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2009-04-27d Kommentar:

Zur Schweinegrippe:
 

Mit Besonnenheit gegen die Seuche
 
ape. Angst ist ein schlechter Ratgeber, meint der Volksmund. Und Hysterie zählt zu den besten Voraussetzungen, das Kind mit dem Bade auszuschütten oder in die falsche Richtung zu rennen. Stimmt alles, sind gute Hinweise auch für den Umgang mit der zur Humankrankheit mutierten Schweinegrippe. Aber das sagt sich leicht, solange die Gefahr fern ist respektive man glaubt, sie sei es. Wenn die Einschläge näher kommen, macht sich dann selbst in gelassenen Köpfen Unruhe breit. Wofür sich niemand schämen muss, hat uns die Natur das Angstgefühl letztlich doch mitgegeben, damit wir in gefährlichen Situationen Vorsicht walten lassen. Ansteckende Krankheiten mit Seuchenpotenzial sind allemal ernst zu nehmen – nicht umsonst ist die Furcht vor „Pest und Cholera“ seit vielen Generationen tief im kollektiven Gedächtnis verankert.

Wie soll man sich verhalten angesichts der Schweinegrippe? Was ist noch vernünftig, was schon hysterisch? Was darf als Besonnenheit, was muss als Ignoranz gelten? Dieses Virus habe das Potenzial zu einer pandemischen, einer sich weltweit verbreitenden Seuche, heißt es bei der Weltgesundheitsorganisation. Damit ist klar: Die Sache könnte sich zum richtigen Problem entwickeln. Die Betonung liegt auf „könnte“, denn noch haben wir es nicht mit einer Pandemie zu tun – ist die Zahl der Schweinegrippe-Opfer gegenüber der täglichen Todesrate weltweit aufgrund Hunger, Malaria oder Aids statistisch nicht mal messbar. Und das Anlaufen diverser Notfall- und Krisenmechanismen allüberall ist kein Zeichen, dass bereits Notstand herrscht, sondern wichtiger Schritt, die potenzielle Seuche möglichst im Keim zu ersticken. Und bei allem verständlichen Misstrauen in die Fähigkeiten der großen Krisenapparate: Im Falle von SARS und Vogelgrippe hat das recht gut funktioniert.

Was die Einschätzung der Seuchengefahr und die Reaktion darauf – auch individuell – angeht, muss man  heute gleichzeitig sehr modern und ganz altmodisch denken. Zu den modernen Aspekten zählt die globale Mobilität, die via Flugzeug eine Ausbreitung des Virus binnen Stunden über unzählige Länder zur Folge haben kann. Ob es bei Mexiko als bis gestern einzigem Infektionszentrum bleibt oder sich aus dort Infizierten andernorts weitere Unterzentren entwickeln, weiß niemand. Ob das im Moment noch vergleichsweise träge Virus aggressivere Ansteckungsfähigkeiten „erlernt“, hängt davon ab, wie effektiv das Seuchenmanagment den Anfängen wehrt. Und bei diesen Bemühungen wird nun das altmodische Denken entscheidend.

Da es bis zum Impfstoff noch Wochen oder Monate dauert, müssen die traditionellen Methoden der Seuchenprävention und -bekämpfung greifen: Infektionen schnell diagnostizieren und Erkrankte isolieren. Für Gesunde heißt es: Allgemeine Hygiene intensivieren und Infektionsherde meiden. Wer jetzt nicht unbedingt nach Mexiko muss, sollte seine Reise verschieben. Wenn die Seuche sich dennoch weiter ausbreitet, könnte es sinnvoll werden, größere Menschenansammlungen generell zu vermeiden – wie es jetzt Mexiko andenkt mit dem Plan, das wirtschaftliche und öffentliche Leben für einige Zeit bewusst lahmzulegen. Doch davon sind wir – auch wenn die Börsen gleich wieder verrückt spielen – global und in Deutschland himmelweit entfernt. Damit es dabei bleibt, ist besonnener Ernst angesagt. Wozu allerdings Achselzucken nach der Devise „geht mich nix an, und im Fall der Fälle nehm' ich halt ein Pillchen“ gewiss nicht gehört.                                                                        Andreas Pecht


(Erstabdruck am 28. April 2009)

kOMMENTAR, SCHWEINEGRIPPE
 
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