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2009-04-27a Vortrag:


Im Anfang war Johann Sebastian Bach
 
(Unkorrigiertes Manuskript, teils ausformliert, teils in Stichworten eines etwa 2-stündigen Vortrages über Leben, Werk, Bedeutung von Bach. Gehalten am 26.4.09 bei den Marienberger Seminaren. Die mündlichen Ausführungen wichen teils erheblich vom Manuskript ab)  


Meine Sehr verehrten Damen und Herrn,
 
herzlich willkommen zu diesen drei Stunden über Johann Sebastian Bach. Wäre dies eine Festveranstaltung, würde sie natürlich umstandslos beginnen mit klingendem Spiel aus der Feder des 1685 in Eisenach geborenen und 1750 in Leipzig gestorbenen Musikers. Nun sind wir aber bei den Marienberger Seminaren, was allemal bedeutet: Auch dem Kunstgenuss will und soll sich das Auditorium mit wachem Verstand nähern. Weshalb am Anfang der Veranstaltung einmal mehr das Wort steht.

Keine Angst, Sie kriegen reichlich Musik. Nach einer kleinen Hinführung durch mich, werden Volker Siefert und Sabine Melchioriuns mit einem etwa 20-minütigen Musikblock in die Klangwelt Bachs entführen. Danach folgt mein Vortrag Station um Station dem Leben dieses schon fast sagenumwobenen Komponisten und Virtuosen des Barock. Wir werden dabei nicht nur einem bedeutenden Musiker und seinem Schaffen nähertreten, sondern auch einen überaus interessanten Menschen kennenlernen. Ich werde dabei ihr Augenmerk auf Seiten von Bachs Persönlichkeit lenken, die im Zuge der traditionellen deutschen Verehrungskultur entweder vergessen oder ganz bewusst marginalisiert wurden.

Etwa zur Mitte des Seminars kommt wieder Volker Siefert mit Musik zum Zuge, dann mit einem Block Bachscher Kirchenmusik, die ja eine zentrale Komponente seines Schaffens darstellt. Dieser kirchenmusikalische Block führt zugleich in den letzten Teil meines Vortrages hinein, der sich einerseits mit der letzten und längsten Phase in Bachs Leben befasst: seinen beinahe 28 Jahren als Thomaskantor zu Leipzig. Andererseits werde ich auch kurz darauf eingehen, was nach Ableben des Musikers Seltsames geschah: Seine Musik verschwand für fast 80 Jahre fast völlig aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Bevor wir nun ins Thema richtig einsteigen, möchte Ihnen noch sagen, was dieses heutige Seminar NICHT bietet. Erstens: Erschöpfende Vollständigkeit. Die kann es beim Referieren über ein Menschenleben nie geben; erst recht nicht bei einem Leben, das ein so gewaltiges, vielgestaltiges und bedeutsames Oeuvre hevorgebracht hat wie im heute vorliegenden Fall. Dieses Seminar wird folglich Schwerpunkte setzen, von ausgewählten Aspekten aus Bachs Leben und Werk handeln. Wobei ich hoffe, dass meine Auswahl und ihre Anordnung dann doch ein recht brauchbares Gesamtbild hinterlässt.

Was das Seminar zweitens nicht bietet: Ich werde Sie auf keinen Fall mit musikwissenschaftlichen Formanalysen Bachscher Werke drangsalieren.  Sollten sich passionierte Bach-Spezialisten unter Ihnen befinden, so seien diese um Nachsicht gebeten. Dieses Seminar ist nicht als Beitrag zu akademischem Bach-Diskurs und akademischer Bach-Rezeption gedacht. Es richtet sich vielmehr als allgemeinverständliche, interessante und durchaus auch kurzweilige Einführung in Leben, Werk und Bedeutung von Johann Sebastian Bach ans breite Publikum, an interessierte Bach-Laien, ja an Musik-Laien. So wurde die Veranstaltung angekündigt, so ist sie konzipiert, so wird sie uns allen, hoffe ich, Hirn und Herz erfreuen.

In medias res! (Zur Sache, Schätzchen)
Lassen sie uns ganz kurz und grob klären, in welchem welthistorischen Umfeld wir uns bei der Beschäftigung mit J.S. Bach bewegen. Als Bach  1685 zur Welt kommt, herrscht Ludwig der XIV. (der Sonnenkönig) im 42.  Jahr über Frankreich, 30 weitere sollten noch folgen. Der Westfälische Friede und damit die Neuordnung Europas nach katholischen und protestantischen Einflusssphären liegt 37 Jahre zurück. Während Bachs Lebzeit schwingt sich Preußen von einem bedeutungslosen Fürstentum zum Königreich von europäischem Gewicht auf, versucht Zar Peter der Große Russland zu einer modernen europäischen Großmacht zu entwickeln. Kurzum: Bach wird ins „Zeitalter des Absolutismus“ hineingeboren, und zwar auf der protestantischen Seite. Zu seinen Zeitgenossen zählen etwa Isaac Newton, John Locke, Leibniz, Voltaire, Rousseau.

Was sagt uns das? Die Welt zu Bachs Zeit befand sich auf allen Ebenen im Umbruch und steckte voller Widersprüche – politisch, technisch, ökonomisch, geistig. Leider wissen wir sehr wenig darüber, ob und wie unser Mann davon etwas mitbekam und beeinflusst wurde. Denn Johann Sebastian hat außer Noten kaum schriftliche Zeugnisse hinterlassen, überhaupt war er kein großer Schreiber. Da er die meiste Zeit seines Lebens in der thüringisch-sächsischen Provinz verbrachte, geht man davon aus, dass er nicht eben der Allerweltläufigste war. Ausgenommen die musikalischen Entwicklungen in Europa, denen er stets mit wachem Interesse begegnete, ohne deshalb freilich gleich drängende Erkundungsenergie zu entwickeln. Anders als die meisten großen Klassikmusiker in der Geschichte, begab sich Bach nie auf ausgedehnte Auslandsreisen.

== Exkurs (freie Rede): Die Orte in denen Bach lebte, Regionalverteilung, historische Bedeutung – Eisenach, Ohrdruf, Lüneburg, Arnstadt, Mühlhausen, Weimar, Köthen, Leipzig.
   
Daher wohl rührt das in der Musikgeschichte lange verbreitete Bild von Bach als armem, unbekanntem und von der Welt verkannten Provinzorganisten. Ein falsches Bild, wie wir inzwischen wissen. Er war zu Lebzeiten kein Unbekannter. Allerdings war sein Ruf von ganz anderer Natur als derjenige seiner musikalischen Zeitgenossen Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel. Diese beiden waren schillernde Superstars des barocken Musikbetriebes, gingen in den Höfen und notablen Salons Europas ein und aus, feierten in Konzertsälen und vor allem auf Opernbühnen der in- und ausländischen Metropolen umjubelte und brillant bezahlte Triumphe.

Bach hat nicht eine einzige richtige Oper komponiert. Seinen kirchlichen und weltlichen Werken hing damals der Ruf an, sehr ernst und sehr kompliziert zu sein. Er selbst galt als grantiger Eigenbrötler und als kaum gesellschaftsfähig. Man hielt ihn für einen künstlerischen Puristen, der sich um Vorlieben des Publikums und um den Zeitgeschmack nicht im geringsten schert. Ein Komponist, der die Musikform der zu größter  Komplexität entwickelten Fuge als wichtigsten Weg und Gipfel musikalischen Schaffens betrachtete, konnte damals und kann bis heute schwerlich zu Popularität gelangen.

Dennoch kannten Musiker und Musikliebhaber allüberall seinen Namen, sprachen mit Hochachtung, ja fast scheuem Respekt von ihm und seiner Kunst. Sie wussten oder spürten: In Bach haben sie einen Meister vor sich, einen wahrhaft Großen – den nur kaum einer wirklich versteht. Im Mai 1747 besucht der Thomaskantor auf Einladung Friedrichs des II. das neue Schloss Sanssouci bei Berlin. Der Preußenkönig war ein großen Freund der Musikkunst, komponierte selbst (nicht besonders gut), spielte aber mit einigem Talent  Querflöte. Als ihm die Ankunft von Johann Sebastian   gemeldet wurde, gebot Friedrich dem allfällig höfischen Geschnatter und Getändel sogleich Ruhe und verkündete respekt- wie erwartungsvoll: „Der alte Bach ist da“.

Womit es nun auch für uns Zeit für den ersten Musikblock wird. Ich habe Herrn Siefert gebeten, ans Ende dieses Blockes eine typische Bachsche Fuge zu setzen, damit wir einen Eindruck gewinnen können von der Art Musik, die für Bach ein Leben lang von zentraler Bedeutung war. Um Ihnen das Hören dann etwas zu erleichtern, noch kurz ein paar Sätze zur Fuge generell.

Was ist eine Fuge?
Die Fuge ist eine musikalische Form, die einem bestimmten Kompositionsprinzip folgt. Das besteht laut Lexikon vor allem daraus,  dass ein zu Beginn vorgestelltes musikalisches Hauptthema auf imitierende Weise durch alle Stimmen geführt wird. Wobei diese Stimmen,  in gleichberechtigtem Verhältnis zueinander stehen. In der Regel sind es gemäß den Stimmlagen im Chor vier Stimmen – Sopran, Alt, Tenor, Bass.
Ein ähnliches Formprinzip dürfte Ihnen allen noch aus der Schulzeit gut bekannt sein: der Kanon.
Beispiel: Bruder Jakob schläfst du noch.
Mit zeitversetzten Einsätzen singen dann die Gruppen das Lied oder Thema eigenständig durch, um an einem bestimmten Punkt gemeinsam auf   zu enden. Wenn der Kanon gut komponiert ist und richtig gesungen wird, macht der Gesamtklang was her. Und wenn der Dirigent den Schlusspunkt richtig gewählt hat, finden die Stimmen am Ende zu einem schönen Schlussakkord wieder zusammen. Ähnlich, wenn auch viel komplizierter, ist es bei der Fuge – weshalb vom 14. Jahrhundert bis etwa Ende des 16.  der Kanon auch Fuge genannt wurde.

Einer der wichtigsten Grundunterschiede zwischen beidem wird schließlich: In der Fuge wird bald nicht mehr nur das unveränderte Thema durch die diversen Stimmen geführt, sondern das Thema erfährt unterwegs das Thema Veränderungen, Variationen. Es werden Zwischenmodulationen eingebaut, das Thema selbst wird entwickelt, umstrukturiert, auf den Kopf gestellt, gespiegelt, rumgedreht, zerstückelt, neu zusammengesetzt und das oft in jeder Stimme auf unterschiedliche Weise. Zu einem Hauptthema kann sich ein zweites, manchmal ein Drittes gesellen, die wiederum durch alle Stimmen geführt und dabei variiert werden; das Werk nennt sich dann Doppel- oder Tripelfuge. Und wie kein anderer je zuvor und auch keiner mehr nachher erforscht und erprobt Johann Sebastian Bach systematisch den gewaltigen Kosmos der fugalen Möglichkeiten.

Sein unter dem Titel „Die Kunst der Fuge“ erschienener berühmter Zyklus umfasst 14 Fugen und vier Kanons, denen im Prinzip ein einziges Thema zugrunde liegt, das sie in allen erdenklichen Formen durchgestalten. „Die Kunst der Fuge“ ist, ähnlich wie Bachs Zyklus „Das Wohltemperierte Klavier“ gewissermaßen eine Art Forschungsbericht und Lehrbuch  zugleich. Überhaupt hat sich Bach selbst mehr als Musikgelehrter denn als Künstler verstanden. Aber ist ein anderes Thema.
Jetzt sind Sie dran Herr Siefert.

MMMMMMMMMMM

„Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen", mit diesen Worten verneigte sich Ludwig van Beethoven im Gedenken an Bach, weil in dessen Schaffen zahllose Musikströmungen genial zusammenflossen. Die Romantik verklärte den Leipziger Thomaskantor dann zum Gottvater der Tonkunst - Denkmal und Lehrer ist Bach von da bis heute geblieben. Bei seinen Zeitgenossen war das, wie schon gesagt, etwas anders. Bevor er als Komponist überhaupt wahrgenommen wurde, galt er in deutschen Landen vor allem als bis zur Schrulligkeit unbestechlicher Orgelprüfer. Wurde in irgendeiner Kirche eine neue Orgel gebaut, wurde Bach engagiert, sie abzunehmen. Sein gestrenges Urteil war bei den Orgelbauern insbesondere in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gefürchtet.

Ungläubiges Staunen rief damals bei denjenigen, die es miterlebten, Bachs virtuoses Orgelspiel hervor. Andreas Liebert hat in seinem 1999 oder 2000  erschienen Roman "Mein Vater, der Kantor Bach" allerlei Bekanntes und Verbürgtes mit gebotener erzählerischer Freiheit zu einer kundigen wie lebhaften Bach-Annäherung verwoben. Darin wird folgende vielsagende Episode erzählt. Bach besuchte in den 1730er-Jahren mit Sohn Friedemann in Dresden eine Aufführung von Adolph Hasses Oper "Cleofide". Tags darauf sitzt er an einem Dresdner Orgeltisch:
"Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Sämtliche Hofmusiker waren zugegen (...). Bach wandte sich um, richtete die Augen auf den Altar. Dann senkte er den Kopf und betete: 'Laß dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr.'(...) Dann begann er zu spielen. Ein kolorierter Choral machte den Anfang. Ein schlichter Beginn, aber Bach verzierte die Melodie so originell, dass die Zuhörer die Luft anhielten. (...)"
Sodann spielte Bach der beschwingten Stadt Dresden eine Orgelsonate voller Grazie und Lebenszugewandtheit auf, wechselte alsbald mit einem gewaltigen Akkord zu seinem c-Moll-Präludium, das mit "Klangmassen ängstigte und zerknirschte". Es folgten drei Choräle, die "das bewegte Herz für die Andacht gegen Gott" öffnen sollten. Schließlich der Höhepunkt: Bach fantasierte über ein Thema aus der Oper "Cleofide". Deren anwesender Komponist "starrte zur Orgel: Was tat dieser Mann mit seiner Melodie? Bach präsentierte sie in einem kanonischen Präludium im vollen Werk. (...) Die Hälfte der Köpfe hatte sich gedreht. Viele Münder standen offen. Hasse schüttelte den Kopf, wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
(...) Nach einer ausgedehnten Fuge über Hasses Thema modulierte Bach in seine d-Moll-Toccata, deren Unisono-Anfang wie ein Blitzstrahl durch die Kirche zuckte. Bach tobte sich aus, spielte mit atemberaubender Geschwindigkeit und steigerte den Toccatenschluss in solch ungeheuerliche Klanggewalt, dass einige die Hände falteten und zu beten begannen. - ,Wer nur den lieben Gott läßt walten`: im schlichten vierstimmigen Satz endete Bach sein Konzert. Die jähe Stille war lähmend, aber nahezu vollkommen."

Die Schilderung mag romanhaft überzeichnet sein, deckt sich aber mit vielen anderen Berichten. Sie macht einige wesentliche Züge in Bachs Werk und Persönlichkeit deutlich, auf die wir heute noch öfter stoßen werden: Die tiefe Religiosität des Komponisten, der bis in einzelne Takte hinein seine Musik in den Dienst am Glauben stellt. Seine überragende musikalische und spieltechnische Genialität, die ihm den souveränen Umgang mit jeder Musik, egal welcher Schwierigkeit, erlaubte. Dazu Bachs Besessenheit von der Musik und seine daraus resultierende Vierschrötigkeit, ja Überheblichkeit im Umgang mit jenen, denen Musik nicht Nabel der Welt war.

Diplomatisch war es gewiss nicht, dem bei Hofe so geschätzten Hasse in aller Öffentlichkeit vorzuexerzieren, was sich aus seinen Melodien mit Bachscher Kunst Großes machen ließe. Doch Diplomat war Bach nie, eher ein renitenter, bisweilen heftig aufbrausender Querkopf und Dickschädel.

   
Johann Sebastian Bach wird heute verwehrt als "Jahrtausend-Genie". Das  noch immer landläufige Verständnis vom begnadeten, quasi vom Himmel gefallenen Genie wurzelt in der zu mystischen Verklärungen neigenden Romantik. Dass zur Entfaltung von individuellem Talent auch Fleiß, Neugierde sowie ein förderliches Lebensumfeld gehören, wird bei allgemeiner Neigung zur Vergötterung, zu Helden- und Star-Kult gerne übersehen. Bach konnte nur zum Musikgiganten werden, weil er am 21. März 1685 in Eisenach in eine Familie hineingeboren wurde, für die Musizieren als Handwerk zum Broterwerb und Musik als Lebensinhalt seit Generationen völlig selbstverständlich war.

Das städtische Leben in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kennt eine Musikkultur, von deren Reichhaltigkeit man sich heute kaum mehr einen Begriff macht. Fürstenhof, Kommune, Schule und Kirche sind die vier Säulen der offiziellen Musikpflege, dazu kommen Salons, Gasthäuser, Familien. Zum Zeitpunkt von Johann Sebastians Geburt zählt Eisenach gerade 6000 Einwohner, auf die etwa zwei bis drei Dutzend haupt- und nebenamtliche Musiker plus Schüler und Laien kommen. Die Stadt unterhält eine Ratsmusik-Kompagnie, die zwei Mal täglich vom Rathaus-Balkon und zu vielen anderen Anlässen aufspielt. Der herzogliche Hof unterhält ebenfalls eine Kapelle. Die Lateinschule (Gymnasium) ist Ort intensiver Musikerziehung, ihr Chorus musicus zentraler Vokal-Klangkörper der Stadt und zugleich Kirchenchor.

Bachs Vater Ambrosius übt in Eisenach das Amt des obersten Stadtmusikers nicht-akademischen Rangs aus; sein Onkel Johann Christoph ist dort Stadtorganist und Hofcembalist. Und wohin auch immer man seinerzeit zwischen Eisenach, Erfurt und Schweinfurt kommt: Irgend ein Herr namens Bach spielt die Orgel, dirigiert den Chor, geigt am ersten Pult. Bache unterrichten "Lehrlinge und Gesellen" (Musiker galten vielerorts als eine Art Handwerkszunft) auf Tasten-, Blas-, Zupf- und Streichinstrumenten, lehren Notenschreiben und musikalische Formen. Ein dichtes Netz von Berufsmusikern aus dem Bach-Clan überzieht gut eineinhalb Jahrhunderte lang vor allem Thüringen.

So selbstverständlich wie Sprechen, Laufen und Lesen, lernen Johann Sebastian und andere Jung-Bache jeweils etliche Instrumente zu spielen. Gesang ist ohnehin allgegenwärtig. Das Instrumentalspiel bringt automatisch erste Komponiererfahrung mit sich, denn die herrschende Lehrmethode des Barock läßt Schüler exemplarische Werke erst auswendig lernen, sodann nachahmen.

Mit dem Onkel kriecht klein Sebastian, Lappen und Werkzeug schwingend, in der Orgel herum. Die Pflege und Wartung des Instruments war damals Organistenpflicht. Wann immer er in Eisenach oder anderswo Orgelbauer am Werk sieht, gesellt er sich hinzu. Bach wird später nicht nur der größte Orgel-Virtuose, sondern auch der angesehenste Sachverständige für Orgeltechnik in Mitteldeutschland sein. Dieses Interesse ebnet dem 18-Jährigen den Weg zu seiner ersten Organistenstelle: In Arnstadt vertraut man ihm die technische Abnahme und das Einweihungskonzert einer neuen Orgel an und behält ihn dann.

Doch zuvor gilt es, Schicksalsschläge zu verwinden. Der 10-Jährige verliert kurz hintereinander Mutter und Vater; er wird aufgenommen im Haushalt seines 14 Jahre älteren Bruders Christoph, Organist im thüringischen Ohrdruf. Der ist ein eifriger, weltoffener Musiksammler und ermöglicht Johann Sebastian vermutlich auch die erste Beschäftigung mit Qualitätsmusik aus ganz Europa. Horizonte sind geöffnet. Und weil dem  15-Jährigen am Lyzeum in Ohrdruf kein "Freitisch" mehr zusteht, der Bruder ihn ohne dieses Stipendium für begabte Waisenkinder aber nicht ernähren kann, muss er sich entscheiden: Sofort Musikhandwerker werden oder andernorts Möglichkeiten finden, die höhere Schule abzuschließen. Johann Sebastian entscheidet sich für Letzteres, reist nach Norddeutschland und wird - vermittelt vom Ohrdrufer Kantor Elias Herda - in die Oberklasse der angesehenen Lüneburger Michaelisschule aufgenommen. Oft wandert er von dort nach Hamburg, vor allem um die bedeutendsten Organisten jener Zeit zu hören: Johann Adam Reinken und Dietrich Buxtehude.

Johann Sebastian ist der erste aller Bache, der den Weg zu akademischer Bildung einschlägt. Zwar wird er nie eine Universität besuchen, sondern "nur" autodidaktisch "studieren", aber schon hier, in jungen Jahren, manifestiert sich sein später ureigenes Selbstverständnis: Nicht bloß Virtuose, Musik-Gelehrter will er sein. Doch 1703 landet der Lüneburger Schulabsolvent erst mal als musizierender "Lakai Bach" in der Kapelle des Herzogs von Sachsen-Weimar.
Bachs erste Stellung nach Abschluss der Schulzeit ist also die eines namenlosen Orchestermusikers am kurfürstlichen Hof zu Weimar. Dort hält es den 18-Jährigen gerade ein paar Monate. Er folgt bald einem Ruf ins thüringische Arnstadt, wo er 1703 bis 1707 seine erste Organistenstelle an der Neuen Kirche St. Bonifatius innehat. Täglich mehrmals spielt er in Gottesdiensten und Andachten, zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Er hat den Chor zu leiten und komponiert auch selbst gelegentlich ein Stück.

Doch ist Johann Sebastian alles andere als ein fügsamer Diener seiner Herren. Zusehends gerät er mit Stadtoberen und kirchlichen Vorgesetzten in Konflikt. Was jenseits der Stadtgrenzen seinen Ruf als Orgelvirtuose begründet, stellt für die heimische Gemeinde nur Anlass zur Klage dar: Der Herr Bach improvisiere gar zu arg, verschnörkele sein Orgelspiel, das Mitsingen werde immer schwieriger. Mehrfach wird der Organist verwarnt - doch der trotzt, vom kunstvoll kreativen Spiel will er nicht lassen.

Nach einem Studienaufenthalt bei Friedrich Buxtehude in Lübeck, für den er seinen Urlaub eigenmächtig um einige Wochen verlängert, klingen die Orgeltöne noch kunstsinniger, noch "moderner". Zugleich wird das Verhältnis zwischen Bach und seinen Vorgesetzten geradezu unwirsch. Dann noch dieser, von der Chronik überlieferte Vorfall: Chorleiter Bach soll sich auf dem Marktplatz von Arnstadt öffentlich mit einem oder mehreren seiner Schüler geprügelt haben.
Probleme mit Zöglingen begleiten ihn zeitlebens - der Meister hat einfach keine Lust, sich mit unwilligen und nicht oder nur mäßig talentierten Scholaren und Choristen herumzuplagen. Schon in Arnstadt insistiert der Jüngling (viele seiner Schüler sind älter als er) auf die Einstellung eines Chorleiters. Auch als reifer Thomaskantor drückt er sich später in Leipzig, obschon ansonsten überaus fleißig, vor schulischen Pflichten, wann immer er kann. Wiederholt beschäftigt er sogar - sehr zum Ärger der Dienstherren - auf eigene Rechnung Hilfslehrer, die ihn von ungeliebten Arbeiten entlasten.

Bachs Arnstädter "Sturm-und-Drang-Zeit" endet 1707, als er die Organistenstelle in der freien Reichsstadt Mühlhausen annimmt. Dort erhält er zwar ein gutes Salär, kann seine junge Familie ordentlich versorgen und ist wohl auch als Kompositeur willkommen. So erfreulich die Verhältnisse also für ihn sind, bald schon reißt er vor dem dort heftig entflammten Streit zwischen pietistischer und orthodox-lutherischer Glaubensrichtung aus - und landet wieder in Weimar. Von 1708 bis 1717 ist er da Hoforganist und Kammermusikus des Herzogs.

Fast neun Jahre wirkt er am Weimarer Hof, befasst sich während dieser von relativem Wohlstand geprägten Lebensetappe hauptsächlich mit weltlicher Musik. In diese Zeit fällt wohl auch sein entscheidender Durchbruch zum Komponieren, für das er nie systematischen Unterricht erhalten hatte. Die Motivation, sich intensiver dem Komponieren zu widmen, wurde wohl beflügelt durchs Bachs intensive Beschäftigung mit Antionio Vivaldis Violinkonzerten, die er in Weimar für Klavier umarbeitet. Einige seiner frühen Komposition aus dieser Zeit, sollten später als Teil einer größeren Werksammlung berühmt werden: der Brandenburgischen Konzerte. Auf die komme ich nachher noch einmal.  Das Ende von Bachs Weimarer Phase jedenfalls ist derart, dass mancher Bach-Verehrer die Episode nur zu gern übergeht:

Bach hat ein reizvolles Angebot aus Köthen bekommen, das er unbedingt annehmen möchte. Aber der in Leibeigenschafts-Kategorien denkende Weimarer Herzog will "seinen Organisten" nicht ziehen lassen. Der immerhin schon 32-jährige und inzwischen in Mitteldeutschland fast berühmte Johann Sebastian schimpft, flucht, wird ganz unbotmäßig laut gegen seinen Herzog - und wandert darob für 20 lange Tage in den Kerker. Am Ende setzt Bach seinen Dickkopf auf etwas eigentümliche Art doch noch durch: Man schmeißt ihn mit Gattin, drei kleinen Söhnen, Sack und Pack hochkant aus Weimar hinaus.

Lassen sie uns einen Abstecher zum Familienleben des Musicus machen. Bach war zwei mal verheiratet. Seine beiden Frauen brachten insgesamt 19 Kinder zur Welt, von denen etwa die Hälfte das Erwachsenenalter nicht erreichte. Eine für das frühe 18. Jahrhundert durchaus normale Sterblichkeitsquote, die allerdings deutlich macht, dass Leid und Trauer damals auch in Haushalten mit vergleichsweise solidem Lebenstandard wie bei den Bachs regelmäßig zu Gast waren.

Johann Sebastian war 22 Jahre alt, als er während seiner Zeit in Arnstadt seine erste Frau kennenlernte und zwar über die Musik. Maria Barbara war Sopranistin und eine Cousine zweiten Grades von ihm.  In den Ratsakten von Arnstadt ist notiert, der Herr Organiste habe eine "frembde Jungfer auf das Chor" geholt und "musicieren laßen". Sie müssen sich das vorstellen: Im Jahre 1707 holt ein blutjunger, im winzigkleinen Arnstadt nicht sonderlich beliebter Organist eine fesche Maid – die Maria Barbara gewesen sein soll – auf die Kirchenempore, um mit ihr dort in trauter Zweisamkeit und fern der öffentlichen Kontrolle zu musizieren und wohl auch etwas Süßholz zu raspeln. Solches Benehmen verstieß gegen eindeutig gegen die seinerzeitige Anstandsnorm und war für die Herren des thüringischen Provinzstädtchen ein Skandal, der auch nicht dadurch kleiner wurde, das die beiden noch im selben Jahr heirateten.

Mit Maria Barbara hatte Johann Sebastian insgesamt sieben Kinder, darunter auch Wilhelm Friedemann. Dieser älteste Bach-Sprößling sollte neben seinem Bruder Carl Philipp Emanuel, Kammercembalisten Friedrichs des Großen, die musikalische Tradition des Vaters fortsetzen. Jedoch war Friedemann, dem wohl größten Komponistentalent unter Bachs Kindern, kein schöner Lebensabend vergönnt. Nach einigen beruflichen Erfolgen - er brachte es bis zum Musikdirektor von Halle - starb er arm, vergessen und möglicherweise geistig-nervlich zerrüttet in Berlin.
Auch das Leben seines Vaters war von harten Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. In seiner Weimarer Zeit trafen zwei Totgeburten die "Bache" schwer. Es sollte noch schlimmer kommen. 1720 starb nach 13 Jahren "vergnügter Ehe" plötzlich Maria Barbara. Ihr Mann, inzwischen Kapellmeister und Kompositeur am Fürstenhof in Köthen, stand plötzlich  mit drei Söhnen allein in der Welt. 

Vom Tod Maria Barbaras hart getroffen, blieb Bach dennoch nicht allzu lange allein. Im Dezember 1721 heiratete er die erst 20-jährige  Anna Magdalena, jüngste Tochter eines fürstlichen Hof- und Feldtrompeters, und selbst Hofsängerin in Köthen. Von ihr schrieb Bach im 1730, daß sie "gar einen sauberen Soprano singet". Die musikalische Gattin gebar ihm im Laufe der 29-jährigen Ehe 13 Kinder. Um die Erziehung seiner zahlreichen Sprößlinge kümmerte sich der Vater höchstpersönlich. Denn Bach war stolz auf seine musikalische Familie. Den musizierenden Vorfahren setzte er mit einem selbst verfaßten ausführlichen Stammbaum - dem "Ursprung der Musicalisch-Bachischen Familie" - ein Denkmal.
Diese Tradition wollte er bewahren. So war er fest davon überzeugt, daß auch seine Kinder, die er stolz "gebohrene Musici" nennt, in die Fußstapfen ihres Vaters treten werden. Doch die Größe Johann Sebastians erreichte keiner.

Das eingangs skizzierte Bild in der Öffentlichkeit von Bach als vierschrötigem, eigenbrötlerischem Puristen relativiert sich beim Blick ins Bachsche Hausleben.

= Frei erzählen

- natürlich war er ein Patriarch;
-    unwirsch, wenn nachlässig geübt und schlecht musiziert wurde;
-    Musik von morgens bis abends in allen Zimmern;
-    nicht nur die eigenen Kinder, auch Privatschüler, die teils im Hause logierten;
-    Familienkonzerte, spontane Rundgesänge bei Tisch;
-    Bach ein Genussmensch: gegessen wurde möglichst gut.

Die Jahre in Köthen waren für J.S. Bach musikalisch eine überaus produktive Zeit. Der Fürst war ein kunstsinniger Mann, seinem Hofkapellmeister zumindest in den ersten drei Jahren auch menschlich zugetan. Und er wusste, dass von Nichts nichts gutes kommen kann: Seine Hofkapelle war mit exquisiten Musikern besetzt, für die Bach auch sehr schwierige Stücke schreiben konnte. So entstanden denn auch in Köthen einige sehr wichtige Sammelwerke. Etwa das Clavierbüchlein für Friedemann und das „Clavierbüchlein für Anna Magdalena Bachin“, das Frühfassungen der Französischen Suiten enthält. Beides sind quasi systematisch fortschreitende Übungshefte für den Instrumentalunterricht.  Womit sich Bach bei aller Kunstfertigkeit einmal mehr auch formidabler als Musikdidaktiker erweist.

== Freier Einschub: Klären, dass Bach mit „Clavier“ nicht nur das Hammerklavier meint.
 
Von den „Brandenburgischen Konzerten“ war schon kurz die Rede. Es handelt sich dabei um eine Zusammenstellung eigentlich eigenständiger und auch zu unterschiedlichen Zeiten entstandener Stücke. Dieses Prinzip, selbstständige und oft unabhängig voneinander geschriebene Kompositionen nachher unter bestimmten Gesichtspunkten zu Zyklen zu vereinen, findet sich bei Bach häufig. Die oben genannten Clavierbüchlein gehorchen diesem Prinzip. Ebenso Sammlungen wie die Brandenburgischen oder das „Wohltemperierte Klavier“, dessen erster Teil ebenfalls in Köthen zustande kam. Wenn wir heute meinen, es handle sich dabei um ins sich geschlossene, auf einen Schwung komponierte Großwerke, dann liegen wir einfach falsch. Bach hat, wie die meisten Komponisten, stets das eigene Oeuvre auch als eine Art Fundus oder Steinbruch für sich selbst benutzt. Soll ja niemand glauben, Beethoven beispielsweise habe sich seine Sinfonien jeweils in einem genialischen Schaffensrausch von der Seele gekotzt. Sowas kommt bisweilen vor, aber in der Regel sind musikalische Großwerke Ergebnisse eines Zusammentreffens von kreativer Inspiration mit bereits geschaffenem Material. Komponisten, meine Damen und Herrn, sind meistens Meister  der Synergie – der Mehrfachverwertung und Variation eigener Ideen.

Nochmal zu den Brandenburgischen Konzerten. Bach hatte Elemente davon bereits in Weimar geschrieben, ohne freilich zu wissen, dass er sie später einmal in Köthen mit jüngeren Kompositionen zusammenpacken würde, um sie 1721 dem Markgrafen von Brandenburg-Schwedt zu widmen. Den hatte er in Berlin kennen- und schätzen gelernt, wohin der Köthener Fürst  seinen Kapellmeister geschickt hatte, ein neues Cembalo einzukaufen. Bei der Rückkehr von dieser Reise übrigens fand Bach seine erste Frau gestorben und bereits beerdigt. Die Brandenburgischen sind eine Gruppe von sechs wunderbaren Konzerten, die anders als das Wohltemperierte Klavier, die Kunst der Fuge oder die 1741 in Leipzig vollendeten Goldberg-Variationen, noch keinem erkennbaren übergreifenden Ordnungsprinzip folgen. Abgesehen von einem vielleicht:  Für jedes gängige Instrument damaligen Ensemblemusizierens halten die Brandenburgischen eine veritable Solostimme bereit.

Bevor wir uns allmählich der großen Leipziger Bach-Phase und damit auch verstärkt seinem kirchenmusikalischen Schaffen nähern, noch ein paar Sätze zum Wohltemperierten Klavier, weil dieser Zyklus für das Schaffen späterer Komponisten ähnlich bedeutsam ist, wie die Kunst der Fuge. Das WK wird heute als zweiteiliger Zyklus verstanden, von dem jeder Teil aus 24 Präludien (Vorspielen oder Hinführungen) und 24 Fugen besteht. Der erste Teil entstand 1722/23 in Köthen, der zwei um 1744 in Leipzig, wobei Bach selbst Letzteren nicht ausdrücklich als Bestandteil  des WK nennt.

Das Raffinierte und für die fernere Musikentwicklung Wichtige ist: Dass die Stücke ihren Grundtönen nach chromatisch aufwärts durch alle zwölf Dur- und Moll-Tonarten führen. Damit leistet Bach erstmals eine systematische Erforschung der klanglichen Möglichkeiten der sogenannten Wohltemperierten Stimmung von Tasteninstrumenten, die seit dem späten 17. Jahrhundert die bis dahin überwiegende Mitteltönige Stimmung Zug um Zug als Dominante ablöste. Die Sache mit diesen Stimmungen , meine Damen und Herrn, ist eine Wissenschaft für sich. Und wir würden uns alle in tiefe Verzweiflung stürzen, wollte ich die damit zusammenhängenden  physikalischen, instrumentaltechnischen und hörpsychologischen Aspekte jetzt und hier erklären. Ich habe das andernorts wiederholt versucht und bin kläglich gescheitert – wahrscheinlich, weil ich den ganzen Kladeradatsch selbst nie vollends begriffen habe. Lassen sie uns deshalb einfach festhalten: J.S. Bach hat mit dem WK ein Werk geschaffen, das die Möglichkeiten und Charaktereigenschaften aller Tonarten der damals noch jungen wohltemperierten Stimmung systematisch auslotet.  Womit klar sein sollte, dass es sich beim WK nicht einfach um eine Sammlung schöner, meisterlicher  Kompositionen für Klavier, Cembalo und Spinett handelt, sondern fast mehr noch um eine musikhistorische Pioniertat.

Wo wir schon bei den Pioniertaten Bachs sind,  muss auch die Sache mit dem Daumen zur Sprache kommen – eine Innovation, die die Spieltechnik auf Tasteninstrumenten revolutionierte. Beim Orgelvirtuosen Bach bestaunte man zu seiner Zeit, dass er beide Hände (und beide Füße dazu) in vollkommener Eigenständigkeit einzusetzen wusste. Damals völlig neu war auch, dass er "alle Finger benutzte", will sagen, auch beide Daumen. Johann Matthias Gesner, Rektor der Leipziger Thomanerschule, schrieb: "Wenn Du Bach sehen könntest (. . .), wie er mit beiden Händen und allen Fingern das Clavier spielt, wie der Rhythmus ihm in allen Gliedern sitzt. Ich glaube, dass mein Freund Bach viele Männer wie Orpheus in sich schliesst."

Ich will das noch einmal ausdrücklich hervorheben, weil es gemeinhin nur wenig bekannt ist: Bis ins frühe und mittlere 18. Jahrhundert wurden Tasteninstrumente im Regelfall bloß mit ACHT Fingern gespielt. Die Benutzung der Daumen war zwar nicht verboten, aber eben auch nicht üblich – außer um hie und da hilfsweise einen großen Tastenabstand zu überbrücken oder mehrtönige Akkorde zu greifen. Die systematische Nutzung der Daumen als variable Drehachse für die übrige Hand, war  als reguläre Spieltechnik nicht bekannt. Es dominierte das geradlinige Acht-Fingerspiel, wie es naturwüchsig auch Kinder anwenden, die ohne Anleitung ein Klavier erkunden.... 1 Finger, 2 Finger, 4, 8 
ZB Tonleiterspiel, komplexe Fingersätze, ….
Bach bezog nun systematisch die Daumen ins Spiel ein – und eröffnete so bis dahin nie wahrgenommene Möglichkeiten schnellen, fließenden, komplexen Vortrages auch von Werken bis dahin nicht für möglich gehaltenen Schwierigkeitsgrades. Musikpädagoge, der er immer war, gehörte die systematische Erarbeitung zweckdienlicher und optimaler Fingersätze bald zu den grundlegenden Standards in der Ausbildung seiner Schüler. Für den Laien ist wohl kaum nachvollziehbar, welch gewaltige  Bedeutung die Emanzipation der Daumen beim Tastenspiel für die Entwicklung der Musikkultur darstellt. Aber ohne Daumeneinsatz wären  die meisten den Bachschen Klavier- und Orgelwerke nicht spielbar, wären erst recht die unsterblichen Klavierwerke der nachfolgenden Klassik und Romantik schlechterdings undenkbar.

Damit wir uns nicht missverstehen. Johann Sebastian Bach hat weder die musikalische Form der Fuge noch die wohltemperierte Stimmung und auch nicht das Spiel mit den Daumen ERFUNDEN. Das alles existierte schon, fand er vor – als frühes Entwicklungsstadium oder noch roh und ungeschliffen, vielfach benutzt, aber unverstanden, unerforscht und wenig  durchdrungen. Wie ein Naturforscher und/oder Ingenieur  legte er das vorgefundene Material quasi unter Mikroskop und Seziermesser, ergründete systematisch die Eigenschaften des Materials und seine Entwicklungspotenziale – um davon dann neue Techniken und Produkte abzuleiten. Bachs Innovationen, die wie gesagt vielfach zugleich musikpädagogischen Charakter hatten, funktionieren bis heute als "Kunst der Entwicklung vorhandenen Materials".

Zunächst wirkten sie bei seinen Söhnen: Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christian sind selbst recht bedeutende Komponisten geworden. Carl Philipp verfasste die erste gedruckte Klavierschule überhaupt. Johann Christian prägte als Lehrer den jungen Wolfgang Amadeus Mozart. Alle großen Vertreter der europäischen Musik, von den Wiener Klassikern über Schubert, Schumann, Brahms und Liszt bis hin zu Heutigen wie Hans Werner Henze, wurden entscheidend von Bach beeinflusst. Ganz besonders trug das "Wohltemperierte Klavier", gerne auch "das Alte und Neue Testament der Klaviermusik" genannt, dazu bei, das Tonmaterial von Beschränkungen zu befreien und der Gestaltung durch nachfolgende Komponistengenerationen mit ganz anderen Stilen zu erschließen.
   
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  Auf die große Kreativzeit von Köthen legt sich bald ein Schatten: Der Fürst heiratet eine völlig a-musische Prinzessin und verliert alsbald die Lust an der Ensemblemusik; vielleicht nöhlt ihm seine Holde auch nur dauernd die Ohren voll, wegen der Ausgaben für die von ihr so wenig geliebte Hofmusik. Wie dem auch sei: Bach wird die Arbeit in Köthen zusehends verleidet, weshalb er beginnt, sich nach einem neuen Wirkungsfeld umzusehen. Schon im Herbst 1720, also im Todesjahr seiner ersten Frau, bewirbt er sich auf die Organistenstelle an einer der Hauptkirchen in Hamburg. Bach wird zwar zum Vorspiel zugelassen, fährt aber dann doch nicht an die Elbe, weil die dortigen Peffersäcke sich den Einstieg in die Position vom Bewerber erstmal ordentlich bezahlen lassen wollen. Für den eben verwitweten Vater dreier Kinder ein Unding.

Im Juni 1722 stirbt Johann Kuhnau. In Kirchemusikerkreisen ist das bis heute ein klangvoller Name. Mit Kuhnaus Tod wird die Stelle des Thomaskantors zu Leipzig frei. Bach bewirbt sich, wird in der Sachsenmetropole aber keineswegs mit offenen Armen empfangen.  Davon mehr gleich nach einer 5-minütigen Pause fürs menschliche Bedürfnis und  dem sich anschließenden 20-minütigen Genuss Bachscher Kirchenmusik aus Händen und Herz von Volker Siefert sowie aus Kehle und Herz von Frau Melchiori.

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Am 31. Mai des Jahres 1723 übernimmt Johann Sebastian Bach jenes Amt, das er bis zu seinem Tod am 28. Juli 1750 innehat: Er wird Thomaskantor in Leipzig. Nicht, dass der Rat der sächsische Stadt sich um ihn reißen würde. Georg Philipp Telemann, seinerzeit Musikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen, gilt als Favorit. Telemann sagt Leipzig aber ab. Grund:  die Hanseaten haben ihrem Star, als hörten Leipzig buhle um ihn, das Gehalt kräftig anhoben. Gewählt wird in Leipzig dann Bachs anderer Mitbewerber, der Darmstädter Kantor Christoph Graubner. Weil die Hessen Graubner aber nicht ziehen lassen wollen, kommt schließlich Bach zum Zuge. Und der Rat der Stadt Leipzig erlangt peinliche Unsterblichkeit mit dem Ausspruch: "Da man nun die Besten nicht bekommen kann, muss man eben Mittlere nehmen . . ."

Bach als drittrangiger Notnagel? Ist er, jetzt Ende 30, noch immer so unbekannt? Keineswegs, aber die Ratsherren zu Leipzig sind einfach selbstgefällige und hochnäsige Ignoranten; vom hohen Ross herab werfen sie nur beiläufige Blicke auf das Juwel aus dem benachbarten Thüringen. Dass Bachs Stern nach dem Weimarer Fiasko als Hofkapellmeister des Fürsten Leopold zu Köthen inzwischen im musikinteressierten Deutschland hell erstrahlt, ist ihnen völlig entgangen.

In Köthen hatte Bach einen wesentlichen Teil seiner weltlichen Kompositionen geschaffen, darunter neben den schon genannten auch die Violinkonzerte in a-Moll und E-Dur, das Doppelkonzert in d-Moll, Sonaten für Solovioline, Orchester-Suiten und etliches mehr.  Vieles davon zugleich musikpraktische Lehrwerke, die sich bis zum heutigen Tag als ebenso kunst- wie didaktisch sinnvoller Ausbildungsbestandteil für jeden ambitionierten Klavier-Aspiranten bewähren.  Bach landet nun also in Leipzig, damals wirtschaftliches Zentrum Sachsens und Universitätsstadt von Rang.

Dort hat er eine Fülle von Funktionen zu erfüllen: Als Kantor war er für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt zuständig, hatte die Orgel zu spielen und die Chöre zu leiten. Zugleich war er automatisch zweiter Konrektor, Musiklehrer, Lateinlehrer und Aufsichtsperson in der Thomasschule nebst zugehörigem Internat. Obendrein fiel ihm das Amt des Generalmusikdirektors für ganz Leipzig zu, damit Verantwortung für die Stadtmusik und die klangliche Ausgestaltung weltlicher Offizialfeierlichkeiten. Kurzum: Bach wird mit Pflichten und Arbeit überhäuft - darunter das Komponieren von Kantaten für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Die Forschung vermutet etwa 300 Kirchenkantaten, von denen rund 180 erhalten sind.

"Jauchzet Gott in allen Landen!" heißt eine der  vielleicht bekanntest  Bach-Kantaten Wie kein anderer verstand der Thomaskantor die Umsetzung des bibilischen Textes in musikalischen Gestus: Die Freude strahlt aus der Gesangslinie heraus. Kein Wunder, dass diese Kantate (BWV 51) mit dem berühmten abschließenden "Alleluja" eines der populärsten Sakralwerke der Musikliteratur überhaupt wurde.

Mit ihrer großen Anzahl sind die Kantaten den Kernbestand des Bachschen Vokalwerkes. Sie bildeten das musikalische Gegenstück zur Predigt des lutherischen Gottesdienstes, und erklangen in Leipzig an jedem Sonntag in den beiden Hauptkirchen, der Thomas- und der Nikolaikirche. Diese Pflicht, jeden Sonntag eine Kantate aufzuführen, zwang Bach in Leipzig dazu, sich ein umfangreiches Kantaten-Repertoire zuzulegen.
So entstanden mit äußerster Konsequenz vier Jahre lang jede Woche eine neue Kantate; insgesamt sind fünf komplette Jahrgänge überliefert. Eine unglaubliche Produktivität, die jedoch ihre Vorbilder hat: Georg Philipp Telemann beispielsweise schrieb neben seinen 44 Passionen und 40 Opern 12 komplette Kantaten-Jahrgänge, Bachs Vorgänger in Leipzig, Johann Kuhnau (1660-1722), brachte es auf 14 Jahrgänge.

Den fragwürdigen Rekord in dieser Produktion hält Johann Philipp Krieger (1649-1725) mit unvorstellbaren 2000 Kantaten.

Was ist überhaupt eine Kantate?
Laut Wikipedia handelt es sich bei allen  barocken Kantaten um mehrsätzige musikalische Werke für (in der Regel)  Orchester Chor und Vokalsolisten, die für die Aufführung im Gottesdienst (Kirchenkantate) oder bei einem festlichen gesellschaftlichen Anlass (weltliche Kantate) bestimmt waren. 1730 erklärt Bach in einer Eingabe an den Leipziger Stadtrat, die auf mehr Geld und städtisches Engagement für die Musik abzielt, wie er sich die  Idealbesetzung seiner Kirchenkantaten vorstellt: vier Sänger, die alle solistische Aufgaben wahrnehmen, aber auch die Chorpartien bestreiten, dann allerdings durch ein bis zwei weitere Sänger je Stimme verstärkt werden; dazu 2 bis 3 erste Violinen, 2 zweite Violinen, 1 bis 2 Violas und eine kräftig besetzte Continuogruppe. Die heute gebräuchliche klare Rollenaufteilung zwischen Gesangssolisten und Chor hat es in Bachscher Zeit wahrscheinlich so nicht gegeben.
 
Die Bachkantaten sind der letzte Höhepunkt der lutherischen Kirchenmusik mit ihren beiden traditionellen Bestandteilen, der polyphonen Chormusik und dem Choral. Das Aufregendste ist dabei die Art und Weise, die unglaubliche Vielfalt, in der Bach den Hauptchoral durch die ganze Kantate hindurch bearbeitete (Beispiel: Christ lag in Todesbanden, BWV 4), die Choralmelodie auf unterschiedlichste Weise durch die Stimmen und Instrumente führte.
Als unendlicher Erfinder von Choralbearbeitungen kombinierte Bach dieses traditionelle Element mit den damals modernen Elementen des Rezitatives und der Arie, beides Bestandteile der italienischen Oper.
Bachs Kantaten sind musikhistorisch der letzte Moment einer tiefen   Frömmigkeit, die noch ohne jeden Schatten der Aufklärung keine Spur von Zweifeln am Wort der Verkündigung kennt. So gesehen, schuf Bach mit seinem reichen sakralen Kantatenwerk die letzte und gleichzeitig intensivste rein religiöse Musik.

Neben Lehr-, Verwaltungs- und Konzertverpflichtungen also ein gewaltiges Kompositions-Pensum, dem sich Großwerke wie Johannes- und Matthäuspassion, später die h-Moll-Messe sowie im weltlichen Bereich etwa die Kunst der Fuge und die Goldberg-Variationen beigesellen. Kein Wunder, dass Bach bald unentwegt mit Stadträten und Rektoren im Clinch liegt um Entlastung, um Unterstützung, um Aushilfen, um mehr Geld. Bach hat sich der leidigen Pflicht zum Lateinunterricht und zur Schülerbeaufsichtigung im Internat entzogen, indem er auf eigene Rechnung einen Hilfslehrer beschäftigte. Was bei sweinen Vorgesetzten auf wenig Verständnis stößt. 1730 spitzt sich der Streit derart zu, dass der Kantor Leipzig den Rücken kehren will. Ihm wird massiv eine nachlässige Amtsführung vorgeworfen, derweil er im Gegenzug heftig den Niedergang der Kirchenmusik wegen mangelnden Engagements seitens der Stadt und der Schulleitung kritisiert. Ein neuer Rektor (der musische Johann Matthias Gesner) entspannt die Situation, bis von 1936 an ein wiederum neuer Rektor (der zänkisch-kleingeistige Johann August Ernesti) einen weiteren Dauerstreit vom Zaun bricht.
Wie schon Jahrzehnte zuvor Arnstadt das Genie des jungen Bach und sein Ansehen in Fachkreisen nicht begriffen konnte, so kapiert jetzt auch Leipzig kaum, dass dieser daheim beinahe als Last empfundene Mann außerhalb der Stadt im schon fast mythischen Ruf eines musikalischen Giganten steht.
Lassen Sie mich noch einmal auf die eingangs erwähnte Begegnung zwischen dem Preußenkönig Friedrich II. und Bach im Mai 1747 zurückkommen.
== Freies Erzählen der Begebenheit ==


Das bisweilen benutzte Bild vom Leipziger Bach, als einem tiefernsten Protestanten, der sich  hauptsächlich der Kirchenmusik hingegebenen habe, ist einseitig. Denn eben so sehr wie der Thomaskantor durchaus weltlichen Genüssen (Essen und Trinken vor allem) zugeneigt war, gehörte außerkirchliche Musik weiterhin zu seinem Schaffen.  Von 1729 an leitet Bach, mit kurzer Unterbrechung bis etwa 1741, in Leipzig auch das ursprünglich von Telemann gegründete Collegium Musicum. Dieser hauptsächlich aus Studenten bestehende, versierte, sehr diesseitige Musizierverein tritt vorwiegend im Zimmermannschen Kaffeehaus auf - einem unter protestantischen Puristen damals nicht unumstrittenen Etablissement.

== Exkurs in freier Rede über:  a) Matthäus-Passion, b) Goldberg-Variationen ==

 
Anfang der 1740er, also etwa mit 55 Jahren, beginnt Bachs allmählicher Rückzug aus dem Musikleben. Auch sein schöpferisches Feuer brennt nur mehr auf kleiner Flamme: Der hinfällig werdende Thomaskantor, den ein starkes Augenleiden und motorische Störung in der Schreibhand quälen, konzentriert sich darauf, sein Werk zu sichten, zu ordnen, zu optimieren. Nach zwei Augenoperationen, ausgeführt von dem  damals schon umstrittenen Starstecher John Taylor ausgeführt stirbt Bach am 28. Juli 1750 in Leipzig. Diesem Taylor übrigens, eine Art reisender Wunderheiler, fiel neun Jahre später in London auch Georg Friedrich Händel in die Finger und zum Opfer.
Johann Sebastian Bach ist tot - und auch um sein Werk wird es bald und für viele Jahrzehnte recht still. Was nicht wirklich überraschend kam, da Bach noch zu Lebzeiten zwar über alle Maßen geachtet wurde, aber seine Musik kaum mehr verstanden. Bereits 1737 heißt es in einer kritischen Schrift über Bach: "Dieser grosse Mann würde die Bewunderung gantzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, und wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzu grosse Kunst verdunkelte." Zwar stand der Kritiker Johann Adolph Scheibe mit diesem vernichtendem Urteil damals allein auf weiter Flur. Aber de facto bringt er die Haltung seiner Zeit auf den Punkt: Die längst Trend gewordenen ästhetischen Maximen von Melodie, Natürlichkeit, Annehmlichkeit, Gefälligkeit hatten mit der strengen Welt Bachscher Kontrapunktik und Polyphony kaum mehr etwas gemein.

Dies ist bis heute ein Problem geblieben. Während etwa Mozart und Beethoven auch einem Massenpublikum unserer Tage zugänglich sind, bleiben Bach-Vorlieben auf einen kleineren Kreis beschränkt. Bachs Kompositionen sind zweifelsfrei Werke genialischer Größe. Aber diese Qualität erschließt sich in sehr vielen Stücken nicht sofort, bedarf bisweilen einiger Hörerfahrung. Dass Bachs Musik bloß akademisch sei, ist falsch. Doch ihre affektiven, das Herz ergreifende Aspekte sind oft in ein komplexes Kunst-Gewebe gebettet, mit dem musikalisch nicht vorgebildete heutige Zeitgenossen sich doch schwer tun können.
Es gibt Ausnahmen. Manche Kantate, etliche Choräle und ganz besonders die großen Passionen vermögen selbst oberflächliche Hörer spontan zu ergreifen. Wegen ihres "erhabenen" Charakters wurden diese Werke von der Romantik zuerst "wiederentdeckt" und erfolgreich dem Konzertrepertoire einverleibt. Nicht zufällig etwa wurden im Bach-Jahr 2000 die meisten Festkonzerte mit der Matthäus- oder der Johannes-Passion bestritten.

Felix Mendelssohn war es, der 1829 mit der ersten Wiederaufführung der Matthäus-Passion 100 Jahre nach ihrer Leipziger Uraufführung das fast vergessenen Bach-Oeuvre ins Musikleben zurückholte und den bis heute gültigen "Mythos Bach" begründete. Schleiermacher, Hegel, Heine - Größen des neuen deutschen Idealismus - waren bei der Aufführung in der Berliner Singakademie zugegen. Ideen-geschichtlich war die Zeit reif für eine Musik, die nicht mehr der Zerstreuung dient, sondern Allegorie für ein Weltgefühl ist. Musikalisch hatte Beethoven den Boden dafür bereitet, dass die Romantik und das neue Bildungsbürgertum Bach in den Rang des Gottvaters der klassischen Musik erheben konnten.

Wie stark der Mythos Bach und seine Musik von da an wirkten, mag folgender Ausspruch über die Matthäus-Passion belegen: ". . . durchblickt man das Zaubergewebe, ist man ganz berauscht vor Seligkeit. Nichts Süßeres, Zarteres, Rührenderes und in den Volksszenen - nichts Großartigeres kennt die Musik." Der Satz stammt einem Brief des kommunistischen Arbeiterführers Karl Liebknecht an seinen Sohn, geschrieben am 18. März 1917 im Zuchthaus Luckau.

Damit wäre ich am Ende übergebe noch einmal an unsere beiden Musiker, auf dass sie uns mit Bach in den Restsonntag entlassen.


Andreas Pecht


Vortrag über Leben, Werk, Bedeutung von Johann Sebastian Bach



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