Willkommen bei www.pecht.info
Artikeldienst von Andreas Pecht • freiberuflicher Publizist/Journalist
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

Geschrieben im  April 2010:
Guten Tag allerseits,
 
30.4.

Wäre die Aufmerksamkeit in den letzten Tagen nicht vor allem von der Griechenland-/Europa-/Finanzmarktkrise gefesselt gewesen, das Öl-Fiasko vor den USA hätte die Schlagzeilen und unsere Sorge bestimmt. Spiegel-online langt mit der Zeile  "Naturkatastrophe am Golf von Mexiko" daneben.  "Katastrophe für die Natur" muss es richtig heißen, denn Verursacher ist nicht die Natur, sondern der Mensch,  Das "Restrisiko" hat mal wieder zugeschlagen. Der Mississippi kriegt den Öl-Blues. Dazu ein Kommentar hier

29.4.

So schnell kann man gar nicht lesen, wie derzeit immer neue Nachrichten, Interviews, Analysen zur Griechenland-/Europakrise durch die Netzmedien fluten. Geschweige denn den Input durchdenken. Auszumachen sind unterdessen bereits einige Haupttrends in der deutschen Medienlandschaft:

1. Man ist sich weitgehend einig, dass Griechenland geholfen werden muss, andernfalls Folgen und Preis der Krise für die deutsche, die europäische, womöglich die Weltwirtschaft fatal ausfielen.

2. Man ist sich ebenso einig, dass den Griechen eine Konsolidierungs-Rosskur abverlangt werden muss. (Wobei es in der deutschen Berichterstattung nach wie vor ziemliche Blindflecken dort gibt, wo differenzierte Aufklärung darüber gewünscht wäre, wer wie warum zu wessen Nutzen die griechischen Finanzen so aus dem Lot gebracht hat.)  

3. Es verdichten sich die Ansichten, wonach auf die Rettung Griechenlands unverzüglich eine institutionelle Neuordnung auf EU-Ebene in Angriff genommen werden muss. Die soll einerseits geregelte Möglichkeiten schaffen, künftig schwächelnden Mitgliedern unter die Arme zu greifen, andererseits ein Instrumentarium einrichten, das frühzeitig und verbindlich aus der Spur laufenden Mitgliedern auf die Finger klopft.

4. Es gibt einen starken Meinungsstrang, der das (NRW-wahltaktische) Zaudern der Bundeskanzlerin als wesentliches Element für die sprunghafte Verschärfung der Griechenland-Krise nennt.

5. Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber mittlerweile sind doch auch die Rating-Agenturen erheblich unter Feuer geraten. Zurecht: Denn wie kann es sein, das privatwirtschaftliche Unternehmen mit dubiosen Eigeninteressen nur einen AA/BB-Furz lassen müssen, um ganzen Staaten den Garaus zu machen? Und das, obwohl die gleichen Agenturen mit absurden Positivbewertungen stinkender Betrugsfinanzpapiere schon die vorherige Finanzkrise wesentlich mitverursacht haben. 

Hier ein paar Lektüreempfehlungen vom heutigen Tag. Vieles teile ich nicht, gleichwohl gibt es da manchen interessanten Blickwinkel: 

- heisse.de: Merkel löst Flächenbrand aus
- spiegel.de: Kommentar Bofinger zu EU-Krisenpolitik und Alternativen

Griechenland-Krise und vorherige Wirtschaftskrise in einem Blick:
- zeit.de: Schauspiel der Ohnmacht
- zeit.de: Köhlers Münchner Rede über die Kapitulation der Politik


28.4.

Die Entwicklungen in der Griechenland-Frage überschlagen sich.  Wenn die Politik nicht bald zu Potte kommt, schaffen die im Augenblick  ziemlich hysterischen Finanzmärkte im Handumdrehen vollendete Tatsachen: Griechenland bekommt keine Chance zur Konsolidierung, um die Restwerte des Landes gibt es ein Hauen und Stechen, die deutschen Banken saufen neuerlich ab. Das zu lange Hü-und-Hott der deutschen Bundesregierung hat mit für jenes Chaos an den Märkten gesorgt, in dem die Spekulanten sich besonders wohl fühlen.
(Kurzkommentar zur Griechenland-Krise hier)

Leseempfehlungen zum Thema:

- zeit.de: Die Angstmacher der bürgerlichen Presse
- manager-magazin.de: Überlebt der Euro die Griechen-Krise
- spiegel.de: Wie Berlin die Krise verschärft



26.4.

Der Knoten scheint an diesem Wochenende geplatzt: Die Antiatom-Bewegung rollt. Rund 150 000 Protestierer am Samstag in Norddeutschland, in Biblis etc., das waren für deutsche Verhältnisse sehr große politische Demonstrationen.  Am Montag dann 2000 bei der Tschernobyl-Gedenk-Demo in Koblenz: Für die eher Demonstrations-unwillige Region ein erstaunlicher Aufmarsch.  Die Größenordnungen der Demos stehen stellvertretend für Meinungen, Haltungen, Gefühle in weiten Teilen der Bevölkerung, auch wenn die im Gros- wie hierzulande eben leider üblich - im Traum nicht daran denken, aktiv Verfassungsrechte jenseits der Stimmabgabe wahrzunehmen.

Zwei Momente sind interessant bei dieser Neuauflage des Antiatomprotestes.
Erstens: Es machen drei Generationen mit; die Anteile mittelaltriger Menschen (30, 40 Jahre) und Jugendlicher sind ebenso hoch wie derjenige der Veteranen. Das ist einer der gravierenden Unterschiede zur Protestbewegung der 1970/80er, die von jungen Leuten geprägt wurde. Dieser Umstand erhöht die Wirkpotenziale des Protestes erheblich, weil er nicht wie damals aus einer randständigen Subkultur aufwächst und sich erst Akzeptanz in der Breite der Gesellschaft erarbeiten muss. Der jetzige Protest kommt bereits aus der Breite.

Zweitens: Parlamentarische Parteien (Grüne, Linke, SPD) sind in dieser Bewegung überaus stark vertreten, ja beinahe dominant. Was zu einem Problem für die Bewegung selbst werden kann. Einerseits fühlen sich parteilose oder anderen Parteien zuneigende Atomkraftgegner nicht besonders wohl so eingekeilt zwischen Parteifahnen. Andererseits sind parlamantarische Parteien unzuverlässige und unberechenbare Partner im außerparlamentarischen Kampf: In staatliche Macht eingebunden, präsentieren sie nachher "Kompromisse", die oft nichts mehr mit den Bewegungsforderungen zu tun haben. Daraus resultieren Frust und Schwächung der außerparlamentarischen Kräfte.

Auf diese Kräfte aber kommt es jetzt vor allem an. Gegnerschaft zum Atomstrom bedeutet nicht automatisch Anhängerschaft für Grüne, Linke, SPD. Und die Atomfrage hängt in Deutschland nicht in erster Linie vom Ausgang der nächsten Wahlen ab, sondern davon, dass die Gesellschaft der Politik gerade auch außerhalb der Wahlkabinen klarmacht: Atomkraft ist in Deutschland nach wie vor nicht durchsetzbar. Bildlich gesprochen: Es ist nicht so wichtig, ob bayerische Bauern CSU wählen oder was anderes; wirklich wichtig ist, dass sie Bundes-/Landes-Abgeordneten, Bürgermeistern und Räten aufs Dach steigen, wenn die ihnen irgendeine neue Atomanlage oder Laufzeitverlängerung einer alten unterjubeln wollen. 
   

23. - 26.4.

Zur Teilnahme empfohlen:
Anti-Atom-Tage 24./26.4.

Die Anti-Atom-Bewegung ruft für den 24. April (Samstag) zum bundesweiten Aktionstag auf. Kernforderung: Stilllegung der Atomkraftwerke, nicht Laufzeitverlängerung! Geplant ist für Süddeutschland eine Großdemonstration am AKW Biblis, für Norddeutschland eine Menschenkette von Brunsbüttel über Hamburg zum AKW Krümmel.
Näheres Infos unter www.ausgestrahlt.de    

Ergänzend ruft das "Anti-Atom-Netz Koblenz/nördl. Rheinland-Pfalz" für Montag 26. April zu einer Demonstration in Koblenz auf (17 Uhr ab Rheinau/Oberwerth; Schlusskundgebung ca 19.15 Uhr Zentralplatz). Weblink zu weiteren Infos

Und weil's so schön zum Thema passt, sei die Lektüre der Kolumne "Quergedanken"  vom Juli 2008 empfohlen (hier)


19.4. (ff)

Weil der Autor sich ein paar Tage Frühlingsruhe gönnt, die verehrte Leserschaft darüber aber nicht ganz ohne Lektüre lassen will, heute gleich ein ganzes Artikel-Paket. Das enthält jüngst entstandene und in diversen Medien publizierte oder alsbald zur Publikation anstehende Texte unterschiedlicher Couleur.

Da wäre zunächst die Monatskolumne "Quergedanken"  (hier) und ein Aufsatz über das hintergründige Wirken des "Kultursommer Rheinland-Pfalz" als Ermöglicher (hier). Ferner gibt es drei Aufsätze, in der die Kulturgeschichte folgender steinerner Geschichtszeugen beleuchtet wird: Reichsburg Trifels in der Pfalz (hier), Matthiaskapelle Kobern an der Mosel (hier) und Festung Ehrenbreitstein in Koblenz (hier). Schließlich ein Artikel über Ludwigshafen und seine Türkei-Festwoche (hier)sowie den Fritz Walter gwidmeten rheinland-pfälzischen Lotto-Kunspreis 2010  (hier). 

16.4.

An die kommentierende Kollegenschaft:
Journalistische Distanziertheit und Bemühen um Objektivität in der Berichterstattung ist gut und richtig. In der Analyse aber, erst recht bei der Kommentierung sollte man gerade in Fragen von Krieg und Frieden alsbald Butter bei die Fisch tun und sich zu einer Position durchringen. Für den Afghanistan-Einsatz gilt: Entweder bringt ihr schlüssige Gründe bei, wofür unsere und dortige Leute zuhauf verrecken. Oder ihr verlangt den Ausstieg aus dem (sinnlosen, ungerechtfertigten und nicht zu gewinnenden) Krieg. Larifari von wegen "Deutschland muss entscheiden, wie es sich verhalten will" oder so entspricht nicht mehr den Notwendigkeiten der jetzigen Kriegsphase. Zu Deutschlands Entscheidug gehört, dass die Kommentatoren Entscheidungshilfen anbieten und vor allem sich auch selbst entscheiden. Und bitte hört endlich auf, so zu tun, als sei der Abzugswunsch eine zwar verständliche, aber eben doch nur kindlich-emotionale "Bauch"-Haltung, die Durchhaltestrategie hingegen Ergebnis erwachsen-rationaler Verantwortungspolitik. Bei genauerm Hinsehen ist es nämlich eher umgekehrt.   

15.4.

Das aktuelle Weltgeschehen zieht augenblicklich als fernes Hintergrundsrauschen an mir vorbei. Verpass ich da was? Wohl eher nicht. Aber selbst Antwort "Ja" hülfe kaum: Diverse Terminarbeiten - darunter Vorbereitung eines ganztägigen Seminars über Leben/Werk von Bert Brecht am kommenden Wochenende - lassen keine Luft, genauer hinzusehen.

In Eile dazwischengeschoben gerade noch der Besuch der zweiten Vorstellung von Ricarda Beilharz' Inszenierung der "Emilia Galotti" (Tragödie von Lessing) im Staattheater Wiesbaden. Kann, soll, muss man sich angucken. Sehr nahe am Geist der Vorlage und doch klug wie sinnlich die Essentials so angepackt, dass sie uns angehen. Obendrein einnehmend mit unterschiedlichen Darstellungsstilen gespielt, die passend zu den charakterlichen Dimensionen der Figuren und deren Interpretation einerseits klar, andererseits filigran ausgeformt eingesetzt werden. Da ist (s.u.) der Schritt von Handwerk zum höheren Kunsthandwerk so weit vollzogen, dass nicht selten schon wirkliche Spielkunst zum Vorschein kommt.
(Besprechung hier).    

12.4.

Das Thema "Staufer" wird uns hier im Südwesten der Republik durchs  Jahr 2010 mit zunehmender Intensität begleiten. Höhepunkt des von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gemiensam veranstalteten Staufer-Jahres wird dann im September die Eröffnung der kulturhistorischen Großausstellung "Die Staufer und Italien" in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim sein. Zur Faszination der Staufer-Epoche ein Interview mit Mittelalterspezialist Stefan Weinfurter (hier).

                                                   ***

Theaterpremieren führten mich am Wochenende in Koblenz zu Markus Dietzes Inszenierung von Büchners Schauspiel "Dantons Tod" (Besprechung hier) und in Wiesbaden zu Stephan Thoss' eigenwilliger Sicht auf den Ballett-Klassiker "Dornröschen" (Besprechung hier).

                                               ***

Das in Koblenz Erlebte motiviert folgende allgemeine Bemerkung über das, was im Theaterdiskurs gemeinhin etwas naserümpfend als "Stadttheater" verhandelt wird. Der so verwendete Begriff meint bekanntlich nicht die Theaterinstitution in städtischer Hand, sondern assoziiert eine bestimmte, den theatralischen Entwicklungen an den meist großstädtischen Leitbühnen gänzlich abholde oder erst mit langem Abstand nachhinkende Bühnenpraxis. Früher schimpfte man das "provinziell". Dies Wort ist etwas aus der Mode gekommen, seit die Moderne das kulturelle Metropole-Provinz-Gefälle verkürzt und immer wieder mal auch an kleinen Theatern jwd Bühnenkunst auf der höhe der Zeit gezeigt wird. Der Begriff "Stadttheater" ist als Synonym für, sagen wir: eher schlichtes Spielniveau unglücklich gewählt, weil die tatsächlichen Stadttheater sich gleich auf den Schlips getreten fühlen. Aber der Begriff ist nun mal Usus. 

Manche Stadttheater spielen über "Stadttheater"-Niveau. Umgekehrt trifft man bisweilen in der "Stadttheater"-Liga leider auch Großstadtbühnen und Staatstheater an. Das Schauspiel Bonn etwa läuft nach mehreren Jahren des finanziellen Ausblutens Gefahr, künstlerisch aus der zweiten Bundesliga in die "Stadttheater"-Klasse abzusteigen: Richtig gute Schauspieler sind im Sprechttheater-Ensemble dort bloß noch eine Hand voll übriggeblieben; die andern spielen "Stadttheater"-Stil. Womit wir beim Thema wären. Es mangelt an vielen kleinen Theatern zwischen Alpen und Ostsee durchaus nicht an interessanten  Inszenierungsideen. Haufenweise Programmhefte und presseöffentliche Einlassungen von Regisseuren bezeugen: Da wird sehr viel Kluges und Spannendes gedacht. Und wenn der Vorhang aufgeht, fallen mancherorts sogar hinreißende, raffinierte, sinnfällige, weltläufige Raumkonstruktionen ins Auge.

Doch ob eine Inszenierung funktioniert, entscheidet sich nicht via Programmheft oder Interview, sondern auf der Bühne. Und dort ist es letztlich die Schauspielerei, von der Wohl und Wehe des Geschehens abhängen. Kulisse, Staffage, Licht... - das alles kann wichtig sein, ist wichtig. Es wird aber keine Theaterkunst daraus, wenn die spielenden Menschen im Zentrum mehr oder minder talentiert und bemüht bloß ein Handwerk ausüben. Vor allem anderen zeigt sich in der Spielweise der Mimen, wo man es mit "Stadttheater" zu tun hat und wo mit mehr.

Als Kritiker spiele ich manchmal im Kopf eine ganz simple Nagelprobe durch: Was würde diese oder jene Figur noch hermachen, ließe man sie vom betreffenden Schauspieler in neutralen Klamotten auf einer völlig leeren Bühne spielen. Beim "Stadttheater" fallen viele Figuren dann sofort völlig in sich zusammen, andere schrumpfen zu eindimensionaler Langweiligkeit oder es bleiben von ihnen nur sich in äußeren Gesten erschöpfende Behauptungen. Was in solcher "Nacktheit" unübersehbar ist, wird bei voller Bühnenstaffage zwar  überdeckt, verkleistert, gemildert, aber es verschwindet nicht und wirkt. Das ist dann "Stadttheater".

 Das Problem (eines der ewig großen Probleme) des "Stadttheater"-Stils ist: Schauspieler und/oder Regisseure sehen in den vom Stückautor angebotenen Figuren nicht Menschen in ihrem Werden und ambivalenten Sein, sondern bloß Rollen, im schlimmsten Fall Typen, gar Archetypen. Rollen und Typen lassen sich mit den Instrumenten des Schauspiel-Handbuches schon irgendwie realisieren. Menschen nicht. Sie sind komplizierter, abgründiger, unberechbarer, unsicherer und schwieriger greifbar. "Stadttheater" macht, anders als hohe Theaterkunst, den Schritt nicht hinein in den Charakter des darzustellenden Menschen. Es bleibt deshalb zwangsläufig äußerlich, aufgesetzt, demonstrativ, plakativ - in all seinem Ach und Weh und Tob und Kreisch und Feix eben doch nur maniriert.  

Wobei es ein Missverständnis wäre, würde nun wieder mit Bausch und Bogen der Weg naturalistischer Identifikation des Mimen mit der Stückfigur beschritten. Darum geht es nicht. Auch eine abseitige, exzentrische oder stark verfremdende Darstellung kann nur interessant gelingen, wenn sie den MENSCHEN aus dem Stück im Blick hat. Denn was könnte herauskommen bei der Verfremdung einer auf Rollen-Standards reduzierten Marionette? Doch bloß eine Marionette zweiten Grades.  Und so wird im "Stadttheater" dann allzu oft auch gespielt: Als hingen die Schauspieler an Fäden, die geführt werden von einem, der allweil ins Drehbuch der Regieanweisungen schaut und danach diesen oder jenen Faden zieht, um diesen oder jenen Effekt zu erzielen - jetzt lachen, jetzten weinen, jetzt betroffen gucken, jetzt krümmen, jetzt schreien, jetzt noch lauter schreien, jetzt Fäuste ballen, jetzt herumwälzen, jetzt 20 Sekunden dramatisch in die Unendlichkeit glotzen..... So geht Handwerk, für Kunst braucht's ein bisschen mehr. 


8.4.

Die richtige Bezeichnung für das zentralasiatische Land zu finden, in dem die Bevölkerung zum zweiten Mal in nur fünf Jahren per Aufstand die Präsidentenclique zum Teufel jagt, ist eine Wissenschaft für sich. Kirgisien, Kirgistan, Kirgisistan. Die Konotationen sind unterschiedlich, aber sie für den hiesigen Pressegebrauch aufzudröseln, wäre wohl müßig. Die Tageszeitung, für die ich heute den aktuellen Volksaufstand dort  kommtentiert habe (Kommentar hier), orientiert sich am Wortgebrauch von DPA; also muss ich dem folgen: Kirgistan.

                                                  ***

Und eine Leseempfehlung: Schöner Gastbeitrag von Ulrike Herrmann auf Spiegel online über die Mittelschicht, die sich selbst betrügt, weil sie fälschlicherweise annimmt, den Reichen näherzustehen als den Armen (weblink hier)
 


5.4.

"In der sogenannten Informationsgesellschaft, bei der es sich in Wahrheit um eine Gesellschaft handelt, in der keiner mehr weiß, welche Information er noch glauben und was er mit all den Informationen, die er sekündlich abrufen kann, anfangen soll, wird Glaubwürdigkeit zum letzten Fetisch."  (Thea Dorn)


2.4. (Karfreitag)

Zwar war Einschaltquote nie Maßstab für meine Arbeit und wird es auch nie sein. Dennoch freut man sich natürlich, wenn sie recht hoch ist.  Knapp 40 000 Besucher verzeichnete diese Website im ersten Quartal 2010. Das ist die höchste Frequenz seit Einrichtung des Zählwerkes 2006.
Dank für Ihr Interesse. Wünsche angenehme Osterfeiertage.

1.4.

Weil eine Sperrfrist abgelaufen ist, gibt es heute gleich ein ganzes Paket von fünf neuen Artikeln aus dem Umfeld des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie, das vor allem die Freunde klassischer Musik in der Mittelrhein-Region interessieren dürfte. Jüngst haben dessen neuer Intendant und etliche Musiker dafür plädiert, das Namenskürzel "SRP" für das Koblenzer Orchester nicht mehr zu benutzen. Recht haben sie, klingt nämlich tatsächlich irgendwie nach Partei- oder Firmenbezeichnung. Und das passt eben nicht so gut zu einer Institution der Kunstpflege. Welche Kurzbezeichnung soll's stattdessen sein? Antwort: "die Rheinische". Nun denn: So sei es.  Für den Zugriff auf die  betreffenden Artikel bemühen Sie sich bitte auf der Startseite in die linke Spalte "Neue Artikel/Texte".
 
                                                 ***
   
Wäre schön, handelte es sich bei den folgenden Meldungen um  Aprilscherze:

Obama will bisher ausgenommene oder geschützte Meeresgebiete vor der amerikanischen Atlantikküste, im Golf von Mexiko und vor Alaska für Ölbohrungen freigeben. Dahinter mag ein politisches Kalkül stecken, das auf Entgegenkommen der Republikaner in Sachen US-Klimaschutzgesetzgebung abzielt. Richtiger wird der Vorstoß des Präsidenten dadurch nicht. Denn: Lässt sich Umweltschutz etwa fördern, indem man ihn aushöhlt? Verminderung der Abhängigkeit von Ölimporten ist ein schräges Argument, schließlich hängen die USA auch auf allen anderen Gebieten von Zulieferungen aus und Exporten in sämtliche "guten" oder "bösen" Staaten dieser Welt ab. Unfug ist auch das Argument der Entlastung der krisengeschüttelten US-Staatskasse durch Einnahmen aus den neuen Ölbohrungen. Bis die künftigen Bohrinseln den ersten Dollar verdienen und die ersten paar Cent Steuern abwerfen, gehen etliche Jahre ins Land.

Die jetzt von der deutschen Regierung bekanntgegebenen Eckpunkte zur "Finanzmarktregulierung" kommen einer Kapitulation vor der Macht des Finanzkapitals gleich. Eingriffe in die spekulative, tendenziell die Weltordnung gefährdende Systemik der Geschäftspraktiken und Marktmechanismen sind nicht vorgesehen. Der angedachte Notfond, den die Banken aus eigener (Porto-)Kasse mit 1,2 Milliarden Euro jährlich bestücken sollen, ist lachhafter Tinnef. Da kämen in zehn Jahren zwölf Milliarden plus ein paar Zinsen zusammen, während es im krisenhaften Ernstfall für Kredite, Abwicklungsgelder und Bürgschaften Summen im drei- bis vierstelligen Milliardenbereich bedürfte. Die Politik national wie international WILL entgegen aller großmäuligen Ankündigungen gar nicht wirklich regulieren; oder sie KANN es nicht - was noch schlimmer wäre.

Die FDP-Parteifreunde in der Leserschaft seien um Nachsicht gebeten, aber das Folgende muss mal gesagt werden: Ich werde den Eindruck nicht los, dass einige Leute aus dem Führungskader der Freidemokraten einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Der jüngste Vorschlag von Patrick Döring, den Mehrwertsteuersatz für Benzin alsbald von 19 auf 7 Prozent zu senken, ist schlechterdings absurd.  Nicht nur, dass dem Staat ein weiterer Milliardenbatzen in der Gemeinschaftskasse fehlen würde. Nicht nur, dass allen bitter nötigen zukunftsträchtigen Umorientierungen der Verkerspolitik der Boden entzogen würde. Am Ende wäre obendrein das Geschrei (nicht zuletzt der Wirtschaft) groß, wenn für den Unterhalt der Straßen-Infrastruktur hinten und vorne das Geld fehlt. Was dann Herr Döring? Wollen Sie die Penunzen dafür beim Sozialetat, beim Bildungshaushalt sowie bei der Kultur abzwacken; nach der Devise "Asphalt statt Brot und Theater"? Wie gesagt: Nicht mehr alle Tassen im Schrank.

 
Wünsche Erhellung und Anregung bei der Lektüre
nebenstehender neuer Texte (s. linke Spalte)
Andreas Pecht

2010-03-31 "Guten Tag allerseits"
im Monat März 2010


2010-02-28 "Guten Tag allerseits"
im Monat Februar 2010



 

Wer oder was ist www.pecht.info?
 
Sie finden hier für jedermann frei zugänglich eine Auswahl von Artikeln aus meiner Feder: aktuelle wie ältere, mit regionalen Bezügen zum Großraum zwischen Köln und Frankfurt oder von allgemeiner Bedeutung.

Die jeweils jüngsten Texte können Sie einzeln über die Leiste Neue Artikel/Texte am linken Rand der Startseite aufrufen, ältere Artikel über die Buttons  Archiv/Backlist oder Suchmaschine am Kopf dieser Seite ansteuern. (Das Archiv umfasst hauptsächlich Texte, die seit Einrichtung von www.pecht.info im Frühjahr 2005 entstanden sind. Artikel aus den Jahren zuvor sind bislang nur sporadisch erfasst.)

Die meisten Texte wurden und werden in Tageszeitungen, Fach- und Szenezeitschriften oder Diskursforen veröffentlicht, einige als Rundfunkbeiträge gesendet, andere als Veranstaltungsvorträge gehalten. Seit 1. Oktober 2007 eingestellte Artikel tragen am Ende einen Vermerk, der ausweist, ob und wann der Text erstmals in einem öffentlichen Fremdmedium publiziert wurde.

Die Homepage ist kein Nachrichtendienst, wird aber regelmäßig mit neuen – Hintergründe ausleuchtenden, kritisch analysierenden und meinungsfreudigen -  Artikeln zu Themen des laufenden Kultur- und Zeitgeschehens beschickt.

Die Homepage dient gleichermaßen als Leseangebot für  die Allgemeinheit wie als professioneller Artikeldienst für die Medien.

Privatleser können kostenlos zugreifen,  gebeten wird um einen freiwilligen Obolus.
Was ist Ihnen ein unabhängiges www.pecht.info wert?  »
Die Weiterverbreitung der Artikel durch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Rundfunk und Internet-Dienste ist ausdrücklich erwünscht, aber nur mit Zustimmung des Autors und gegen Honorar erlaubt.
Hinweise für die Presse  »
Sie können Sich per eMail-Rundschreiben über Neuerscheinungen auf pecht.info informieren lassen!
Abo eMail-Rundschreiben Neuerscheinungen  »

Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 
eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken