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2007-10-16a Feature:
Unverzichtbar: der Notenarchivar

Seit 2005 kümmert sich Johannes Schmitt bei 
der Rheinischen Philharmonie ums Notenmaterial

 
ape. Koblenz. Es gibt ein landläufiges Bild davon, was ein Archivar tut: In einsamen Katakomben  geordnet ablagern, was außer ein paar Forschern keinen Mensch mehr interessiert. Diese Vorstellung hat mit den Realitäten der meisten Archive wenig gemein, mit dem Notenarchiv bei der Rheinischen Philharmonie im Koblenzer Görreshaus gar nichts. Selbiges gehört vielmehr mitsamt seinem Herrn, dem Notenarchivar Johannes Schmitt, zu jener Hintergrund-Logistik, ohne die der Orchesterbetrieb kaum funktionieren würde.

Der Blick ins Reich des 1978 in Andernach geborenen Archivars erfasst dies: Ein lichter Raum; mit nummerierten Bänden gefüllte Regale; vor dem zentralen Schreibtisch etliche  Metallkisten; auf dem Tisch Notenblätter, die Schmitt gerade mit Radiergummi und Bleistift traktiert. Was macht der Mann da mit den Noten? „Einrichten“. Bedeutet? In alle Orchesterstimmen übertragen, was der Dirigent an Notizen, Weisungen, Strichen, Deutungen etc. den Musikern mit auf den Weg geben will. „Notenpapier muss strapazierfähig sein“, sagt Schmitt, denn über Jahrzehnte im Gebrauch hinterlassen viele Dirigenten und Musiker ihre Spuren.

Schmitt hat 2005 den Posten als SRP-Notenarchivar übernommen, nachdem klar geworden war, dass er krankheitsbedingt seinen Beruf als Schlagzeuger nicht weiter würde ausüben können. Mit Eifer stürzte er sich in die neue Herausforderung, sichtete, sortierte, katalogisierte. „Ich bin jetzt mit jedem Notenexemplar per du“, sagt er schmunzelnd. 1100 Bände umfasst das Archiv zurzeit, jeder bestehend aus der Partitur eines Musikwerkes plus dazugehörigen Orchesterstimmen für alle Pulte. 1100 Werke also, vom Orchester mindestens ein Mal, oft vielfach aufgeführt – andernfalls wären die Noten nicht angeschafft worden. Hinzu kommt der Durchlauf all jener Noten, die nicht käuflich erwerbbar sind, sondern bei den Verlagen jeweils entliehen werden.

Der SRP-Spielplan diktiert auch den Arbeitsrhythmus des Archivars. Denn er hat bereitzustellen, was die Orchesterwarte in Konzertsälen oder im Graben des Stadttheaters auf die Pulte verteilen. Dazu füllt er besagte Metallkisten, auch Projektkisten genannt, mit je einer Mappe für jedes Pult, in die er zuvor die Noten für je ein Konzertprogramm einsortiert hat. Dies ist der Schlusspunkt einer Arbeit, die Wochen oder Monate zuvor durch Gespräche mit dem Dirigenten darüber eingeleitet wurde, welche Werkfassungen vorliegen oder welche beschafft werden sollen.

Liegt Schmitt dann das Notenpaket vor, prüft er auf musikalische Richtigkeit sowie auf ganz profane Handhabbarkeit des Materials. Mal müssen Übertragungsfehler in den Stimmauszügen korrigiert werden, mal die Blätter mit Schere und Kleber wieder fassoniert. Musik-Sachverstand ist ebenso gefragt wie organisatorisches und händisches Geschick – damit das Orchester jederzeit auf rasche, verlässliche Ausstattung mit optimalem Notenmaterial bauen kann. Für das Publikum unsichtbar, leistet Johannes Schmitt, der Notenarchivar, derart einen wichtigen Dienst an der Musik. Und er tut es mit Freude.                                                        Andreas Pecht


(Erstabdruck 10. Oktober 07)
 
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