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2007-05-28 Vorbericht von map:
Mit viel Spaß ran an die Kunst

Wochenend-Camp auf  Koblenzer Fort Konstantin will im Kultursommers Horizont von Jugendlichen erweitern
 
map. Koblenz.  Es wird Würstchen geben, einen Grill, viele Zelte. Der Name „Camp“ passt also zum ersten Sommer-Kunst-Camp der Jugend-Kunst-Werkstatt (JuKuWe) in Koblenz. Doch auf dem Fort Konstantin, einer ehemals preußischen Festrungsanlage über dem Koblenzer Bahnhof, wird vom 29. Juni bis zum 1. Juli mehr geboten als nur eine Sommer-Party für junge Leuter. Denn: Jugendliche und Kunst sind kein Widerspruch. Das wollen die Macher von der JuKuWe ein Wochenende lang mit dem Titel „KunstReich“ unterstreichen. Unter dem Motto des rheinland-pfälzischen Kultursommers „Rebellen, Reformer, Revolutionäre“ arbeiten professionelle Künstler aus dem ganzen Bundesland mit 15- bis 27-Jährigen. Der Zugang zur Kunst soll abseits der musealen Pfade ermöglicht werden.
 
„Was ist Rebellion?" „Wer ist ein Rebell?" „Wie sehen Rebellen aus?" „Wer rebelliert heute noch?" Diesen Fragen will beispielsweise Sara Landertinger während des Camps nachgehen. Sie ist eine von sieben Künstlern, die dort mit Jugendlichen kreativ arbeiten wird. Landertinger bietet den Fotografie-Kurs an, und will eine fiktive Rebellion dokumentarisch via Kamera festhalten. Der Fantasie der jungen Teilnehmer sind dabei natürlich keine Grenzen gesetzt. Und genau das ist der Leitgedanke des Kunst-Camps der Koblenzer Jugend-Kunst-Werkstatt: Jugendliche sollen unbeschwert, mit ganz viel Spaß und ohne Leistungsdruck an die Kunst herangeführt werden.

Pate steht dabei der alte pädagogische Grundsatz der Handlungsorientierung. Einfach ausgedrückt: Nur wer selber machen kann, bekommt Lust auf eine Sache. Ein Ansatz, der sich bei der JuKuWe bewährt hat. Das betont Christof Nießen, einer der hauptamtlichen Mitarbeiter dort, gerne. Beim Pressetermin sitzen er und einige seiner Mitstreiter zwischen bemalten Leinwänden. Junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren haben die Bilder auf einer Art Fete geschaffen. Ein Konzept, an dem sich das erste Sommer-Kunst-Camp orientiert. Vier Mal im Jahr kommen seit 2003 Jugendliche im Kurt-Esser-Haus, dem Sitz der JuKuWe, zusammen, um in Party-Atmosphäre Kunst zu machen. Es läuft Musik, gibt Getränke und Knabberei.

Aber die „Malparty“, so der Name der Veranstaltung, ist mehr als bloß ein Jugendtreff zum Abhängen. Künstler informieren über Kunstepochen oder Stilrichtungen, sorgen mit Büchern, Vorträgen, oder vielen Ratschlägen für Input, ohne den Abend zum Kunstunterricht werden zu lassen. „Der Künstler gibt Tipps, sagt aber nicht; es ist Mist“, erklärt Nießen, der von Kunstverdrossenheit bei der Jugend nichts wissen will. „Das Ganze muss einfach mit Freude verbunden sein. Wir wollen die Leute da abholen, wo sie stehen“, lautet die Philosophie des diplomierten Sozialarbeiters. Ganz bewusst wird auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet. Der künstlerische Nachwuchs soll sich ausprobieren und mit vielen Techniken experimentieren dürfen.
 
So hat die Malparty für Aufbruchsstimmung gesorgt. Die Koblenzer Initiatoren waren überrascht vom großen Zuspruch für ihre Idee und von der Qualität der jungen Künstler. „Viele haben sich frei gemalt und richtig Lust auf mehr Kunst bekommen“, freut sich Nießen. Daher zieht es die JuKuWe nun im Rahmen des Kultursommers auf das Fort Konstantin. Es gilt das gleiche Konzept wie bei der erprobten Malparty: Künstler sorgen für Impulse, die konkrete Umsetzung ist alleine Sache der 15- bis 27-Jährigen. Die Werke, die beim Camp geschaffen werden, können alle denkbaren Techniken umfassen: Graffiti, Malerei, Installation, Skulptur, Plastik und Textilkunst sind vorgesehen und werden durch Künstler des jeweiligen Genres vertreten.
 
Das diesjährige Motto des Kultursommers „Rebellen, Reformer, Revolutionäre“ macht es den Veranstaltern leicht: Besonders in der Kunst haben Rebellionen, Reformen oder Revolutionen immer ihren Ausdruck gefunden, manchen Wandel gar angestoßen oder zumindest kritisch begleitet. Zur individuellen künstlerischen Revolutionen werden die Jugendlichen animiert. Ihre Neugierde soll geweckt und in Kreativität umgesetzt werden. Was ist der Reiz des persönlichen Lebenszeichens aus der Sprühdose in einem modernen urbanen Leben, wird beispielsweise im Graffiti-Workshop gefragt. Ein weiterer Kurs dreht sich um das Material Ton. Grenzen werden eingerissen und in einer plastischen Wandarbeit in Puzzleform individuelle Akzente gesetzt. Oder: In einer multimedialen Installation könnte die Orientierung in modernen Gesellschaften thematisiert werden. Und „raus aus den grauen Alltagsklamotten“ heißt es etwa bei der Textilkunst.

„Das Kunst-Camp soll mehr sein als ein Kreativ-Workshop“, sagt Nießen. „Über die inhaltliche Diskussion werden künstlerische Techniken erarbeitet.“ Dazu eignet sich das Fort Konstantin mit seinem weiten Außengelände ausgezeichnet. Verschiedene Räume unterschiedlicher Größe bieten den idealen Rahmen für die vertiefende Auseinandersetzung mit der Kunst. Während der drei Tage gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, vom kreativen Schaffen ein Stück zurückzutreten, Abstand zum eigenen Tun zu gewinnen. Die Jugendlichen zelten gemeinsam, können ihr Abendprogramm mit Kino, Musik oder einfach nur guten Gesprächen unter Altersgenossen gestalten. Für Austausch zwischen den Workshop-Gruppen ist damit gesorgt. Denn künstlerisches Schaffen ist nicht nur ein nach innen gerichteter Prozess. Das wissen auch Nießen und Team. Darum werden die Werke später im Ludwig Museum in Koblenz vier Wochen lang (ab 23. Oktober) ausgestellt. Für den letzten Tag des Camps – Sonntag, 1. Juli – ist eine Präsentation der Ergebnisse vorgesehen. „Wir wollen dadurch den Jugendlichen Anerkennung verschaffen“, sagt Conny Beheng, eine der Organisatorinnen. Denn Kunst kann das Individuum prägen, Selbstbewusstsein schaffen.
 
Die Konzeption des Sommer-Kunst-Camps ist für dieses Jahr eine runde Sache. Zielgruppe sind 70 bis 80 kunstinteressierte Jugendliche von 15 bis 27 Jahren aus ganz Rheinland-Pfalz, die von Künstlern aus dem ganzen Land betreut und angeleitet werden. Doch das Camp soll keine Eintagsfliege bleiben: Künftig will es die JuKuWe jährlich wiederholen und inhaltlich an das jeweilige Motto des Kultursommers anlehnen. Denn auch das hat die Malparty gezeigt: Viele Nachwuchskünstler kommen gerne wieder und lassen eine Entwicklung in ihrem Schaffen erkennen. Damit sei das Sommer-Kunst-Camp eine echte Bereicherung für das kulturelle Angebot im Land, sind sich die Veranstalter sicher. Gerade der Festival- und Eventcharakter könne Jugendliche locken, die sonst regelmäßige und längerfristige Verpflichtungen neben Schule oder Ausbildung scheuen. Damit schließt sich der konzeptionelle Bogen, der ein Hauptanliegen verfolgt: Jungen Menschen einen unverkrampften Zugang zur Kunst ermöglichen. 
Marco Pecht

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Ausführliche Infos zum Sommer-Kunst-Camp im Internet: www.kunstreich-koblenz.de oder unter Telefon 0261/1 68 30 . Die Teilnahme inklusive Verpflegung und Material kostet 48 Euro.
 
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