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2010-12-07c Vorbericht IV:

Dauer- und Sonderausstellungen des Landesmuseums Koblenz und der Landesarchäologie im BUGA-Jahr



Archäologie an Mittelrhein und Mosel



ape. Koblenz. Lässt sich für das Gelände der Festung Ehrenbreitstein eine 5000-jährige Besiedlung nachweisen, so reichen die Spuren menschlicher Aktivität an Mittelrhein und Mosel noch wesentlich weiter zurück. Mit vier Präsentationen (ab 15.4.2011) schlagen das Landesmuseum Koblenz und die rheinland-pfälzischen Landesarchäologen während der Bundesgartenschau auf der Festung einen entwicklungsgeschichtlichen Gesamtbogen von den Frühphasen der irdischen Evolution bis in die Gegenwart.

Seit 2003 nutzt das Landesmuseum Koblenz das Festungsgebäude „Contregarde rechts“ für eine spezielle Dauerausstellung. Unter dem Titel „Geborgene Schätze – Archäologie an Mittelrhein und Mosel“ wird eine gezielte Auswahl der bedeutendsten Funde gezeigt, die von den Landesarchäologen über die zurückliegenden Jahrzehnte in der hiesigen Region gemacht worden sind. Die kleine, aber hochkarätig bestückte Schau lässt sich von interessierten Besuchern ab 15. April 2011 sehr gut als Abstecher in den neuen Festungsweg integrieren.

Die Ausstellung ist nach Epochen gegliedert – beginnend beim evolutionären Frühstadium der Hominiden-Entwicklung vor fast einer Million Jahre, endend in der frühen Neuzeit vor etwa 500 Jahren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf verschiedenartigen Techniken, die der Mensch entwickelte, um sein Überleben in der Natur zu sichern. Viele der Exponate dokumentieren zugleich, dass schon sehr bald auch ästhetischer, ja künstlerischer Gestaltungswille die geschichtlichen Handwerker motivierte.

Unter den Exponaten finden sich nicht wenige außerordentliche Einzelstücke. Zeugnis vom Entwicklungsweg der Menschen an Rhein und Mosel geben beispielsweise die Schädelkalotte eines Neandertalers, gefunden bei Ochtendung (Eifel). Oder eine der Venus-Statuetten aus dem Grabungsfeld bei Gönnersdorf (Eifel), das wegen seiner reichen Funde steinzeitlicher Kunst bekannt geworden ist. Dazu ein in Bronze fein gearbeiteter Stier aus keltischer Zeit oder eine kunstvolle Bügelfibel aus der fränkischen Mittelalterphase. Im Zentrum der archäologischen Funde aus der Römer-Epoche steht ein besonderes Relikt: Die in Niederbieber (bei Neuwied) geborgene römischen Legionsstandarte in Form eines aus Kupferblech getriebenen Drachenkopfes. Eine Römer-Standarte dieses Aussehens konnte bislang sonst nirgendwo nachgewiesen werden.      


„Der aktuelle Fund“

Mit vier Kabinett-Ausstellungen ergänzen die landesarchäologischen Außenstellen aus Koblenz, Speyer, Mainz und Trier im BUGA-Jahr die Dauerausstellung „Geborgene Schätze“. Unter dem Titel „Der aktuelle Fund“ präsentieren sie in Kooperation mit dem Landesmuseum Koblenz jüngste Grabungsergebnisse aus ganz Rheinland-Pfalz. Aus Mainz kommen die interessantesten Stücke eines erst vor wenigen Jahren ausgegrabenen Isis-Heiligtums. Trier dokumentiert die Entdeckung des ältesten Römerlagers in Deutschland. Aus dem Koblenzer Raum stammt ein Anfang des 2010 bei archäologischen Untersuchungen geborgenes und ungewöhnlich gut erhaltenes Schwert der Merowinger-Zeit.


„Archäologische Zeitgärten“ auf den Dächern der Festung

Im Zuge der aktuellen Erschließung und Generalsanierung der Festung Ehrenbreitstein sind auf dem Dach der „Contregarde rechts“ – also über der Dauerausstellung „Geborgene Schätze“ – drei historische Themengärten zu unterschiedlichen Epochen angelegt worden. Mit Beginn der BUGA werden auch sie für das Publikum geöffnet.

Der historisch am weitesten zurückgreifende Teil dieser „Zeitgärten“ genannten Anlage führt in die steinzeitliche Übergangsphase von umherstreifenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern und deren Anbau erster kultivierter Getreide- und Gemüsesorten. Der zweite Zeitgarten ist den Römern am Rhein gewidmet. Was haben sie wie angebaut, in ihren Speiseplan integriert oder für Hausapotheke und Körperpflege genutzt? Fragen, auf die auch der sich anschließende mittelalterliche Bauerngarten für die Menschen seiner Zeit eine Antwort versucht.

Daran schließt sich auf dem Dach des Ravelin ein Selbstversorger-Garten aus den 1950er-Jahren an. Im konkreten Fall gehörte der Garten tatsächlich zur „Wohnung Suderland“ –  der letzten verbliebenen Wohnstätte aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als viele ausgebombte Koblenzer in der Festung vorübergehend Unterkunft fanden. Die Wohnung Suderland ist jetzt in ihrem 50er-Jahre-Zustand wieder hergestellt worden, ebenso der Garten, in dem die Familie Suderland damals Lebensnotwendiges anbaute.

Die neu angelegten „Zeitgärten“ passen als historische Komponente thematisch ausgezeichnet zur Bundesgartenschau. Sie sind aber auf Dauerhaftigkeit angelegt und werden nach der BUGA zum ständigen Erlebnis-Angebot der Festung Ehrenbreitstein gehören.


„Vielfalt des Lebens“ – Biodiversität

„Lernen von der Natur“ ist das Leitwort einer acht Einheiten umfassenden Ausstellung im Hauptgelände der BUGA auf dem Festungsplateau. Dazu leistet das Referat Erdgeschichte der Landesarchäologie einen eigenen Beitrag, der das Leben in der irdischen Biosphäre als  permanenten Prozess des Wandels beleuchtet. „Evolution und wiederholtes natürliches Massenaussterben sind die Grundlage der heutigen Vielfalt des Lebens“. So lautet die zentrale These des erdgeschichtlichen Ausstellungsbeitrages, der den Bogen schlägt vom ersten pflanzlichen Leben auf Erden bis in die heutige Zeit. Ein Beitrag, der auch der Frage nachgeht: Kann die aktuelle Bedrohung der biologischen Vielfalt durch die globale Industriezivilisation zu einem Massenaussterben erdgeschichtlich bislang unbekannter Größenordnung führen?                                                            (APE)

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