Thema Musik
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2010-02-06 Konzertkritik:

Beethoven Orchester Bonn mit Daniel Müller-Schott und Arabella Steinbacher beim Musik-Institut Koblenz
 

Famoses Duett und düstere Sinfonie

 
ape. Koblenz. Wer sieht, wie Stefan Blunier sein ohnehin körperbetontes Dirigat noch mit verschmitzten Grimassen verstärkt, ahnt: Der Bonner Generalmusikdirektor hat Spaß an seiner Arbeit. Daran lässt er beim sechsten Anrechtskonzert des Koblenzer Musik-Instituts keine Zweifel. Mag auch das Programm, das er und sein Beethoven-Orchester in die Rhein-Mosel-Halle mitgebracht haben, eher von besinnlicher bis düsterer Art sein.


Der zu Zeiten von Beethoven ins Musikleben eingeführten Praxis folgend, beginnt der Abend mit einer programmatischen Konzertouvertüre: der „tragischen“ opus 81 von Johannes Brahms. Sie stimmt treffend aufs spätere Geschehen ein. Etwa auf die orchestrale Strahlkraft im Vollton, die den Bonnern hörbar liegt. Oder auf die teils arg gemäßigten Tempi, zu denen sie jedenfalls in Koblenz neigen – was bei der Ouvertüre und am Ende des Konzerts bei Franz Schmidts vierter Sinfonie fast ein bisschen betulich wirkt.

Da werden zudem mit ansprechender Klangfarben-Variation komplexe Motiventwicklungen ausgebreitet, wie sie gleich darauf in Brahms' Doppelkonzert a-Moll und später bei besagter Schmidt-Sinfonie wieder auftauchen. Worauf die Ouvertüre allerdings nicht vorbereiten kann, ist die erstaunliche Wirkung, die ein simpler optischer Effekt auf die Deutung des Doppelkonzerts durch den hinschauenden Hörer haben kann: Die Solovioline von einer schönen jungen Frau gespielt, das Solocello von einem attraktiven jungen Mann, beide musikalisch wunderbar harmonierend.

Es müsste ein im Herzen verknöcherter Purist sein, der jetzt beim Singen, Sinnen, Tanzen, Plaudern, Schwärmen, Schwelgen der beiden nicht an ein großes Duett zweier Liebender etwa während eines Spaziergangs durch die weite Natur denkt. Auf eine solche Sicht käme man kaum, stünden einem beispielsweise Gidon Krämer und Mischa Maisky als Solistenduo vor Augen. 

Es soll hier gewiss nicht Äußerlichkeit über die Musik erhoben werden. Spielten die beiden jungen Leute schlecht, es würde ihnen auch die hübscheste Optik nicht helfen. Aber Geigerin Arabella Steinbacher und Cellist Daniel Müller-Schott sind gut, sehr gut. Blunier führt Orchester und Solisten in enger Fühlung, lässt den beiden dennoch genügend Luft für ihre unaufdringlich, aber in virtuoser Klarheit und fein gewogener Innigkeit vorgetragene Zwiesprache. Der oft erhobene Vorwurf, das Brahms-Doppelkonzert sei spröde, hier wird er entkräftet.

Mit der 1932/33 entstandenen vierten Sinfonie des hierzulande weniger bekannten Franz Schmidt  zieht düstere Stimmung ein. Von dem Österreicher komponiert als Requiem auf seine früh verstorbene Tochter, verströmt das Werk als Grenzgänger zwischen spätromantischem Bombast und moderner Atonalität ein beklemmendes Herzweh. Doch die kunstvolle Feinstruktur der Komposition erschließt sich beim ersten Hören nur schwer, weshalb das Stück in einigen Teilen langatmig und ziellos wirkt. Woran die gedehnt-elegische Interpretation der Bonner vielleicht nicht ganz unschuldig ist.                                         Andreas Pecht


Erstabdruck 8./9. Februar 2010  
 
 
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