Kritiken Musik
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2008-09-08 Konzertkritik:

Hochkarätig besetztes Gala-Konzert krönt 13 Jahre
Mozart-Pflege im Rahmen der "Koblenzer Konzerte"

Liebesgesänge zum Abschluss

 
ape. Koblenz. Er lockte, und alle kamen. Der Vize-Staatspräsident von Bulgarien, der stellvertretende Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Präsidenten von Kammern, Universitäten, Gerichten, Bankvorstände, Partei- und Vereinsobere, Chefredakteure… Vor allem aber: musikbegeistertes Volk zuhauf. Er? Wolfgang Amadeus Mozart. Ihm war am Sonntag ein Konzert in der voll besetzten Koblenzer Rhein-Mosel-Halle gewidmet. Eine glanzvolle Gala, mit der 13 Jahre ambitionierte Mozart-Pflege im Rahmen der „Koblenzer Konzerte“ gefeiert wurden - und (vorerst) abgeschlossen.
 
Eines der Wunder dieses Spätnachmittags ist das Ausbleiben von Festreden im Saale. Mit nur ein paar launigen Worten führte Hans Ulrich Stelter durchs Programm. Musik, und nichts als Musik hat der veranstaltende Freundeskreis der Universität Koblenz sich gewünscht: Zweieinhalb Stunden von Mozart, 20 Minuten von Tschaikowsky über Mozart. Nach Zyklen mit Wolferls sämtlichen Klavier- , Violin- und Bläserkonzerten in den Vorjahren stehen große Gesangsnummern aus seinen Opern im Zentrum des Schlussaktes.

Das Reglement stellt an den Beginn jeder Oper die Ouvertüre, die Rheinische Philharmonie übernimmt diese Praxis für das Konzert,  stellt ihm das Vorspiel zur Mozart-Oper „La Clemenza di Tito“ voran. Das nachherige Themenspektrum wird angerissen: Festlich, ernstlich, vergnüglich soll es im Wechsel zugehen. Es folgt die Entführung ins Paradies des schönen Gesangs; Liebhaber des Genres können in nicht weniger als 13 Mozartschen Evergreens schwelgen.

Die sängerische Solistenriege ist danach. Von frischer Jungmännlichkeit Lauri Vasars Bariton. In opulenter, den Saal mühelos füllender Vielfarbigkeit der Mezzosopran von Kremana Dilcheva. Schließlich das zweite Wunder dieses Nachmittags: Die Kunst der Sopranistin Alexandrina Pendatchanska. Bloßer Glanz-Effekt ist ihre Sache nicht, stattdessen arbeitet sie mit warmer, dunkel-samten gefärbter Stimme gefühlige Nuancen ihrer Partien durchaus eigenwillig heraus.

Das würde man gerne einmal in akustisch idealerer Umgebung hören. Denn, natürlich, die Rhein-Mosel-Halle ist kein Opernhaus, die Sopranistin aber auch nicht Willens, dieses Manko durch Lautstärkedruck zu überspielen. So muss das Publikum sich dem Kunst-Primat beugen und mit scharfem Ohr hinhören. Wie auch Daniel Raiskin sich beugt, den Sängern das Interpretations-Vorrecht einräumt und sein Dirigat einfühlsam folgen lässt. Auftrumpfen darf die Rheinische Philharmonie dann beim Zwischenspiel mit Tschaikowskys Orchestersuite „Mozartiana“.

„Zauberflöte“, „Cosi fan tutte“, „Don Giovanni“, „Figaros Hochzeit“ – von Sehnen, Schmachten, Lust, Koketterie, von Liebesdingen eben singen die Arien und Duette der großen Mozart-Opern. Und die drei Solisten spielen zum Gesang mit Mimik, Gestik, Haltung, als seien ihre knapp zwei Quadratmeter Platz zwischen Dirigent und erstem Geigenpult die Bretter, die die Welt bedeuten. Das sind allemal Kabinettstückchen: große Spieloper von Vollblutmimen aufs Konzertpodium herunter gebrochen. Schön zu hören, famos anzuschauen – die Gala endet denn auch mit Ovationen.

Und was nun? Sollte nach 13 Jahren, 25 Konzerten und sieben Mitschnitt-CDs tatsächlich Schluss sein mit den Mozart-Zyklen der „Koblenzer Konzerte“. „Schauen wir mal!“ lässt sich Karl-Jürgen Wilbert, Initiator und Spiritus Rector der Reihe, im Programmheft sibyllinisch vernehmen.                           Andreas Pecht


(Erstabdruck am 9. September 2008)  

Konzertkritik, Mozart-Gala der Koblenzer Konzerte, mit Alexandrina Pendatchanska, kremana Dilcheva, Lauri Vasar                 
 
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