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2009-03-25a Porträt:

Seit 1993 leistet das Kulturbüro Rheinland-Pfalz in Koblenz seinen landesweit wichtigen Dienst

 

Servicestation für freie Szene und Kulturbildung

 
ape. Koblenz/Rheinland-Pfalz. In Koblenz hat eine Kulturinstitution ihren Sitz, die auf den ersten Blick sehr unscheinbar ausschaut, sich auf den zweiten aber als wichtige Säule der rheinland-pfälzischen Kulturlandschaft erweist. Sie firmiert offiziell unter der recht sperrigen Bezeichnung „Kulturbüro Rheinland-Pfalz der LAG Soziokultur & Kulturpädagogik e.V.“, wird deshalb inoffiziell gewöhnlich kurz RLP-Kulturbüro oder Kulturbüro RLP gerufen, genannt, geschrieben. Die Institution kann als Produkt der erwachsen gewordenen Soziokulturbewegung der 1980er/90er-Jahre betrachtet werden.
 

Erwachsen ja, aber nicht verknöchert. Der Geist, der in den bescheidenen Räumen im dritten Obergeschoss der Koblenzer Kulturfabrik (KuFa) umgeht, ist sich seiner Wurzeln bewusst und ihnen treu geblieben: Kultur wird hier noch immer als „unverzichtbares Lebensmittel“ für alle verstanden, als Instrument einer Sozialisation hin zu individueller Würde und Selbstbestimmtheit, als Weg zur gesellschaftlichen Demokratisierung. Dennoch herrscht im Kulturbüro keineswegs das Chaos einstiger Jugendbewegung, sondern arbeitet eine sechsköpfige Kernmannschaft in hochprofessioneller Effektivität ein deftiges Pensum ab, das vor allem einem Zweck dient: Der speziellen Klientel bei ihrem Tun hilfreich zur Seite stehen.

Was ist das für eine Klientel? Jetzt wird’s etwas kompliziert, weil das Aufgabenspektrum des Kulturbüros seit seiner Gründung 1993 ziemlich breit geworden ist. Lukas Nübling und Moka Biss erhellen im Gespräch die Verhältnisse. Er ist im Büro der Chef (und wird sich jetzt sofort gegen diese Bezeichnung verwahren), zu KuFa-Gründungszeiten noch ein Jungspund, aber seither immer dabei  im hiesigen soziokulturellen Bewegungsgetriebe. Sie, Moka, entstammt nach Erinnerung des Autors der zweiten Soziokultur-Generation. Anfangs war die Einrichtung hauptsächlich als Koordinations- und Lobbyinstrument der 1992 aus der Taufe gehobenen rheinland-pfälzischen Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) soziokultureller Zentren gedacht. Nübling erinnert ein halbes Dutzend Gründungsmitglieder: Tuchfabrik Trier, Haus Felsenkeller Altenkirchen, KuFa Koblenz, AG Burg Waldeck, Kinder- und Jugendtheater Speyer sowie Haus am Westbahnhof Landau. Jemand vergessen? Falls ja, wird um Nachsicht gebeten.

Koordinator soziokultureller Zentren

Die illustre Gründerrunde verdeutlicht, woher der Wind wehte: Engagierte alternative Jugend- und Kulturarbeit. Dabei ist es im Grunde bis heute geblieben. Nur dass die LAG inzwischen 16 Mitglieder vom Oberwesterwald bis in die Südwestpfalz umfasst und ihr Koordinationsbüro in Koblenz sich obendrein zu einem landesweit agierenden Servicezentrum für die gesamte freie Kulturszene gemausert hat. Träger des als Verein eingetragenen Kulturbüros ist nach wie vor die Landesarbeitsgemeinschaft der Soziokulturzentren, als wichtigster Auftraggeber hinzugekommen ist das Land Rheinland-Pfalz.

Dessen Ansinnen an Nüblings Mannschaft erstreckt sich auf drei Hauptgebiete. Das erste:  Beratung, Unterstützung, Förderung, Weiterbildung insbesondere selbstständig arbeitender Künstler/innen und Kulturveranstalter/innen. Das zweite: Übernahme der Trägerschaft, Organisation und Betreuung des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) Kultur für das ganze Land und des FSJ-Ganztagsschulen im nördlichen Landesteil. Das dritte Ansinnen lautet: Förderung der Kinder- und Jugendkulturarbeit im Land – beispielsweise durch Unterstützung des Aufbaus der neuen Jugendkunstschulen, von Projekten in den Soziokulturzentren oder durch eigene Jugentheaterfestivals im Rahmen des Kultursommers.

Und jetzt bitte mal ganz praktisch! Künstler sucht Auftrittsmöglichkeit oder Veranstalter sucht Künstler. Was tun? Im Internet die Seite  www.freie-szene.de anklicken – und staunen, was da an nütztlichen Infos, Kontaktadressen, Anlaufstellen für Kulturschaffende jedweder Art drinsteckt. Dieser Internet-Auftritt ist die erweiterte Digitalform des früheren Kursbuches Kultur für Rheinland-Pfalz. Eingerichtet wurde er und gepflegt wird er von wem? Richtig, vom RLP-Kulturbüro.

Hilfen für Künstler und Veranstalter

Und nochmal ganz praktisch! Kulturveranstalter und Künstler wollen lernen, mit all dem unsäglichen Bürokratenkram Zeit, Geld und Nerven sparend umzugehen, den Gewerbeaufsicht, Finanzamt, GEMA, VG-Wort, Künstlersozialkasse, Jugendschutzgesetz etc. pp. ihrem eigentlichen Schaffen auflasten. Sie wollen herausfinden, ob und wie sie an kulturelle Fördermittel  von Kommunen, Ländern, Bund, EU oder UNO herankommen. Sie wollen sich gescheite Strategien aneignen für die Erschließung neuer Publikumskreise, wollen geschmackvolle Werbemittel auflegen oder eine sinnvolle Pressearbeit machen. Was dann tun?  Im Internet   www.kulturseminare.de aufrufen und stöbern im umfassenden wie passgenauen Seminarprogramm, das Nübling und Co. jedes Jahr neu auf die Beine stellen.

Und schon wieder ganz praktisch! Was macht die junge Malerin, Bildhauerin, Fotokünstlerin, wenn sie in einer noch immer durch männliche Entscheider geprägten Welt von schon erfahrenen  Kolleginnen etwas Unterstützung bei den ersten Schritten in den Beruf sucht? Was machen junge Leute, die zwischen Schul-Ende und den Beginn von Berufsausbildung oder Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr in den Bereichen Kultur oder Ganztagsschule schieben wollen?  Und was schließlich machen jene, die in diesem Artikel nicht genannt wurden, aber ebenfalls  Fragen zu  Jugend- und Kulturarbeit haben? Sie steuern im Internet die Seite www.kulturbuero-rlp.de an und lassen sich von dort in den sie interessierenden Spezialbereich leiten.

Sollte dieser Weg wider Erwarten mal gar nicht fruchten, dann bleibt der Griff zum Telefon: Wähle 0261/982 11 50 und du hast das Kulturbüro an der Strippe – wo die nächsten Tage Lukas, Moka, Stephan Bock, Margret Staal, Rebecca Staal und Eike Schäfer womöglich an glühenden Apparaten von der Stirne rinnt der Schweiß.

Das Leistungsspektrum verdeutlicht: Das RLP-Kulturbüro wendet sich selten direkt ans kulturelle Endpublikum. Es ist eine mehr im Hintergrund arbeitende Einrichtung im Dienste von Kulturschaffenden, Kulturvermittlern und kultureller Bildung. In einigen Fällen allerdings tritt das Büro auch selbst als Kulturveranstalter an die allgemeine Öffentlichkeit. Neben einzelnen Sonderprojekten (wie im vergangenen Jahr „Spurwechsel“) trägt es seit Jahren die Verantwortung für das Jugendtheaterfestival „Impulsiv“ in Koblenz und den landesweiten Festivalstern Jugendtheater im Kultursommers. „Impulsiv“ kommt heuer am letzten Juni-Wochenende mit drei bis vier Produktionen und etlichen Workshops unter anderem auf dem Koblenzer Münzplatz und ins Stadttheater. Der Festivalstern Jugendtheater schickt zwischen Mai und Oktober zehn deutsche und internationale Profi-Ensembles auf Tour durch Rheinland-Pfalz.
                                                                                   Andreas Pecht


(Erstabdruck Woche 13/14 im März 2009)
 
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