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2007-06-06 Interview:
Beethovens fünf Klavierkonzerte
auf einen Streich

Interview mit Pianist Herbert Schuch, der sich zum Abschluss der Mittelrhein Musik Momente mit der Rheinischen Philharmonie auf ein Konzertabenteuer einlässt 
 
ape. Mittelrhein. Im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal sorgen die „Mittelrhein Musik Momente“ heuer im siebten Jahr für den guten Sommerton. Das vornehmlich der klassischen Musik nebst unterhaltsamen Grenzbereichen gewidmete Festival startet am 30. Juni mit einer Open-Air-Operngala vor dem Koblenzer Schloss. Es endet in diesem Jahr mit einem in dieser region noch nie erlebten, gewichtigen Konzertprojekt:  Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie (SRP) und der Pianist Herbert Schuch geben alle fünf Klavierkonzerte von Beethoven an zwei direkt aufeinander folgenden Abenden (31.8./1.9., Pilgerkirche Vallendar).

Schuch ist ein noch junger Mann, 1979 in Rumänien geboren, seit 1988 in Deutschland lebend. Der Pianist  gewann 2004 den Casagrande-Wettbewerb in Italien nebst dem dortigen Preis der Kritik. 2005 erhielt er den ersten Preis des „London International Piano Competition“. Im selben Jahr kürte ihn auch die Jury des Internationalen Beethoven-Wettbewerbs Wien zum ersten Preisträger. Ich sprach mit dem Künstler über die Herausforderung, sämtliche Klavierkonzerte Beethovens im Rahmen der Mittelrhein Musik Momente zu spielen. Den ersten Abend mit dem 2., 3., und 4. Klavierkonzert dirigiert Georg Fritzsch, den Folgeabend mit dem 1. und 5. Klavierkonzert SRP-Chefdirigent Daniel Raiskin.

NACHFOLGEND DAS INTERVIEW MIT HERBERT SCHUCH
IM WORTLAUT:

FRAGE: Beethovens fünf Klavierkonzerte an zwei Abenden: Eine derartige Konzentration musikalischer  Großwerke ist für das Publikum im nördlichen Rheinland-Pfalz ein Novum. Wie ist das bei Ihnen?

SCHUCH: Für mich ist das auch ganz neu. Vergleichbares habe ich noch nie gemacht. Aber es gibt immer ein erste Mal. Als eine Anfrage aus Koblenz für dieses Projekt kam, habe ich sehr schnell zugesagt. Denn es reizt mich, die fünf Werke mal innerhalb eines so kurzen Zeitraumes hintereinander zu spielen. Aber es gibt Wilderes: Ich habe schon einmal, als Zuhörer, alle zehn Beethoven-Sonaten für Violine und Klavier in einem Konzert erlebt. So etwas geht also. Ich sehe der Herausforderung recht gelassen entgegen.
 
FRAGE: Sie sind 27 Jahre jung. Eigentlich erwartet man bei einem Pianisten dieser Alterklasse noch nicht, dass er schon alle fünf Klavierkonzerte im Repertoire hat. 

SCHUCH: Eines fehlt noch, das zweite. Aber der Sommer ist lang und ich habe die Erfahrung mit den anderen vier Klavierkonzerten, mit  Tripelkonzert,  Chorfantasie, mit eigentlich allem, was Beethoven für Orchester und Klavier geschrieben hat. Jetzt noch das zweite Klavierkonzert, dann habe ich gewissermaßen alles durch. Von daher ist der Doppelabend bei Ihnen auch eine willkommene Gelegenheit, das zweite einzulernen.

FRAGE: Was bedeuten Ihnen persönlich die Beethoven’schen Klavierkonzerte? Und worin besteht für Sie der besondere Reiz, diese Konzerte am Stück zu musizieren.

SCHUCH: Mit den anderen Klavierkonzerten von Beethoven lebe ich schon recht lange. Viertes, drittes und erstes spiele ich seit zehn Jahren. Da ist dann auch schon ein gewisses Maß an Erfahrung vorhanden. Es sind ja ganz unterschiedliche Stücke, und man kann daran einen sehr interessanten Weg verfolgen: Von den spritzigen und doch sehr eigenständigen ersten beiden Konzerten zur starken Profilierung des dritten, vierten und fünften. Eigentlich hat mit Beethoven mein Leben als Konzertpianist angefangen. Sein drittes war mein allererstes Klavierkonzert.

FRAGE: Ist Ihnen nicht ein bisschen bange vor dem doch sehr großen Paket, das dieses Doppelkonzert zum Abschluss der Mittelrhein Musik Momente darstellt?

SCHUCH: Natürlich ist die Probenarbeit ganz wichtig. Die muss klug  disponiert werden, weil man doch recht viel Zeit mit dem Orchester investieren muss, um jedes Konzert durchzuarbeiten. Die Werke dann in den Konzerten zu spielen, wird nicht das Problem sein. Die drei Klavierkonzerte am  ersten Abend verlangen vom Pianisten quantitativ an reiner Fingerarbeit auch nicht viel mehr als  ein solistischer Klavierabend. Außerdem weiß ich: Je mehr man an einem Abend auf der Bühne steht, umso besser wird man, umso besser läuft auch die intuitive Kommunikation mit dem Orchester.

FRAGE: Worin, glauben Sie, könnte der Reiz des Doppelkonzertes für das Publikum bestehen?

SCHUCH: Da gibt es natürlich eine gewisse sportliche Komponente. Aber wir machen ja eine Pause, und zwei von Beethovens  Klavierkonzerten sind zusammen auch nicht länger als eine große Bruckner-Sinfonie. Aber im Ernst: Einerseits sind diese Werke so unterschiedlich und so schön, dass Langeweile bestimmt nicht aufkommt. Außerdem kann das Publikum in der Komplexität der beiden Abende Entwicklungen verfolgen, Facetten vergleichen, wie das sonst im Konzertleben kaum möglich ist.  

FRAGE: Haben Sie schon einmal mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie oder mit einem der Dirigenten des Doppelabends gearbeitet?

SCHUCH: Weder mit dem Orchester, noch mit einem der Dirigenten. Aber ich bin guter Dinge, dass wir bei der Arbeit zueinander finden. Dieses Konzertprojekt ist offenbar  für alle Beteiligten in mehrfacher Hinsicht Neuland – das kann doch nur spannend werden. Ich jedenfalls freu’  mich darauf.

(Die Fragen stellte Andreas Pecht)
 
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