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2010-10-05b Musikwelt/Reihe "Nach Dienst":

Ursula Blobel betreibt „nach Dienst“  eine „Praxis für energetisches Heilen“

 

Zwischen Kontrafagott und
Klangschalen-Massage

 
ape. Koblenz. Was tun Musiker der Rheinischen Philharmonie, wenn sie nicht im Konzertsaal oder im Graben des Theater musizieren, wenn sie nicht proben oder üben? Die Artikelreihe „Nach Dienst“ sucht Mitglieder des Orchesters in ihrem privaten Umfeld auf, erzählt von ihren nicht immer alltäglichen Hobbys, Passionen oder Engagements. Der vergangene Artikel berichtete über den Trompeter Andreas Schaaf und seinen Einsatz als Jugendfußballtrainer. Diesmal folgen wir der Kontrafagottistin Ursula Blobel in die Welt von Klangschalen-Therapie und Gesundheitscoaching.
 

Sie ist unter den Holzbläsern der Rheinischen Philharmonie Spezialistin für die ganz tiefen Töne. Seit 1985 spielt Ursula Blobel im Koblenzer Orchester das Kontrafagott, den großen und um eine gute Oktav tiefer liegenden Bruder des Fagott. In der untersten Lage erreicht die schwingende Luftsäule im Innern dieses Giganten unter den Holzblasinstrumenten eine Länge von fast sechs Metern. Weshalb sein Röhrenkorpus drei bis vier mal gekrümmt ist, das Instrument quasi zusammengefaltet benutzt wird. Und trotzdem überragt es die im Sitzen spielende Musikerin noch um Haupteslänge, obwohl die im Bergischen Land geborene und aufgewachsene, an der Musikhochschule Köln studierte Frau keineswegs besonders klein ist.

Aber wir sind in ihrer Pfaffendorfer Wohnung nicht verabredet, um über die Eigenheiten des Kontrafagotts und den Hauptberuf  bei der Rheinischen zu plaudern. Für diesmal gilt das Interesse jenem ungewöhnlichen Engagement, das die 47-Jährige „nach Dienst“ umtreibt: Ursula Blobel führt jenseits ihrer musikalischen Pflichten und Freuden eine „Praxis für energetisches Heilen“. Ein Hobby? Eine Freizeit-Passion? So will sie es nicht verstanden wissen; nicht mehr. Nach zahllosen  Ausbildungsstunden, Lehrgängen und einer Menge Erfahrung auch im selbständigen Praktizieren während der vergangenen drei Jahre spricht sie jetzt von „meinem Zweitberuf“.

Von ihrem Balkon geht der Blick weit über das Rhein-Tal. „Mein Lieblingsplatz, nicht nur im Sommer“, sagt die Musikerin, die auch Heilerin geworden ist. Drinnen im Wohnzimmer ranken Grünpflanzen über Regale und an Deckenbalken entlang. „Ich muss Ruhe und Natur um mich haben.“ Deshalb ist sie aus der Koblenzer Innenstadt hierher gezogen. Einen Garten wünscht sie sich; vielleicht wird sie irgendwann ein Häuschen noch weiter im Grünen kaufen. „Mit fortschreitendem Alter kommen eben die Fragen, ob sich nicht auch noch andere, neue Wege beschreiten lassen.“

Ursula Blobel hat für sich einen gefunden: das energetische Heilen. Aber was ist das eigentlich? Jetzt fallen im Gespräch Begriffe wie Klangschalen-Massage, Omega-Gesundheitscoach oder Reconnection – Methoden, in denen sie sich mit der Zeit hat ausbilden lassen und die sie nun in der eigenen Praxis anwendet. Da muss der mit alternativen Behandlungen wenig vertraute Laie eine Menge nachfragen. Den einfachsten Zugang zu dieser Welt bietet die Klangschalen-Massage, über die auch  Blobel selbst vor Jahren als Patientin erste Erfahrungen mit energetischem Heilen gemacht hatte.

Als Musikerin kannte sie die physikalischen Eingenschaften von Klängen: Messbare Schwingungen, die in durchaus mechanischem Sinne auch auf menschliche Körper einwirken. Ebenso wusste sie um den Einfluss von Klängen auf die Psyche. Die Idee, aus dem Anschlagen unterschiedlicher metallener Klangschalen erzeugte Schwingungen gezielt als Massageform zu benutzen, war für sie leicht, ist wohl generell ganz gut nachvollziehbar. Wobei es natürlich nicht um handgreifliches Durchkneten von Muskeln geht, sondern um die eher zarte, subkutane Einwirkung von Ton-Schwingungen auf Körper und Gemüt. In Blobels Ein-Zimmer-Praxis eine Etage unter ihrer Wohnung stehen rund drei Dutzend verschieden klingender/schwingender Klangschalen bereit. Welche davon bei welchem Patienten in welcher Kombination zum Einsatz kommen, hängt vom jeweils individuellen Fall und Beschwerdenbild ab.

Die Wirkungstheorie hinter dieser und den anderen Methoden, die Ursula Blobel praktiziert, ist für den von westlicher Schulmedizin geprägten Zeitgenossen nicht leicht zu begreifen. Der Laie versteht ihre Ausführungen so: Im Kern ginge es darum, dass alle körperlichen und seelischen Beschwerden grundsätzlich heilbar seien, wenn un- oder unterbewusste Blockaden, Störungen, Ungleichgewichte in den energetischen Strömungen, Schwingungen, Haushalten des individuellen Körper-Seele-Gefüges erkannt und beseitigt würden. Mehr noch: Vor allem das Reconnection bewirke eine Wiederherstellung von Verbindungen zwischen dem menschlichen Energiesystem und demjenigen der Erde wie des Kosmos.

Dem Einwand, viele Menschen würden das als esoterischen Humbug betrachten, begegnet Blobel gelassen. „Das so zu sehen, ist jedermanns Recht. Ich will nicht missionieren, sondern behandle, weil ich auch am eigenen Leib erfahren habe, dass es hilft.“ Dann verweist sie auf jüngere Tendenzen selbst in der Schulmedizin und auf ganze Forschungszweige, die sich mittlerweile sehr ernsthaft mit alternativen Behandlungsmethoden und deren Erfolgen jenseits von Skalpell und Chemie befassen.

Und wie geht Ursula Blobels kleine „Praxis für energetisches Heilen“? „Ich habe zu tun“, sagt die Fagottistin, „es dürfte aber durchaus ein bisschen mehr sein.“ Konflikte zwischen ihrer 2/3-Stelle im Orchesterdienst und der Beschäftigung nach Dienst gäbe es keine, schließlich funktioniere die Praxis auf Basis von Einzelterminen und sei kein Vollbetrieb mit festen Öffnungszeiten. Könnte es sein, dass eines Tages der Zweitberuf zum Hauptberuf wird? Antwort: „Schwer vorstellbar, aber wer weiß schon, wohin das Leben noch geht. Ich bin gern Musikerin, liebe die Arbeit im Orchester und das Spiel auf meinen Instrumenten, sei es nun das Fagott oder erst recht das Kontrafagott.“                   Andreas Pecht 



(Erstabdruck 1. Oktober 2010)

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