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2010-02-14a Feature:

Internationale Musiktage Koblenz feiern 20. Geburtstag


Vom Workshop zum etablierten Festival

 
ape. Koblenz. „In zwei Jahrzehnten ist es gelungen, eine hochrangige Veranstaltungsreihe zu etablieren", sagt Ministerpräsident Kurt Beck.  Und der scheidende Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann meint zur selben Reihe: Ihre Anerkennung in der Fachwelt und beim Publikum steige von Jahr zu Jahr, sie sei „längst ein Markenzeichen unserer Stadt". Diese Worte gelten den Internationalen Musiktagen Koblenz (IMK). Für das 2010 zwischen  5. März und 26. Juni insgesamt 17 Konzerte bietende Festival haben beide Herren gemeinsam die Schirmherrschaft übernommen. Heuer handelt es sich um einen besonderen IMK-Jahrgang: den 20.


Also wird Jubiläum gefeiert; mit Hingabe, nebst durchaus verständlichem Stolz. Denn dass die IMK so viele Jahre Bestand haben, ward ihnen an der Wiege nicht gesungen. Vielmehr drohte nach dem ersten Durchgang 1991 gleich wieder das Aus. Das erfahren wir bei einem rückblickenden Gespräch mit Romeo Tudorache, Ingrid Bátori und Detlef König. Dieses Trio ist bis heute das personale Herzstück der Musiktage: Der Klarinettist Tudorache trägt die künstlerische Verantwortung und hatte vor 20 Jahren zusammen mit der damaligen Koblenzer Kulturdezernentin Bátori das Festival aus der Taufe gehoben. Ein Jahr später kam König als Retter in der Not mit ins Boot: Der Chef von Mercedes-Benz in Koblenz übernahm es, den schon nach der ersten Spielzeit (gegen Bátoris Willen) wieder gestrichenen städtischen Zuschuss von 20 000 D-Mark durch die Mobilisierung einer neuen Finanzierungsbasis zu ersetzen: Sponsoring.

Es klappte: Nach teils erheblichen Anlaufproblemen in den ersten Jahren decken seither  Zuwendungen von drei Dutzend Unternehmen und Institutionen sowie Konzertpatenschaften den Löwenanteil der Festival-Budgets. Wie so oft in der Geschichte der Rhein-Mosel-Stadt hat mit den Musiktagen erneut eine Kultureinrichtung ihre dauerhafte Existenz dem Engagement von Koblenzer Bürgern zu verdanken. Längst ist auch die Stadt wieder mit an Bord: Sie versteht sich neben dem Kuratorium IMK e.V. –  dem König und Bátori vorstehen –  als Mitträger und steuert über die Koblenz-Touristik etwa ein Fünftel des Budgets bei.

Bilanz zum 20. Geburtstag: Das Festival steht auf gesunden Beinen. Nach anfangs zehn Konzerten, sind es nun seit vielen Jahren 16 bis 18; die locken in summa pro Saison um 5000 Besucher an. „Da ist ein treues Stammpublikum herangewachsen, das die kontinuierlich hohe Musikqualität schätzt, und das sich vielfach anschließende Cometogether auch als gesellschaftliches Ereignis nicht mehr missen mag“, meint Detlef König. Weshalb sich die IMK in einer Region problemlos behaupten können, in der an Musikfestivals gewiss kein Mangel herrscht. Immerhin bieten in der Umgebung jedes Sommerhalbjahr Schwergewichte wie Rheingau Musik Festival, Mosel Musik Festival, Mittelrhein Musik Momente, RheinVocal, Villa Musica mehrere Hundert Konzerte. Hinzu kommen diverse lokale Reihen.

Unser Trio verweist im Gespräch darauf, dass „Festival“ ein für die IMK etwas unpassender Begriff ist. Denn die Unternehmung hat eine im internationalen Festivalbetrieb zwar hie und da anzutreffende, aber durchaus nicht alltägliche Eigenart: Die Musiktage sind zwar auch, aber nicht nur, eine Konzertreihe, die renommierte Solisten und Ensembles nach Koblenz bringt. Zugleich sind sie eine Art Workshop, der Altmeister ihres Fachs und junge Talente zusammenführt. Meisterkurse, abgehalten von erfahrenen Musikern und Hochschullehrern aus ganz Europa für begabte Jungmusiker aus aller Welt sind die eigentliche Basis der IMK. Aus dieser Arbeit erwachsen ad hoc Ensembles und Programme für einen Teil der Konzerte; etwa das „Podium junger Solisten“ oder die „Meisterklasse Konzerte“.

Ein Projekt dieses Zuschnitts hatte Tudorache lange vorgeschwebt. Wie kam er damit ausgerechnet nach Koblenz? „Reiner Zufall“, sagt er und erzählt von einem Konzert, das er 1990 als klarinettistischer Gastsolist auf Einladung von Richard Stracke mit der Rheinischen Philharmonie gab. Stracke habe ihn mit Ingrid Bátori zusammengebracht. Bei jenem Gespräch sei man sich schließlich einig geworden, ein Projekt „Meisterkurse plus Konzerte“ in Koblenz mal zu versuchen.
Aus dem Versuch wurde die Dauereinrichtung IMK.

Während der folgenden zwei Jahrzehnte haben die Musiktage manche Metamorphose erlebt. Von der Umstellung der Finanzbasis war schon die Rede. Deren Sponsorenstützung führte zu einer interessanten Variante des IMK-Ursprungsprinzips „Wir gehen raus aus den gewohnten Konzertstätten und hin zu den Leuten“: Heute wird im Bankhaus und bei der Energieversorgung musiziert; im Autohaus und Industriebetrieb; bei IHK und HWK; im Bürger-Palais, im Museum und im Rathaus; obendrein in der Nachbarschaft –  in Ochtendung, Lahnstein und Montabaur. Metamorphosen gab es auch bei der Musik: Zwar besteht das Zentrum der IMK nach wie vor aus klassischer Kammermusik, doch wurden die Grenzen geöffnet, kamen Jazz und „gehobene“ Folkloristik hinzu. „Auch das Publikum hat sich in 20 Jahren verändert“, gibt Tudorache zu bedenken und ergänzt: „Aber wir suchen immer nach interessanten, inspirierenden und künstlerisch angemessenen Verbindungen.“

Kein Festival ohne Preis. Die IMK haben derer zwei. Einer, der Publikumspreis, wird an junge Künstler vergeben beim Konzert „Stars von Morgen“. Eigentlich nur als Sympathiepreis gedacht, nehmen die beteiligten Wettbewerber ihn allerdings jeweils sehr ernst. Unter den Preisträgern Namen, die inzwischen in der Musikszene einen guten Klang haben. Etwa Sol Garbetta und Leonhard Eschenbroich, beide Cello; oder die Geigerinnen Latiza Rosenberg und Anna Cifu. Der andere Preis nennt sich nach der Kaiserin Augusta, die zu Lebzeiten oft in Koblenz logiert hatte. Diese „Augusta“, eine filigrane Metallfigur mit weit geöffneten  Armen, wird seit 2005 jährlich an verdiente Förderer der Musiktage verliehen.

20 Jahre IMK – im Jubiläumsjahr darf's dann auch mal etwas ganz untypisches sein: Das Abschlusskonzert am 26. Juni geht in den Blumenhof am Deutschen Eck, wird als Geburstagspartie  unter freiem Himmel gefeiert mit Swing and Soul von der Bigband der Deutschen Oper Berlin. Und wie der Zufall so spielt (oder mit Gespür für die Symbolik runder Zahlen klug gespielt wird): Dies Konzert ist just das 300. in der Geschichte der Internationalen Musiktage Koblenz. Happy Birthday!                    Andreas Pecht

Infos: www.imk-koblenz.de


(Erstabdruck 4. Woche im Januar 2010)


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