Kritiken Musik
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2009-03-03 Konzertkritik:

Pianistin Lisa Smirnova und Rheinische Philharmonie
beim 7. Anrechtskonzert des Koblenzer Musik-Instituts

 

Streifzug durch die Romantik mit einigen Hakeleien
 
ape. Koblenz. Als Streifzug durch die musikalische Romantik lässt sich das 7. Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz charakterisieren. Die Rheinische Philharmonie eröffnete den Abend mit Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper „Oberon“ aus dem Jahr 1826. Es folgten als Hommage an den diesjährigen Jubilar Felix Mendelssohn Bartholdy (200. Geburttag) dessen erstes und zweites Klavierkonzert von 1831 und 1837. Zum Schluss gab es die dritte Sinfonie von Johannes Brahms, uraufgeführt 1883.


Hornsignale, in die wispernd und flirrend Flötentöne einfallen, signalisieren geheimnisvolle Umtriebe. Wie gewohnt  dirigiert Daniel Raiskin vom Start weg nicht nur  Musik, sondern auch die Gedanken dahinter. Im Falle Oberon-Ouvertüre sind diese theatralischer Natur: Sieben  Handlungsepisoden  der Oper werden musikalisch zusammengefasst. Es geht um Geister, Ritter, Liebesprüfungen. Das Musizieren fällt entsprechend dramatisch aus, schwingt sich schließlich zu hymnischem Triumph auf: die Liebe obsiegt.

Was von der Spielkultur diesmal leider nicht durchweg behauptet werden kann. Der große Bogen stimmt zwar, Dramaturgie, Interpretation und Emphase sind schlüssig bis einnehmend. Dennoch hat das Orchester nicht seinen besten Tag: Der kleinen Hakeleien – über die man hinwegsehen könnte, kämen sie vereinzelt – sind diesmal zu viele. Vor allem bei den Violinen flattern Einsätze, wirkt der Registerklang gerade anfangs recht fahrig.

Bis zur Brahms-Sinfonie haben die Musiker sich frei gespielt. Zumindest der Zusammenklang kommt dabei jetzt voll und saftig. Sodass Raiskins weit ausholender Gestus auch hörbare Entsprechung findet. Aus anhebendem Bläserglanz entwickelt sich im ersten Satz eine federnde Durchführung, gefolgt von einem schön singenden Andante. Den dritten Satz prägt fein gearbeitete Phrasenspannung. Den Schlusssatz lässt der Dirigent aus  geheimnisvoller Deckung kommend erst  explodieren, dann melancholisch verklingen. (In der kompositionstechnischen Anlage zwar klassisch, atmet die Sinfonie emotional doch unüberhörbar romantische Herzensstimmung. Was einmal mehr die m.E. nur sehr begrenzte Möglichkeit der strukturellen Werkanalyse bezeichnet, die eigentlich künstlerische Beseelung von Musikstücken hinreichend zu charakterisieren.) 

Zwischen Weber und Brahms macht Lisa Smirnova mit Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzerten nicht nur einen interessanten Eindruck, sondern auch richtig Spaß. Wie die russische Pianistin Phrasen setzt, verzögert, beschleunigt, reduziert, explodiert – das ist eigen. Beide Konzerte stellen das Soloinstrument klar in den Vordergrund. Das Orchester hat zu dienen, und es dient willig.

Beeindruckend ist Smirnovas Art, wilde Läufe und Arpeggio-Kaskaden nicht für bloß virtuoses Glänzen zu benutzen, sondern als thematisch sinnvolle Klangteppiche zu verdichten. Dass die Pianistin dabei lebhaft grimassierend zu Fingern und Tasten spricht, als handle es sich um eine Schar entfesselter Kinder, gibt ihrem Vortrag einen Schmunzeleffekt mit.
                                                                           Andreas Pecht

(Erstabdruck am 3. März 2009)

7. Anrechtskonzert Musik-Institut Koblenz, Pianistin Lisa Smirnova, Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin
 
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