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2009-07-06 Kommentar:

Zu den Ereignissen im und ums AKW Krümmel

 

"Grundsätzlich sicher" mit Restrisiko
 
ape. Man nehme mal den Fall an, Deutschland befände sich nicht auf dem Weg in den Atomausstieg, sondern wäre unterwegs von derzeit 17 zu 25 plus X Atomkraftwerken demnächst. Die Besorgnis und die Aufregung über aktuelle Störfälle im AKW-Krümmel müssten noch größer sein. Denn egal, ob einer nun für oder gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft ist: Eine Hochrisiko-Technik bleibt sie allemal. Käme es zum großen Unfall, die Folgen stellten jede andere denkbare Industrie-Karambolage weit in den Schatten. Was auch AKW-Befürworter nicht ernstlich bestreiten. Allerdings gehen sie von der Beherrschbarkeit der Risiken aus, und davon, dass gerade in Deutschland die höchsten Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Diese Überzeugung aber wird durch den Pannenreaktor Krümmel und den Umgang diverser Verantwortlicher mit den Pannen untergraben. Der Betreiber versteht unter höchsten Sicherheitsstandards offenbar etwas ganz anderes als wir Normalbürger. Etwa in Gefahrenlagen wiederholt zwingende Meldepflichten zu umgehen, ist  keine Kleinigkeit. Es waren Polizisten, von denen die Atomaufsicht erfuhr, dass in Krümmel was nicht stimmt. Nun da die Sache aufkam, bittet Vattenfall um Entschuldigung. Das hatten wir schon 2007, als ein über 30 Jahre alter Transformator  den Geist aufgab. Jetzt gerät dessen genau so alter Zwillingsbruder ins Stottern – und man wundert sich, dass der Energiekonzern sich darüber wundert.

Der Bundeskanzlerin Überzeugung, deutsche Atomkraftwerke seien „grundsätzlich sicher", in Ehren. Als Physikerin sollte sie indes wissen, dass bei der gefährlichsten Technik auf Erden „grundsätzlich“  eben nicht hinreicht. Im Grundsatz fährt mein Auto hunderttausend Kilometer ohne Beanstandung, real bleibt es ausnahmsweise aber auch mal liegen. Was jedoch niemandem Schaden zufügt – im Gegensatz zu den katastrophischen Wirkungen, die ein ausnahmsweise gestörter oder durchgehender Atommeiler haben kann. Grundsätzlich sicher ist an Kernkraftwerken bloß, dass es immer ein Restrisiko gibt. Grundsätzlich sicher ist auch, dass diese Technik wie jede andere mit fortschreitendem Alter störanfälliger wird. Und dass diese Störanfälligkeit von Betreibern und Lobbyisten umso mehr auf die leichte Schulter genommen wird, je mehr sie von der grundsätzlichen Sicherheit ihrer Anlagen überzeugt sind – und gutes Geld verdienen.

Wie sagte die für Krümmel zuständige Ministerin in Kiel Mitte Juni als das AKW nach zweijähriger Generalüberholung wieder ans Netz gehen durfte: „Die Atomaufsicht hat strengste Maßstäbe angesetzt.“  Wenn das so ist, hat es mit dem Atomausstieg ja auch keine Eile. Oder?


(Erstabdruck 7. Juli  2009)

AKW Krümmel, Störfälle, Kommentar
 
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