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2011-02-10d Musikwelt/Vorbericht:

Kontrastreiche Orchesterkonzerte im Görreshaus mit Wolfram Christ und Kari Kriikku

 

Tränen im März, Freuden im Mai

 
ape. Koblenz. Es ist Daniel Raiskins erklärte Absicht, bei den Orchesterkonzerten im Görreshaus immer wieder auch Begegnungen zwischen dem Publikum und interessanter Musik herbeizuführen, die in den Konzertsälen nicht alle Tage zu hören ist. Die vier Sonntagnachmittage je Spielzeit verbinden sich für die Zuhörer so zu einer spannenden musikalischen Entdeckungsreise.  Reiseführer und/oder -begleiter sind zusammen mit der Rheinischen Philharmonie stets Gastmusiker von Rang.


Die ersten beiden Konzerte der laufenden Saison 2010/2011 folgten diesem Konzept im Dezember mit „Russischen Miniaturen“ und dem Geigensolisten Eugene Ugorski, im Februar mit dem Programm „Das kleine 2x2: Horn und Dvorak“ unter Leitung des Dirigenten und Hornisten Radek Baboràk. Ebenso vielsprechend sind die zwei im März und Mai folgenden Orchesterkonzerte im Görreshaus. Deren Programmschwerpunkte stehen atmosphärisch in sehr starkem Kontrast zueinander.

„Lachrimae“, Tränen, ist der Nachmittag am 27. März überschrieben. Warum Tränen, Trauer, Schwermut ausgerechnet im beginnenden Frühling? Die emotionale Färbung passt zum christlichen Kirchenjahr: Dieser Sonntag fällt in die sieben Wochen vor Ostern, die mit dem Aschermittwoch beginnen und als Fastenzeit oder Passionzeit bezeichnet werden. Im Zentrum des Konzerts stehen drei Werke mit entsprechender Stimmung: Ein Lachrimae aus der Feder des englischen Komponisten John Dowland (1563 - 1626) nach dem Gedicht/Lied „If my complaints could passion move“. In enger Verbindung dazu steht das nachfolgende Lachrimae für Viola und Orchester von Benjamin Britten (1913 - 1976). Dieses Bratschenstück ist gewissermaßen eine Hommage Brittens an seinem Landsmann. Er variiert darin nachsinnend das Dowland-Lied, greift im Verlauf des Stückes auch auf dessen wohl bekanntesten Song über: „Flow, o my tears“. Das dritte Werk im tränenreichen Block ist Paul Hindemiths Trauermusik für Viola und Orchester.

Außerhalb des thematischen Schwerpunkts bietet das Konzert zudem Mozarts Cassation KV 63 und Haydns Sinfonie Nr. 46. Dirigent und Solist an diesem Nachmittag ist Wolfram Christ. Der aus Rheinland-Pfalz stammende, 1955 in Hachenburg/Westerwald geborenen Bratschist, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter seines Instruments. Von Karajan engagiert, war er mehr als 20 Jahre  erster Solobratschist der Berliner Philharmoniker. Christ dirigierte zahlreiche Orchester weltweit, war zuletzt Chefdirigent des Kurpfälzischen Kammerorchesters Mannheim und lehrt seit 1999 als Professor für Viola an der Musikhochschule Freiburg. Daniel Raiskin kennt und schätzt seinen Bratschen-Kollegen „schon sehr, sehr lange. Ein wunderbarer Musiker, der mir aus dem Herzen spielt.“ Vor einigen Jahren gewann Christ bei einem Kinderkonzert in Koblenz auch rasch die Herzen der jungen Zuhörer.

Kontrastprogramm zu „Lachrimae“ dann am 15. Mai beim 4. Görreshauskonzert unter der Überschrift „Bizarre Bazaar“. Der etwas eigentümliche Titel bezieht sich auf das gleichnamige Programm des Klarinettisten Kari Kriikku. Der Finne zählt zu den besten und auch ungewöhnlichsten Vertretern seines Faches. Als Interpret klassischer und zeitgenössischer Musik weltweit gefragt, sammelte er auf seinen Konzertreisen in verschiedensten Kulturen Stücke volkstümlicher Herkunft, die in enger Beziehung zum Klangcharakter seines Instrument stehen. Kriikku wurde unter anderem bei jüdischem Klezmer, bei arabischer Musik, im argentinischen Tango, portugiesischen Fado oder in der ungarischen Folklore fündig. Aus all dem hat er sein Weltmusik-Programm „Bizarre Bazaar“ kreiert, aus dem er im Görreshaus einen lebensintensiven Ausschnitt vorstellt.

Kriikkus Auftritt wird in diesem von Daniel Raiskin dirigierten Konzert passend eingerahmt durch Mozarts „Musikalischen Spaß“ KV 522 und der „Pulcinella Suite“ von Strawinsky. Wolfgang Amadeus hat bei seinem 1787 entstandenen Stück der Schalk geritten: Er persifliert darin frech unfähige Kompositeure und lässt auch kaum einen der mitwirkenden Musiker ungeschoren davonkommen. Strawinksy schließlich hat mit seiner Ballettmusik, respektive der Suite, einer der komischsten Figuren der  Theatergeschichte ein Denkmal gesetzt: Pulcinella, dem gefräßigen Diener und schlitzohrigen Tölpel der Commedia dell‘arte. Alle drei Konzertelemente zusammen ergeben einen sinnenfrohen Musik-Nachmittag, der mit „Bizarre Bazaar“ trefflich überschrieben ist.


(Erstabdruck 3. Januar 2011)

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