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2008-04-13 Kommentar:
Brot statt Benzin!

Zu den aktuellen Hungerrevolten
wegen explodierender Getreidepreise


 
ape. Es war eine so schöne Idee: Ackerfrucht sei künftig unversiegbare Quelle für Treibstoff. Das versprach eine verbesserte CO2-Bilanz ohne gravierende Einschnitte in automobile Gewohnheiten. Das stellte Unabhängigkeit von begrenzten Öl-Ressourcen und von Sprit-Potentaten in Aussicht. Das sollte dem Bauernstand ordentlichen Zuverdienst verschaffen. Zwar war es einigen Zeitgenossen  von vornherein suspekt, Nahrungsmittel als Benzin zu verbrennen. Aber es dauerte eine Weile bis der Allgemeinheit schwante: Die schöne Idee vom Bio-Treibstoff könnte sich als Pandora-Büchse erweisen.

Ökologisch führt die steigende Nachfrage nach Bio-Sprit zum Desaster, weil dessen lukrative Erzeugung per Landwirtschaft im globalen Maßstab Wald- und Wasserraubbau sowie intensive Monokulturen fördert. Noch erschreckender sind die ökonomischen und gesellschaftlichen Erscheinungen, an denen die Benzin-Produktion über den Acker nicht allein schuld ist, aber ihren Anteil hat. Der deutsche Finanzminister nennt ein „Monster“, was da dieser Tage auf die Weltbühne zurückkehrt und von Weltbank wie Internationalem Währungsfond hochnervös als „Konfliktherd der Zukunft“ bezeichnet wird: Hungerrevolten.

Ein Wort wie aus finsterer Vergangenheit; blindwütigen, wildwüchsigen, kreatürlichen Aufruhr bezeichnend. Hungerrevolte – das war der Schrecken aller Fürsten, war auch der entscheidende Funke am Pulverfass Französische Revolution. Wir hatten vergessen: Der Brotpreis macht Weltgeschichte. Und wem Brot, Mais, Reis unerschwinglich werden, dem ist mit guten Worten so wenig beizukommen wie mit Schlagstöcken. Kein Wunder, dass man jetzt allenthalben der nächsten Getreideernte mit Hoffen und Bangen entgegensieht wie seit langem nicht mehr. Wehe, sie fällt schlecht aus – die globalen Getreidespeicher sind fast leer.

 Es gibt auf der immer mehr übervölkerten Erde Mangel an einem besonderen Gut: Ackerfläche in landwirtschaftlich nutzbaren Klimaten.  Weltweit sind zuletzt Millionen Hektar wegen Dürre, etwa in Australien, ausgefallen. Auf anderen Äckern wird wegen zunehmender Nachfrage aus den Schwellenländern nach Milchprodukten und Fleisch inzwischen Viehfutter statt Speisefrucht angebaut. Obendrauf nun noch die Umnutzung der Felder für die Treibstoff-Produktion. Und wo mit knappem Gut richtig Geld zu machen ist, sind Spekulanten auch nicht weit.

Das Ergebnis dieser Gemengelage sind auf dem globalen Markt explodierende Lebensmittelpreise. Von denen die Armen am härtesten getroffen werden, weil sie ohnehin den größten Teil ihrer Einkünfte für Nahrung ausgeben müssen. Was tun?  Zuerst einmal wieder an den Gedanken gewöhnen, dass unsere Welt weder grenzenlos noch unerschöpflich ist. Daraus könnte, unter anderem, diese Priorität folgen: Brot gehört auf den Esstisch, nicht in den Tank.                                                             Andreas Pecht

(Erstabdruck am 14. April 2008)

Kommentar, Hungerrevolten, Getreidepreise, Bio-Sprit
 
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