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2008-08-22 Schauspielkritik:

Deftiger Saisonstart am Stadttheater Koblenz
mit Goldonis "Der Diener zweier Herren 
 

Commedia im Hinterhof
 
ape. Koblenz. Der frühe  Saisonstart am Theater Koblenz ist so ungewohnt wie die Spielstätte der ersten Produktion: Am Donnerstag kam Carlo Goldonis Lustspiel „Diener zweier Herren“ quasi im Hinterhof des Theaters vors Publikum. Grund für die terminliche und örtliche Ausnahme: Im Haus führen  derzeit Handwerker  das Regiment.

Um aus der Not eine Tugend zu machen, hat Intendantin Annegret Ritzel die  Ausstattung übernommen und das angrenzende Deinhard-Gelände in eine reizende italienische Piazza nebst Nobelherberge verwandelt. Die auf 240 Köpfe begrenzte Zuschauerschar verfolgt von einem überdachten Podest aus das dort von Werner Tritzschler inszenierte Possenspiel aus dem Jahr 1746.

Das Ergebnis lässt sich aus zwei Blickwinkeln betrachten. Einerseits als sehr stark auf schenkelklopfende Lachwirkung gebürstetes Amüsiertheater. Das mag man, oder eben nicht. Den meisten Premierenbesuchern hat es hörbar gefallen. Andererseits weiß Tritzschler, dass er bei diesem Stück mit solch deftiger Machart auch theaterhistorisch auf sicherem Boden steht. Denn die Verwurzelung von Goldonis Werk in der volkstümlichen Jahrmarkts-Tradition der Commedia dell’Arte liegt auf der Hand.

Die Inszenierung bleibt eng am fest gefügten Typenkanon der Commedia. Selbst Ritzels teils opulent auftragende Historienkostüme verweisen in vielen Elementen darauf.
Maximilian Laprells Diener Truffaldino ist stets auf- bis überdrehter Arlecchino. Ein armer Hund, der seine Umgebung in Totalverwirrung stürzt bei dem Versuch, im Dienste zweier Herren auch eigene Interessen zu verfolgen. Dabei  jongliert er schon mal mit Frikadellen oder schöpft der ersten Reihe Suppe aus.

Freche Improvisation gehört zu den Merkmalen der historischen Commedia. Damit spielt die Koblenzer Inszenierung. Und wenn Olaf Schaeffer seinen Pantalone als  Kuppler der eigenen hysterischen Tochter Clarice (Tammy Sperlich) altersgeil geifern lässt, bleibt die Entscheidung, ob improvisiert oder inszeniert, fraglich. Ähnlich bei den clowneseken Einlagen des Wirtes mit den dicken Eiern (Frank Büssing) oder dem frivol-selbstbewussten Weiblichkeit Cynthia Thurat als Zofe Smeraldina.

Der Diener ein Narr, seine beiden Herren (Madeleine Niesche und Klaus Lehmann) närrisch – ineinander verliebt, aber Dank Truffaldino sich nicht findend. Die Story ist verwickelt, woraus sich mannigfache Möglichkeiten für Spielwitz ergeben. Tritzschler nutzt sie für eine saftig pointierte Commedia im putzigen Italo-Ambiente. Da gibt es auch ein paar  sehr schöne fast poetisch-humorige Augenblicke. Für solche sorgt allemal Markus Scherer (Silvio), wenn er  – wie dereinst der Doof beim Dick – noch und nöcher leise weinerlich schmollend den Kürzeren zieht.
                                                                              Andreas Pecht           
 
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