen quasi ein „Neuling“ im Orchester gelten. Mit „einer halben Ewigkeit“ beim SRP ist  Hänsel Dienstältester in der Runde. Was bewegte Plautz, für das Amt zu kandidieren? „Man hat mich, und das kam für mich sehr überraschend, gefragt“, erklärt der humorige Hornist auch Wochen nach der Wahl noch etwas ungläubig staunend. Wie wichtig diese Arbeit sei, habe er während seiner bisherigen SRP-Jahre erkennen können; und den letzten Ausschlag gab, „als ich sah, dass die meisten Kandidaten Leute sind, mit denen ich gut klarkommen würde“.

Stimmt die Chemie im schließlich gewählten Trio? Drei Köpfe nicken Zustimmung. Eine der ersten Absprachen sei gewesen, dass man die freie Aussprache und die wechselseitige Abstimmung in der Gruppe pflegen wolle. Gegenseitiges Vertrauen erwünscht, Alleingänge unerwünscht. Alle drei gehören erstmals dem Orchestervorstand an. Dennoch verfügt die Gruppe über einige Erfahrung in der Arbeit von Vermittlungsgremien und Interessenvertretungen: Bettina Hagedorn war zuvor schon Mitglied des Personalrates bei der Rheinischen Philharmonie, Lothar Hänsel nimmt seit Jahren die Funktion des ständigen Vertreters der Deutschen Orchestervereinigung im Koblenzer Görreshaus wahr.

Was tut ein Orchestervorstand eigentlich, etwa im Unterschied zum Personalrat?  Während letzterer sich vor allem um die sozialen Interessen der Philharmonie-Belegschaft kümmert, vertritt der Orchestervorstand die Interessen der Musiker in künstlerischer Hinsicht. „Wir sind beispielsweise eine Vermittlungs-, manchmal auch eine Schlichtungsinstanz zwischen Orchester und Dirigent oder Intendanz“, erklärt Hänsel.  „Und das möglichst weit im Vorfeld etwa arbeitsrechtlicher Auseinandersetzungen. Wir schauen auch auf die Zumutbarkeit von Dienst- und Einsatzplänen. Sollte sich mal jemand im Ton vergreifen oder im Benehmen vertun, sollten wir genauso eingreifen wie für den Fall, dass ein Dirigent mal die Grenzen des Spielbaren überschreitet.“  Traditionell ist in Koblenz das Orchester durch einen Orchestervorständler im Vereinsvorstand des Freundeskreises vertreten. Diese Aufgabe wird nun auch wichtig im Hinblick auf die  Orchesterstiftung, Bettina Hagedorn hat sie übernommen.

Was noch? Es ist der Orchestervorstand, der vor Einstellung neuer Musiker die Kandidaten zum Probespiel einlädt, das Votum des Orchesters einholt, dann gegenüber Chefdirigent und Intendanz eine entsprechende Empfehlung abgibt. Ähnlich war es zuletzt auch bei der Auswahl des neuen Chefdirigenten: Der Orchestervorstand legte den Willen des Orchesters als nicht unbeträchtliches Gewicht in die Waagschale; Stadt, Land, Intendanzen schlossen sich dem Votum für Daniel Raiskin an. Hänsel, Hagedorn und Plautz haben die Hoffnung, dass sie künftig die Stimme des Orchesters auch etwas stärker in die musikalische Programmplanung einbringen können. „Natürlich hat da der Chefdirigent das letzte Wort. Aber gemeinsame Gespräche auch übers Programm, könnten zu durchaus interessanten Ergebnissen führen.“ Ergebnissen, die zum Erreichen des gemeinsamen Zieles aller in der Rheinischen Philharmonie beitragen können: „Nach den Jahren der Unruhe und Ungewissheit wünschen wir uns, dass das Orchester sich zu einem Klangkörper mit ganz eigenem, unverwechselbarem Ton und Stil entwickelt.“ So formuliert es der Vorsitzende des Orchestervorstandes stellvertretend für seine Kollegen und Kolleginnen.     Andreas Pecht
 
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