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2007-01-19 Kommentar:
Es wird ernst an der Klimafront

Nach den Erfahrungen mit dem Orkantief "Kyrill"
 
ape. Das waren lange Stunden. Naturgewalten zogen brüllend übers Land, rissen an Rollläden und Fenstern, donnerten gegen Türen, zerrten wütend an Dächern, versetzten ganze Häuser in unheimliche Schwingungen. Es ist gewiss keine Schwäche, einzugestehen, dass einem beim Durchzug von “Kyrill“  bange ums Herz wurde; am einen Ort mehr, am andern etwas weniger. Müßig die Frage, ob 1999 „Lothar“ höhere Orkangeschwindigkeiten entwickelte als das jetzige Unwetter. Die Zeit von Donnerstagmittag bis in die späte Nacht zum Freitag war so oder so ein Albtraum. Der wurde für viele auch bittere Realität, denn sie saßen auf Bahnhöfen fest oder haben Schäden an Haus, Hof, Auto zu beklagen. Das Bitterste aber ist: „Kyrill“ hat nicht wenige Opfer an Leib und Leben gekostet. Wir sehen: Die Urangst der Altvorderen vor der entfesselten Natur hatte ihre Berechtigung. Und behält sie weiter – technischer Fortschritt hin oder her.

Die Schadensbehebung läuft auf Hochtouren. Die Schadensberchnung wird dauern, denn noch nie hat ein einziges Unwetter eine so große Fläche von Mittel- und Nordeuropa in solcher Stärke heimgesucht. Bezeichnend dafür ist die Stilllegung des Bahnverkehrs in ganz Deutschland, der schiere Zusammenbruch des Flugverkehrs und die weiträumige Behinderung des Straßenverkehrs. Die Lebensadern des Landes quasi abgeklemmt; stellenweise saßen Menschen sogar über Stunden ohne Strom,  mussten bei Kerzenlicht das Toben des Sturmes durchstehen.

Grau ist alle Theorie. Erst wenn man mit mulmigen Gefühlen mittendrin sitzt im Schlamassel, wird einem richtig begreiflich, wovon die Klimadiskussion tatsächlich handelt: Von der Häufung extremer Wetterlagen, die wirklich und wahrhaftig tiefe Einschnitte auch in die alltägliche Lebensweise mit sich bringen. „Kyrill“ macht nicht nur alles dringlicher, was unter dem Begriff Klimaschutzpolitik läuft. Zaudern,  hinhalten, faule Kompromisse schließen – das geht nicht mehr, weil uns so die letzten Chancen zur Begrenzung des Klimawandels unter den Fingern zerrinnen. „Kyrill“ führt uns auch im Kleinen vor Augen, dass wir nicht eingerichtet sind auf immer häufigere Besuche von Seinesgleichen oder gar noch stärkeren Nachfahren.

Rolläden zu schwach, Anbauten zu fragil, Dächer nicht fest genug, Entwässerung zu dürftig, Stromversorgung zu anfällig … Unsere Bauweise, Infrastruktur und Lebensgewohnheiten sind auf mäßiges Mittelklima abgestellt.  Die Verschiebungen in Richtung Extrem verlangen neue Verhaltensweisen. Die Einstellung des Bahnbetriebes am Donnerstag war eine solche neue Verhaltensweise, vorbeugendes Sturmfrei an vielen Schulen ebenfalls. Es wird zu überlegen sein, ob und wie Straßen-, Bahn- und Stromtrassen besser vor Baumbruch zu schützen sind. Architekten, Bauherrn und Hausbesitzer werden „aufrüsten“ müssen.

 „Kyrill“ hat uns sehr direkt daran erinnert, dass es zwei Aufgaben gleichzeitig anzupacken gilt. Erstens: Eine schnelle und radikale Energiewende, um den Klimawandel für unsere Kinder zu begrenzen. Zweitens: Anpassung an die jetzt schon nicht mehr abzuwendende Verschärfung der klimatischen Bedingungen. Denn der nächste Jahrhundert-„Monstersturm“ kommt bestimmt. Anderes anzunehmen, wäre leichtfertige Blauäugigkeit.

Andreas Pecht
 
 
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