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2011-10-06 Kurzkommentar:

Zum
Literaturnobelpreis für Tomas Tranströmer


„Ein T in der unendlichen Textmasse“


ape. Sie kennen Tomas Tranströmer nicht? Da geht es Ihnen wie Marcel Reich-Ranicki. Es ist mithin keine Schande vom neuen Literaturnobelpreisträger noch nicht gehört zu haben. Das passiert alle paar Jahre, dass die Stockholmer Akademie einen hierzulande weithin Unbekannten erwählt. Recht so. Den Nobelpreis gibt's schließlich nicht für Verkaufsrekorde. Und just in Deutschland berühmt zu sein, ist kein zwingendes Kriterium für die Vergabe. Vielmehr würdigt das Nobelpreiskomitee unter den lebenden Schriftstellern/innen dieser Erde solche, von denen es glaubt, dass sie Bedeutendes zur Weltliteratur, damit zur Menschheitskultur beitragen. Trotz des Unverständnisses für die eine oder andere Entscheidung: Noch jedesmal erwies sich das Votum zumindest als wertvolle Lektüreempfehlung.

Mit Tranströmer fiel die Wahl auf einen Lyriker. Einen mit Worten bedacht, genau, und extrem sparsam umgehenden Gedichteschreiber. Reduktion auf kleine Sprachbilder, aus deren scheinbarer Schlichtheit ungeahnte Größe erwächst. Meist nur kurze, durchaus in der Realität wurzelnde Gedichte, bei denen jedes der wenigen Worte, ja jede Silbe kunstvoll gesetzter Teil einer poetischen Welt sind. Der scheue 80-Jährige und sein recht schmales Oeuvre stehen damit in auffälligem Kontrast zur allgegenwärtigen, maßlosen Schwatzhaftigkeit unserer Zeit. Bezug nehmend auf die Initiale seines Vor- und Zunamens beschreibt Tomas Tranströmer sich und sein Tun als „ein T in der unendlichen Textmasse“.
 
So lässt sich denn die Entscheidung der Stockholmer Akademie als durchaus mahnender Fingerzeig in Richtung Zeitgeist deuten: Sehet, es findet der große Gedanke, das tiefe Gefühl nicht zuletzt in der kleinen, leisen Form intensivsten Ausdruck. Ergo: Gerade unsre Zeit bedarf guter Lyrik. Und die von Herrn T gehört zur besten.                                                                        
  Andreas Pecht


(Erstabdruck 7. Oktober 2011)

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