Thema Kultur
Thema Menschen / Institutionen
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

2011-04-01a Interview:

20 Jahre Kultursommer Rheinland-Pfalz. Interview mit KuSo-Chef Jürgen Hardeck


„Ein Segen für die Kulturszene in unserem Flächenland“


ape. Rheinland-Pfalz. Am 6./7. Mai 2011 wird der diesjährige Kultursommer Rheinland-Pfalz im Rahmen der Bundesgartenschau (BUGA) Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein mit einem Lichtfestival eröffnet. Wie in den Vorjahren werden rund 250 vom Kultursommer geförderte Veranstaltungen bis zum Herbst zwischen Südpfalz und Oberwesterwald folgen. Anlässlich des heuer 20. Kultursommer-Geburtstages sprach ich mit Jürgen Hardeck, künstlerischer Geschäftsführer des Landesfestivals seit 1995.  

ape: Bevor wir über die Vita des Geburtstagskindes reden, ein Blick aufs Jubeljahr selbst. „Natürlich Kultur“ heißt das Motto für die 20. Kultursommersaison. Was haben die Motto-Erfinder sich dabei gedacht?

Hardeck: Es ist wieder ein doppeldeutiges Motto. Weil es einerseits selbstbewusst natürlich(!) Kultur heißt. Andererseits steckt das Wort Natur drin. Und das ist der zentrale Punkt. Anlass war die BUGA in Koblenz, aber wirklich nur Anlass – zu sagen, wir wollen uns mal mit dem Verhältnis zwischen Natur und Kultur beschäftigen. Lange hatten wir im Vorfeld den Arbeitstitel „Parks und Gärten“. Da hat sich die Kulturszene dann auch draufgestürzt, denn Rheinland-Pfalz ist reich an Parks und Gärten, sehr viele Kulturaktivitäten hier sind seit jeher eng verbunden damit.

Nun ist für die Mittelrhein-Region die BUGA gewiss das herausragende Ereignis 2011, und damit „Natur“ für die hiesige Kulturszene ein naheliegender Aufhänger. Wie aber steht es damit im übrigen Rheinland-Pfalz?    

Auch dort ist das Thema sehr stark. Gerade in der Pfalz gibt es viele solcher Gärten, das Festival Palatia-Jazz etwa bespielt etliche. Ähnlich in Rheinhessen oder im Trierer Raum. Allerdings: Ich hätten mir eine intensivere Auseinandersetzung mit den drängenden ökologischen Fragen gewünscht. Aber vielleicht hätten wir den kritischen Impuls noch deutlicher kommunizieren sollen. So hat die Kulturszene bei ihren Planungen im zurückliegenden Herbst und im Winter auf breiter Front eher die leichte Komponente des Mottos aufgegriffen. 

Die jährlich wechselnden KuSo-Motti schlagen ja erfahrungsgemäß bei den Kulturmachern sehr unterschiedlich ein. Welchen Rang nimmt das diesjährige ein? Was waren die Bringer-Motti in der Kultursommer-Geschichte?

Es ist ja so, dass der Kultursommer mit seinem Motto eine Anregung, eine Frage in den Raum stellt, und die Kulturszene gibt eine Antwort darauf. Wir schreiben nicht vor, wie die auszusehen hat. Manchmal kommen da auch Dinge heraus, an die hatten wir gar nicht gedacht. Quantitativ war die Resonanz auf „Natürlich Kultur“ hoch. Für mich ist aber doch überraschend, dass viele Leute dabei mehr an Romantik denken als an Ökologie. Was die vergangenen 19. Jahrgänge betrifft: Am besten aufgenommen wurden eigentlich die Länderschwerpunkte – Amerika, Frankreich, Italien.

Kommen wir mal zu Kultursommer-Eröffnung 2011 auf dem BUGA-Gelände Festung Ehrenbreitstein. Was wird es da geben? Ich höre im Vorfeld auch Kritik an dem Umstand, dass nur hinkommen kann, wer eine BUGA-Eintrittskarte hat. Das stößt dem Einen oder Andern sauer auf.

Das kann ich verstehen, aber nicht ändern. Die BUGA GmbH hat natürlich bestimmte Vorgaben, weil sie ein wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen hat. Es gibt aber zwei Faktoren, wo man uns sehr entgegenkommt. Erstens: Alle Dauerkartenbesitzer haben kostenlosen Eintritt. Zweitens: Es gibt einen BUGA-Sondereintritt zur Kultursommer-Eröffnung, die in diesem Jahr nur am Freitag- und Samstagabend stattfindet – neun Euro inklusive Seilbahnfahrt für einen der beiden Abende. Man kann sich für einen der beiden Abende entscheiden und muss keine Sorge haben, etwas zu verpassen.

Und wie sieht das Programm nun aus?

Wir machen ein Lichtfestival mit dem Namen „Lichtströme“, gestaltet von Licht-Künstlern. Da kann man die Festung auf ganz neue Art erleben. Dazu zwei große Theaterspektakel und viel Musik. Mehr will ich heute noch nicht preisgeben. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, wird das sehr eindrucksvoll. Aber es ist ein anderes Konzept als die Leute von früheren Kultursommer-Eröffnungen etwa 1994 in Koblenz oder in Neuwied, Bad Hönningen, Andernach gewohnt sind.
    
Machen wir mal einen Sprung in die Gründungsphase des KuSo 1991/92. Wer kam warum überhaupt auf die Idee mit dem Kultursommer? Welchen Zweck/Ziel hatten die Gründerväter/-Mütter im Sinn? Wann bist du selbst dazugekommen?

Offiziell kam ich im Januar 95 zum Kultursommer. Zuvor erlebte ich als Verantwortlicher für Kultur in Hachenburg, wie segensreich das Kultursommer-Konzept gerade für den ländlichen Raum wirkt. Ohne die Projektförderung durch den Kultursommer hätten wir im Westerwald sehr vieles niemals auf die Beine stellen können. Das gilt fürs gesamte Flächenland Rheinland-Pfalz und insbesondere seine Freie Szene. Der Vater des Kultursommers war Rudolf Scharping. Er hat Gedanken aufgegriffen, die aus der Szene an ihn herangetragen wurden. Mutter in der Umsetzung war dann Kulturministerin Rose Götte. Mein Vorgänger Jürgen Schöntges war der Pionier, innerhalb der Kulturabteilung des Ministeriums für die Akzeptanz zu sorgen, auf die der Kultursommer durchaus nicht sofort stieß.  

Wie nahe ist der KuSo nach 20 Jahren noch seinem Gründungsgedanken? Haben sich einige der Gründungsansätze inzwischen überlebt?

Den ursprünglichen Anfangszielen - Förderung der freien Kulturszene, Kultur für alle in der Fläche des Landes - ist der Kultursommer immer treu geblieben. Manches hat sich verstetigt, weil es sehr erfolgreich war (viele Festivals, die Musikreihen und Festivalsterne des Kultursommers zum Beispiel). Manches ist hinzugekommen, wie z.B. die Impulse für den Kulturtourismus, die vom Kultursommerbüro ausgingen. Aber auch nach 20 Jahren ist immer noch viel Raum für neue Ideen.

Es gibt spürbare Besorgnis in der Kulturszene, das überall avisierte Sparen der Öffentlichen Hand könne zulasten der ohnehin unterfinanzierten Kultur gehen. Wie sieht es mit den Finanzperspektiven des KuSo aus?

Erstaunlich gut, weil wir noch bis 2017 die Planungssicherheit haben, dass wir diesselben Mittel von 1,85 Millionen Euro jährlich weiterhin bekommen. Diese Mittel werden von der Kulturstiftung des Landes garantiert, sind also vom Landeshaushalt unabhängig. Ein solides Fundament also, auf das sich die Kulturszene verlassen kann.

Das Gespräch führte Andreas Pecht

Infos: >>www.kultursommer.de


(Erstabdruck 13. Woche 2011)


---------------------------------------------------------
Wer oder was ist www.pecht.info?
---------------------------------------------------------

Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 
eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken