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2007-04-20e Kulturgeschichte:
Der obergermanisch-raetische Limes

Teil 5 und Schluss der Artikel-Reihe über das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz
 
Wer ein armiertes Befestigungswerk von 550 Kilometer Länge über Berge, durch Täler und Wälder vom mittelrheinischen Rheinbrohl bis an die Donau treibt, muss gewichtige Gründe haben. Im Falle Limes resultierten sie aus dem völligen Scheitern der römischen Bemühungen zu Beginn der christlichen Zeitrechnung, die noch unbezwungenen Germanenstämme rechts des Rheins und an der Elbe durch einen übers Meer vorbereiteten Feldzug von Norden her in den Griff zu bekommen. Ein Vierteljahrhundert nach der Gründung Triers durch die Römer wurden im Jahre 9 nach Chr. die Legionen des Varus bei der legendären „Schlacht im Teuteburger Wald“ aufgerieben.

Danach ließ Kaiser Augustus alle Pläne fahren, das noch freie Germanien je zu erobern. Roms Politik setzte von da an zunächst auf Grenzsicherung entlang der natürlichen Geländestrukturen Rhein und Donau. Nachher wurde diesen einige Kilometer tiefer im „Feindesland“ eine künstliche Wehrlinie vorgelagert: der obergermanisch-raetische Limes. Der bestand in seiner ersten Ausbauphase (90 bis 100 n. Chr.) aus einer Waldschneise mit Patrouillenweg und hölzernen Wachtürmen.

20 Jahre später wurde die Sperranlage mit einem drei Meter hohen Palisadenzaun aus Holzstämmen aufgerüstet. Damit war die Grenze geschlossen, der Durchgang nur noch an bewachten Toren möglich. Es folgte eine Umrüstung von Holz- auf Steintürme. Der Endausbau am Übergang zum 3. Jahrhundert brachte die Verstärkung des Limes um einen bis acht Meter breiten und drei Meter tiefen Graben, dessen Aushub man zu einem Wall aufschüttete.

Von 150 Kastellen aus wurden entlang der gesamten Limeslinie etwa 900 Wachtürme bemannt. Im 75 Kilometer langen nördlichen Anfangsabschnitt, der im jetzigen Rheinland-Pfalz liegt, wurden 131 befestigte Wachposten, neun Kleinkastelle und neun Kohortenkastelle gezählt. Der Limes war eine gewaltige Anlage –  die allerdings nur eineinhalb Jahrhunderte in Dienst stand. 260 nach Christus gab Rom den Limes auf und verlegte die Grenze wieder zurück an Rhein und Donau. Damit blieb der Wehrlinie auch die Nagelprobe erspart: Wäre sie 15 Jahre länger in Betrieb geblieben, hätte sie dann den ersten Einmarsch der Franken und damit die Zerstörung Triers verhindern können?
 
Wohl kaum, denn die militärische Zweckmäßigkeit der Anlage war für den Fall eines großen Angriffes eher zweifelhaft. Von heute aus gesehen erfüllte der Limes aber hervorragend eine ganz andere Funktion: Hier konnten sich Kulturen begegnen, ohne dass es sofort Mord und Totschlag gab. Die Limes-Besatzungen bestanden großteils aus „Verbündeten“ der einheimischen Stämme. Die Grenze zog Bauern, Handwerker, Händler geradezu magisch an. Rings um die bewachten Durchgänge entfaltete sich ein lebhafter Austausch von Gütern, Dienstleistungen, technischen und kulturellen Kenntnissen.
        
Von den 550 Kilometern Limes liegen in der Gegenwart 51 Prozent in landwirtschaftlichen Nutzgebieten und 8 Prozent in Siedlungen. Viel ist dort von der historischen Substanz nicht geblieben. Die am besten erhaltenen Überreste gehören zu dem 41-prozentigen Limes-Anteil in Waldgebieten; in Rheinland-Pfalz sind das vor allem Westerwald und Taunus.

Doch von der Aufnahme des Limes in die Welterbeliste der UNESCO ging ein spürbarer Impuls aus, die archäologische Sicherung und auch sinnliche Erschließung für den Besucher nachhaltig zu verstärken. Wander- und Radwege verbinden inzwischen noch sichtbare Überreste, restaurierte oder als Demonstrationsobjekte neu erbaute Teile. Museen und Informationszentren entlang des ehemaligen Grenzwalls dokumentieren dort gefundene Artefakte und daraus gezogene Schlussfolgerungen – über das Leben unserer Vorfahren an der Schnittlinie zwischen römischer Hochkultur und angeblichem Barbarentum.                                                              Andreas Pecht


Zum Anfang der Artikel-Serie
∇ Teil 1: Das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz (Überblick)

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Weitere Informationen über die vier rheinland-pfälzischen Welterbestätten, auch über touristische Angebote, gibt es im Internet unter www.welterbe-rlp.de
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