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2011-10-19 Kommentar:

Über weniger Klassenarbeiten und
ein bundesweites Kernabitur

 

Schülerbelastung abbauen
ist die bessere Idee

 
ape. „Die Lehrer sind einfach zu faul, so viele Arbeiten zu korrigieren“, wird es an manchem Stammtisch heißen. Damit tut man dem aktuellen Vorstoß des rheinland-pfälzischen Deutschlehrerverbandes, die Zahl der Klassenarbeiten im Fach Deutsch von sechs auf fünf zu reduzieren, jedoch unrecht. Wie Zeiten, Menschen und (Schul-)Systeme sich ändern, ändern sich auch die Anforderungen ans Lehramt. Ein Zuckerschlecken ist es längst nicht mehr. Selbstredend darf und soll deshalb immer wieder mal überlegt werden, ob diese oder jene Belastung noch sinnvoll ist, ob die Kraft der Lehrer für andere schulische Aufgaben womöglich besser eingesetzt wäre.

Vor 20 Jahren hätte man an dieser Stelle guten Mutes darauf hingewiesen, dass unter  pädagogischen Gesichtspunkten die Bedeutung von Klassenarbeiten, Prüfungen und Noten für den Bildungsfortschritt der Kinder und Jugendlichen ohnehin nicht besonders groß ist. Diese Diskussion geriet, leider, in Vergessenheit. Der Zeitgeist mag heute von der benoteten Leistungsprüfung als höchstem Maßstab aller schulischen Dinge noch viel weniger lassen als vor 50 oder 100 Jahren. Was uns zu dem Punkt bringt, der auch jetzt eigentlich ins Zentrum des Interesses, ja der Besorgnis gehört: die Belastung der Schüler.

Man muss kein studierter Pädagoge oder Jugendpsychologe sein, um zu erkennen, dass die schulischen Anforderungen und der berufsbildende Druck erheblich bis dramatisch zugenommen haben, weiter in hohem Tempo zunehmen. Es genügt, den heutigen Lebensrhythmus der eigenen Kinder oder Enkel aufmerksam – vielleicht auch mal selbstkritisch – zu betrachten. Sie sollen schnell und immer schneller unendlich viel wissen, können, wollen, erreichen. Sie werden angetrieben von allen Seiten und sie treiben sich selbst an. Denn weniger als nachher eine Karriere hinauf an die Spitze zählt nichts mehr. Geht die Entwicklung so weiter, werden Kindheit, Jugend, das Leben bald ganz und gar diesem Ziel dienstbar gemacht sein.

Dazu kommt nun der Vorschlag des Aktionsrates Bildung, auf das föderale Abitur noch ein zentrales Kernabitur draufzuladen. Man kann aus guten Gründen für die Reifeprüfung auf Länderebene sein, oder aber für deren Abschaffung und Ersetzung durch ein bundesweit einheitliches Abitur. Völlig absurd wäre es allerdings, den Gymnasiasten beides zugleich aufzubürden – nur weil ein paar deutsche Bildungsspezialisten sich nicht auf die eine oder die andere Form des Abiturs festlegen wollen. Verglichen damit ist der Vorstoß der rheinland-pfälzischen Deutschlehrer ernsthafter Erwägung wert. Mehr noch: Ihre Kollegen in anderen Fachbereichen könnten darüber ebenfalls mal nachdenken.
                                                                                       
Andreas Pecht


(Erstabdruck 20. Oktober 2011)

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