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2011-06-27 Feature:

Zeitenwende fürs
Mittelrhein-Museum Koblenz

Vorbereitung auf Umzug vom historischen Florinsmarkt zum Kulturneubau am Zentralplatz läuft bereits


ape. Koblenz. Das Mittelrhein-Museum Koblenz geht einem der gewichtigsten Umbrüche in seiner langen, wechselvollen Geschichte entgegen: Im Frühjahr 2013 wird es nach 48 Jahren seinen altehrwürdigen Sitz am Florinsmarkt verlassen haben und in den modernen Kulturneubau auf dem Zentralplatz umgezogen sein. So zumindest umreißt Dieter Marcos im Gespräch die zeitlichen Planungen. Der seit Mai 2010 amtierende Leiter des Museums geht von einer mindestens halbjährigen „heißen Umzugsphase“ aus.

Die Vorbereitungen dafür laufen allerdings schon eine Weile. Eigentlich haben sie bereits 2008 begonnen. Denn die Reihe der großen Depot-Werkschauen, die seither Kernstück im Ausstellungsprogramm des Mittelrhein-Museum sind, stellen zugleich eine grundlegende Sichtung, Sicherung, Bewertung des Sammlungsbestandes dar. Begleitend zu den Werkschauen wird  Zug um Zug auch entschieden, welche Stücke mit der Eröffnung des neuen Hauses 2013 am Zentralplatz in der künftigen Dauerausstellung glänzen sollen.

Diese Präsentation „wird dann erstmals einen repräsentativen Querschnitt durch unsere Sammlung zeigen können“, freut sich Marcos. Denn es stehen dafür im ersten Obergeschoss des Kulturneubaus  – den sich das Museum mit Stadtbibliothek und Koblenz-Touristik teilt – 1500 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Hinzu kommen 400 Quadratmeter im Untergeschoss eigens für Wechselausstellungen. Rund 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden es dann in summa sein. Das bisherige Domizil am Florinsmarkt kommt „bei Nutzung aller Räume, Räumchen und Nischen gerade auf die Hälfte“, rechnet der Museumschef und in Koblenz geborene Kunsthistoriker vor.

Kunst vom Mittelalter bis heute

Wie sieht das Konzept für die neue Dauerausstellung aus? Marcos erinnert daran, dass das Mittelrhein-Museum seinem Charakter nach kein stadtgeschichtliches oder heimatkundliches Museum ist. Vielmehr ist es ein Kunstmuseum – dessen Bestände kräftige Bezüge zum rheinischen/mittelrheinischen Raum aufweisen, aber zugleich vielfach eingebunden sind in den internationalen Fluss der Kunstgeschichte. Ein historisches Kunstmuseum gewissermaßen, dessen Sammlung einen Bogen schlägt von der Bildenden Kunst des Mittelalters bis zur Gegenwart.

Diesem Bogen wird auch die künftige Dauerpräsentation folgen: Mit ausgewählten Exponaten aus dem Mittelalter, aus dem „Goldenen Zeitalter“ der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, aus der Zick-Sammlung des 18. Jahrhunderts. Platz wird es dann auch geben für eine angemessene Präsentation der reichen Sammlungsbestände aus dem 19. Jahrhundert: Romantiker, Nazarener, Düsseldorfer Schule. Dazu klassische Moderne des 20. Jahrhunderts: französisch inspirierte Kunst, die Schenkung von KO Götz und Rissa, konkrete Kunst der 1960er.      

Der Totalumzug eines Museums dieser Größenordnung ist keine Kleinigkeit. Zwar liegt im Koblenzer Fall der neue Standort nur ein paar hundert Meter vom jetzigen entfernt. Doch wollen die rund 15 000 Objekte der anno 1835 begründeten städtischen Kunstsammlung ebenso so sorgsam beschriftet, verpackt und transportiert sein, als ginge es über hunderte Kilometer. Nicht eben  unbekümmert denkt Marcos auch an die etwa 10 000 Bücher des Museums, an Akten, Mobiliar,  Technik etc.pp, die den Weg zum Zentralplatz nehmen müssen – und dort nicht als großer Haufen, sonder wohlgeordnetes Ganzes ankommen sollen.

Auf Landschaften folgt "Blaue Stunde"

Bis aber die Umzugslaster irgendwann im Herbst/Winter 2012 beladen werden, läuft im alten Mittelrhein-Museum der Betrieb weiter. Noch bis zum Ende der Bundesgartenschau Mitte Oktober zeigt die aktuelle Hauptausstellung unter dem Titel „Bilder+Reise+Bilder“ europäische Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Die opulente Präsentation umfasst Werke von der Rheinromantik bis zum modernen künstlerischen Umgang mit dem Thema Landschaft. Sie ist die siebte Ausstellung in der Reihe der Depot-Werkschauen.

Die sich von November bis Ende Februar anschließende und dann auch letzte Depot-Ausstellung vor dem Umzug wird „Blaue Stunde“ überschrieben sein. Der Titel beinhaltet mehrere, seit jeher poetisch aufgeladene Bezüge. Etwa zu den geheimnisvollen Dämmerphasen zwischen Tag und Nacht. Oder zum literarisch-romantischen Sehnsuchtssymbol der Blauen Blume. Blau ist eine prägnante Farbe in der Kunst – und Marcos will das ganze Spektrum der sinnigen wie sinnlichen Blautöne auffächern, das die Gemälde, Grafiken und Skulpturen des Mittelrhein-Museums zu bieten haben.

Valckenborghs Türme zu Babel

Neben den beiden großen Depot-Werkschauen gibt es bis zum Umzug noch die eine oder andere  Kabinett-Ausstellung. Zu einer denkwürdigen Begegnung kommt es von 23. Juli bis  25. September 2011 im Gewölbekeller des Museums. Unter dem Titel „Iphigenie und der Turm zu Babel“ werden erstmals Lucas van Valckenborghs Gemälde „Turm zu Babel“ aus der Koblenzer Sammlung und sein Gegenstück aus dem Mainzer Landesmuseum gemeinsam ausgestellt. Daneben wird aus dem Koblenzer Bestand auch Johan Zoffanys „Iphigenie“ gezeigt.

Diese Ausstellung darf zugleich als Symbol für zwei erfreuliche Entwicklungen in der Arbeit des Museums gelten. Erstens verabschiedet sie die beiden heimischen Gemälde zu internationalen Tourneen: Der Zoffany geht zu Ausstellungen nach New Haven (USA) und London, der Valckenborgh wird in Madrid und Lille gezeigt. Marcos merkt an: „Es gelingt zusehends besser, der Fachwelt zu verdeutlichen, dass unserer Sammlung eine Menge hochkarätiger Elemente enthält. Die Ausleih-Anfragen haben deutlich zugenommen.“  Zur Eröffnung des neuen Museums werden die beiden wichtigen Werke natürlich wieder daheim sein.

Angenehme Nachbarschaft

Die zweite erfreuliche Entwicklung fasst der Museumsleiter so zusammen: „Der Kontakt zur Nachbarschaft ist intensiv und sehr angenehm.“ Er meint Absprachen, Unterstützung, wechselseitige Ausleihen und Projektkooperationen zwischen den Museum von Köln bis Mainz. Beispielsweise wird die aktuelle Koblenzer Schau „Bilder+Reise+Bilder“ im September/Oktober eingebunden in eine Ausstellungs-Trias zur Rheinromantik, an der sich unter dem Titel „Rheinblicke 2011“ auch das Arp-Museum Remagen und das Siebengebirgsmuseum Königswinter beteiligen.

Und wie sieht es mit der Zusammenarbeit zwischen den in Koblenz ansässigen Museen aus? Dieter Marcos hat keinen Grund zur Klage. Er glaubt allerdings, dass mit einem umfassenden Museumskonzept „aus den reichen und wichtigen Sammlungen, die es hier gibt“, mehr zu machen wäre. Das Landesmuseum auf der Festung mit seinen archäologischen und technikhistorischen Schwerpunkten, das Ludwigmuseum als Museum für moderne Kunst, das Rheinmuseum, die Wehrtechnische Sammlung... und eben das eigene Haus: „Ich fände es spannend, wenn jeder aus seinem Schwerpunkt das beste macht, aber alle zusammen daran arbeiten, dass Koblenz auch auswärts als Museumsstandort von Gewicht wahrgenommen wird.“                                 Andreas Pecht

Info:  www.mittelrhein-museum.de       


(Erstabdruck 26. Woche im Juni 2011)

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