Kritiken Musik
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2007-12-17a Konzertkritik:
Freudig-fröhliches Adventskonzert

Beethovens 8. Sinfonie, Nussknacker-Suite und
zwei Trompetenkonzerte beim 5. Anrecht

des Musikinstitus. Raiskin, Hammes und die Rheinische
 
 
ape. Koblenz. Wer immer das Programm fürs fünfte Anrechtskonzert beim Koblenzer Musikinstitut zusammenstellte, er hat sich was gedacht dabei. Man hätte dies Konzert am Vorabend des dritten Advent auch besinnlich begehen können. So aber unterstreicht es die den bevorstehenden Feiertagen nicht minder angemessenen Aspekte froh, fröhlich, freudig.
 
Mit Haydns Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur gibt die Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin eine leichte, fast beschwingte und doch interessant-artifizielle Grundtönung für den Abend vor. Solist Thomas Hammes ist ein Jung’ von der Mosel - und schöner Beleg dafür, wie mit ordentlicher Förderung aus ländlichem Breitenmusizieren hervorragende Spitzen erwachsen können: Heimischer Musikverein, Kreismusikschule, Landesjugendorchester, Musikhochschule, Stipendiat der Villa Musica, Aushilfe beim SWR-Orchester Kaiserslautern, das sind die frühen Stationen des heute international gefragten Solotrompeters.

Ein Musiker, der sich an diesem Abend bei Haydn wie nachher beim Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan nicht schmetternd in den Vordergrund drängt, sondern auf einnehmende Weise den primus inter pares spielt. Doppelstöße und Flatterzunge, warmherziges Schweben oder rasendes Tremolieren, dann im rechten Augenblick mit richtigem Augenmaß das Aufschwingen zur Fanfare: Hammes versteht seine Kunst. Kleine Hakler seien nachgesehen, einige Zuhörer, die Strahlkraft vermissten, aber an die Bach-Trompete verwiesen, die hier nicht verlangt war.

Beethovens achte Sinfonie wird oft als seine humorigste beschrieben, nachgerade als musikalische Satire. Daniel Raiskin bleibt nachdrücklich auf dieser Linie, lässt etwa beim Menuett-Satz das Orchester klanglich wie trunken schwofen. Bisweilen möchte man lauthals auflachen, so deutlich wird Beethovens Witz selbst in kleinen Floskeln und Nebenstimmen herausgespielt. Dafür lieben wir diesen Chefdirigenten, dass er nicht die gefällige Mittellinie aufsucht, sondern uns mit eigensinnigen, auch extremen Interpretationen immer wieder überrascht. Hier geschieht das in den schnellen Ecksätzen und im Scherzo durch ein Bestehen auf Strukturierung entlang sehr starker, ja explosiver Betonungsimpulse. Nix ist mit Schwelgen in Melodienseligkeit; wir erleben – Beethoven durch und durch - eine Art Rock’n’Roll der Klassik.

Und während im Stadttheater Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett über die Bühne geht, gibt es in der Rhein-Mosel-Halle die gleichnamige Orchestersuite. Wunderbar gezupfte Basslinien im Marsch. Kristallene Klarheit im Zuckerfeetanz. Schäumender Überschwang, aber leider auch Versoßung, im Danse Russe. Sonorer Streicherschmelz im Danse Arabe und schönste Gruppenakkuratesse der Flöten beim chinesischen und beim Flötentanz. Farbe und Emphase so vielfältigt, das es eine Freude ist. Zum Ende kommen in Gedanken Ballettkompagnie und Staatsorchester dann doch noch zu einem festlichen Weihnachtsgruß zusammen: mit dem Andante Maestoso des großen Pas de Deux aus dem Schluss des „Nussknacker“-Balletts.                                                                                         Andreas Pecht   

(Erstabdruck am 18. Dezember 2007)
 
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