Thema Politik
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2007-01-29 Kommentar:
Keine deutschen Tornados für
Kriegseinsatz in Aghanistan!

Deutschland läuft Gefahr, sich der Bündnisräson wegen in "ein nicht sehr kluges militärisches Vorgehen" verwickeln zu lassen.

 
ape. Man muss es sich in praktischer Zuspitzung vorstellen, was noch in diesem Frühjahr wahr werden könnte. Am Morgen überfliegen deutsche Aufklärungstornados ein Dorf in Süd-Afghanistan. Mittags bombardieren britische Kampfjets die Gegend. Danach kommen wieder die Tornados: nachschauen. In der Nacht nimmt dann US-Infanterie den Ort richtig auseinander. Dieser Operationstag bringt vielen Afghanen den Tod: Taliban, Opiumbauern, Ziegenhirten, Handwerkern; wer weiß das schon. Unter den Toten Frauen, womöglich Kinder. Kollateralschäden im Kampf gegen die Taliban. "Gekillt von den Amis, nachdem die Deutschen gekundschaftet hatten", wird es bald durch die Verwandtschaftsnetze der afghanischen Großfamilien, Sippen, Stämme raunen.

Es wäre naiv, anzunehmen, Aufklärungsbeiträge deutscher Flieger zu Militäroperationen im Süden Afghanistans könnten von irgendjemandem nicht als Kriegseinsatz gewertet werden. Dieses Kunststück bleibt politischer Wortklauberei vorbehalten. Und die wird noch manche Stilblüte hervorbringen, bis am 2. März die großkoalitionäre Mehrheit im Bundestag wahrscheinlich dem Drängen der Nato-Außenminister vom vergangenen Freitag nachgibt: Entsendung von sechs Tornados der Bundesluftwaffe ins Kampfgebiet. Dabei wissen auch deutsche Militärs sehr gut: Nur weil du selbst nicht schießt, bist du noch lange kein Unbeteiligter. Schon nach dem dritten, vierten Einsatz obiger Art könnte es am Hindukusch heißen: "Erst kommen die Deutschen, dann kommt der Tod."

Der Bündnisräson wegen droht die Bundeswehr, "Bestandteil eines unverändert nicht sehr klugen militärischen Vorgehens" zu werden. So beurteilt Bernhard Gertz, Luftwaffenoberst und Vorsitzender des Bundeswehrverbandes, die Nato-Strategie für den Kampf gegen die Taliban. Er spricht damit die inzwischen allgemeine, sogar von Condoleezza Rice zugestandene, Erkenntnis an, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist, wenn man die Menschen im Land nicht gewinnt. Weshalb - erstens - zivile Aufbauarbeit zugleich die wichtigste militärische Option darstellt. Weshalb - zweitens - jeder "Kollateralschaden" einen weiter von diesem Ziel entfernt. Weshalb - drittens - der schon als "Entwicklungshilfe in Uniform" geschmähte Einsatz unserer Soldaten im Norden von Afghanistan bislang die klügere Art des Operierens ist - und sicher nichts, wofür man sich schämen müsste.

Die Nato hat keine neue Strategie für Afghanistan, sie will nur die alte, amerikanisch geprägte, offensiver praktizieren. Was bedeutet: Intensivierung der eigenen Kriegsoperationen, verstärkter Ausbau afghanischer Polizei und Armee. Dafür sollen drei Viertel des neuen amerikanischen Afghanistan-Budgets aufgewandt werden. Wie ernst sind da verbale Bekenntnisse für mehr Engagement bei Wiederaufbau und Entwicklung noch zu nehmen? De facto herrscht anhaltend das Denken vom Primat der militärischen Lösung vor. Beispiel: Eine wichtige Komponente in diesem Krieg ist der Schlafmohn-Anbau. Den wollen die Amerikaner nun mit flächendeckendem Herbizid-Bombardement unterbinden. An die Frage, welche Alternative für den Broterwerb man vielen Zehntausend Kleinbauern anbietet, wird kein Gedanke verschwendet. Folglich dürfen die Taliban sich alsbald über jede Menge neue Rekruten freuen.

Die deutsche Politik sollte noch einmal in sich gehen und prüfen: Ist Bündnisräson ein hinreichender Grund dafür, dass Deutschland in einen dummen Krieg zieht? Oder vorsichtiger ausgedrückt: dass Deutschland sich in ein "nicht sehr kluges militärisches Vorgehen" verwickeln lässt?
Andreas Pecht
 
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