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2008-06-14 Regionalfeature:
Karl-Jürgen Wilbert und die Zeit danach

2009 geht der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz und umtriebige Kulturimpressario in den Ruhestand
 
ape. Koblenz. "Ich will wissen, was in Koblenz geht." Mit diesem Satz setzt Karl-Jürgen Wilbert eine Klammer um Gedankenskizzen von Projekten, die er zuvor im Vieraugengespräch entwickelt hat. Projekte für "die Zeit danach". Dieses "Danach" hat doppelte Bedeutung. Es bezieht sich einerseits auf die Schlussgala des zwölfjährigen Mozart-Zyklus der "Koblenzer Konzerte" im September, andererseits auf die Pensionierung des langjährigen Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer Koblenz im Frühjahr 2009.

Die "Koblenzer Konzerte" gehen auf seine Initiative zurück, ebenso der Koblenzer Literaturpreis oder der Koblenzer Hochschulpreis. Überhaupt hatte Karl-Jürgen Wilbert über die Jahrzehnte bei allerhand Initiativen zur Befeuerung des Kultur- und Geisteslebens in Koblenz die Finger mit im Spiel. Dass die Stadt sich heute Universitätsstadt nennen kann, schreibt manch einer auch taktischem Geschick wie bisweilen nachdrücklichem Durchsetzungswillen des "Strippenziehers von der Handwerkskammer" zu.

Handwerk war Wilberts Profession. Künste und Wissenschaften sind seine Passion. Aber das gehört in seinen Augen sowieso zusammen, nach der Devise: "Das Leben ist viel mehr als Soll und Haben." Logisch, dass so einer sich Gedanken macht, was aus den von ihm über die Jahre angestoßenen Projekten wird, wenn er im kommenden März das einflussreiche Kammer-Amt abgibt. Logisch auch, dass von ihm kaum jemand einen völligen Rückzug ins betuliche Pensionisten-Privatissime erwartet.

Die Frage ist deshalb zwangsläufig: Sollte es im September tatsächlich vorbei sein mit den "Koblenzer Konzerten"? Daniel Raiskin, Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie, schätzt diese Reihe sehr, insistiert mit Fingerzeig in Richtung der 41 Sinfonien aus Mozarts Feder auf Fortsetzung. Wilbert ist nicht abgeneigt, denkt allerdings in eine etwas andere Richtung. Ihm schwebt eine Kombination aus Mozart und einer Unternehmung vor, die Neues kreiert und damit "von Koblenz aus in die Welt strahlt": ein Mozart-Zyklus verknüpft mit Uraufführungen europaweit ausgeschriebener Kompositionsaufträge an junge Musiker. Verknüpft auch mit Konzerten junger, hoffnungsvoller Solisten.

"Ich will sehen, was in Koblenz geht." Den von den Freundeskreisen des Theaters und der Universität ins Leben gerufenen Literaturpreis würde Wilbert gerne in der Verantwortung der Stadt sehen. Wegen der stärkeren Identifikation des Gemeinwesens mit der im hiesigen Raum entstehenden zeitgenössischen Literatur. Wie bei Musik und Literatur zu sehen, drehen sich die Gedanken des Kulturfreundes augenscheinlich vorrangig um Möglichkeiten zur Entfaltung schöpferischer Kräfte.

Das gilt auch für die Wissenschaften. "Wie bringen wir die hiesigen Hochschulen zueinander? Und wie kann die Verbindung zwischen diesen und der heimischen Bevölkerung gestärkt werden?" Ansätze seien vorhanden, in Form öffentlicher Vortragszyklen und Ringvorlesungen. Nächster Schritt: "Die Buga 2011 in Koblenz könnte ein Katalysator sein", meint Wilbert. Und er skizziert die Idee eines interdisziplinären Veranstaltungszyklus der Hochschulen während der Bundesgartenschau zum Thema "Lebensräume". Die Buga gestalte Lebensräume, die Wissenschaften könnten den Begriff erweitern auf Lebens-, Familien-, Pflege- und Sterbemodelle, Ethikansätze oder Umweltperspektiven.

Karl-Jürgen Wilbert denkt bestehende Initiativen weiter. Und seine Gedanken - interpretieren wir - drehen sich im Grunde um die Frage: Was kann man machen, damit hier die Begriffe Universitätsstadt und neuerdings Kulturstadt in ein tatsächliches Kultur- und Geistesleben von urbaner, schöpferische Potenziale freisetzender Weltläufigkeit einmünden. Denn Quantität, Vielfalt und offensives Marketing sind nur ein erster Schritt auf dem langen Weg von der Garnisons-, Touristen- und Verwaltungsstadt zu einem lebendigen Geisteszentrum jenseits von "Soll und Haben". Bei der Beschreitung dieses Weges "würde ich mich gerne einbringen", sagt Wilbert. Und er meint: auch als Pensionist, mit seinen Ideen, mit seiner Erfahrung als "Strippenzieher" und "Ermöglicher".

Wie sollen aus Gedankenskizzen nun konkrete Projekte werden? "Man diskutiert, am Ende setzen sich ein paar Leute zusammen, und dann wird man sehen, was in Koblenz geht."    Andreas Pecht
 
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