Thema Kultur
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2008-10-03 Interview:

Daniel Raiskin über seine neue (zusätzliche) Chefdirigenten-Position im polnischen Lodz
 
 
"Schwerpunkt meiner Arbeit
bleibt Koblenz"
 
ape.  Daniel Raiskin, Chefdirigent des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie in Koblenz, hat die Chefposition bei einem weiteren Orchester angenommen: Bereits am 10. Oktober dirigiert er sein Antrittskonzert mit der Arthur-Rubinstein-Philharmonie Lodz. Für zunächst zwei Jahre wird er dem 100-köpfigen Sinfonieorchester der polnischen Millionenstadt vorstehen, dann über eine Verlängerung entscheiden. Wir sprachen mit Raiskin über die Gründe für das zusätzliche Engagement in Polen und die möglichen Folgen für die Arbeit mit dem Koblenzer Orchester. Das Interview im Wortlaut:
 
Was hat Sie bewogen, neben Koblenz eine zweite Chefdirigenten-Stelle anzunehmen?

Raiskin: Wie sie feststellen konnten, stehe ich dafür, mit dem Orchester etwas Eigenes zu entwickeln. Um aus einem Klangkörper ein perfektes Instrument zu formen und das dann auch perfekt zu spielen, bedarf es der kontinuierlichen Zusammenarbeit. Nun bin ich in Koblenz mit 25 Konzerten nur für einen Teil meiner Zeit verpflichtet. Was tue ich mit meinen übrigen freien Kapazitäten? Von einem Gastdirigat und Orchester zum nächsten durch Europa springen? Dann doch viel lieber mit einem weiteren Klangkörper dauerhaft zusammenarbeiten.

Warum ausgerechnet Lodz?

Ein Teil meiner Familie stammt von dort. Ich spreche leidlich Polnisch und kenne das Rubinstein-Orchester von etlichen Gastdirigaten und einer gemeinsamen Europatournee schon aus früheren Jahren sehr gut. Außerdem verfolgt die Stadt Lodz eine dynamische Kulturpolitik. Eben wurde dort ein neuer Konzertsaal mit 800 Plätzen eröffnet, wie wir ihn für Koblenz – vergeblich – erträumt hatten. Lodz will im nächsten Jahrzehnt Europäische Kulturhauptstadt werden. Die Industriemetropole will beweisen, dass Kultur nicht nur Vergangenheitspflege ist, sondern wertvolles Zukunftsprojekt jenseits neuer Tiefgaragen und Einkaufszentren.

Spielte für Ihre Polen-Entscheidung eine Rolle, das Markus Dietze, künftiger Intendant des Koblenzer Stadttheaters, mit Enrico Delamboye einen eigenen Musikdirektor bestellt hat, statt Sie als Chefdirigenten der Rheinischen Philharmonie in die Position des Generalmusikdirektors zu bitten?

Nur insofern, als ich eben Zeit zur Verfügung habe, die ich als GMD nicht hätte. Und damit es da kein Missverständnis gibt: Ich bin wegen der Berufung von Herrn Delamboye nicht gram, im Gegenteil. Über seine Arbeit höre ich nur Gutes, und weiß, dass das Orchester ihn sehr schätzt. Das künftige Leitungsteam am Theater und ich gehören derselben Generation an. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit; das kann ein sehr gutes dynamisches Mannschaftsspiel werden, in dem ich eine Opernproduktion pro Saison dirigiere. Der Intendant, die neue Operndirektorin Gabriele Wiesmüller, Herr Delamboye und ich werden schon in den nächsten Tagen zusammensitzen, um über eine optimale Musiktheater-Saison in Koblenz zu sprechen.

Noch einmal zu Ihrem polnischen Engagement. Wird die Rheinische Philharmonie künftig bei Daniel Raiskin nur noch die zweite Geige spielen?

Aber keineswegs! Schwerpunkt meiner Arbeit bleibt Koblenz. Würden sonst jetzt meine Frau und meine Kinder hierher umsiedeln? Nein, das Engagement bei der Rubinstein-Philharmonie wird keinerlei negative Folgen für die Rheinische Philharmonie haben. Mein Streben gilt immer der eigenen Horizonterweiterung. Das sind Abenteuer im guten Sinn, aus denen sich auch überaus positive künstlerische Wechselwirkungen für beide Orchester entwickeln können. Denkbar wären sogar gemeinsame Orchesterprojekte über die Staatsgrenzen hinweg.

(Das Gespräch führte Andreas Pecht)   

 
(Erstabdruck am 4. Oktober 2008)

Daniel Raiskin neuer Chefdirigent bei Rubinstein-Philharmonie in Lodz, Interview

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