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Geschrieben im August 2011:
Guten Tag allerseits,
 
27.8.

Bevor an dieser Stelle - wegen anderweitiger Verpflichtungen des Autors - bis zum Start der großen Schauspielpremieren ab Mitte September Funkstille eintritt, noch ein bisschen neuen Lesestoff:

Vorneweg zum Beginn der Spielzeit 2011/2012 die Premierenübersicht September für die Öffentlichen Theater in Rheinland-Pfalz sowie in Rhein-Main und Köln/Bonn (hier).

Derweil die Dinge an den Theatern der Umgebung ihren einigermaßen geregelten Gang gehen, steht die Koblenzer Saison für Klassikkonzerte unter einem ganz ungünstigen Stern: Die Unbau-Fertigstellung des wichtigsten Konzertsaales in der Stadt verzögert sich noch einmal, und zwar bis ins Frühjahr. Mehr zu den Folgen hier

Schließlich geht die "Reihe Wissen" zur Kultur- und Geistesgeschichte des Abendlandes in die 15. Runde. Betrachtet wird diesmal die Christianisierung Europas  (hier)


24.8.

Man könnte bisweilen die Krätze kriegen ob des Verhaltens mancher Vertreter des Homo sapiens. Heute erlebt beim morgendlichen Waldmarsch: Den Waldweg entlang fährt ein Auto im Schleichtempo; der Fahrer beäugt dabei, den Kopf aus dem Seitenfenster gereckt, den Wegrain. Alle 40 oder 50 Meter hält er an, steigt aus, stiert über zwei, drei Quadrameter Boden und fährt nach wenigen Augenblicken weiter. Was treibt der Typ? Er ist hinter Pilzen her. Mit dem Auto - quer durch den Wald. Das haut doch dem Fass den Boden aus! Gäbe es eine Pilz-Entdeckungs-und-Pflückmaschine, er brächte sie gewiss auch noch zum Einsatz. Was für normale Leute gemeinhin ein Freude bereitendes, aber zeitaufwändiges und durchaus mühseliges Naturerlebnis ist, nennt sich "Pilzesuchen". Was jene - durchaus nicht gehbehinderte - Gestalt da veranstaltet, zielt auf schnelle, schnöde, automobilisierte "Pilzernte" ab. Und der Mann weiß sehr gut, dass blamabel für ihn ist, was er da tut. Denn als er mich kommen sieht, fährt er flugs und flott davon. Von Pilzen und Menschen handelt jahreszeitgemäß auch die neue Folge der Monatskolumne
"Quergedanken" (hier)     


23.8.

Ein eigentümliches, auch ein ärgerliches Phänomen: Während in Libyen noch um die letzten Stellungen Gaddafis gekämpft wird, diskutiert und spekuliert die hiesige Medienöffentlichkeit vor allem darüber, was in der Nach-Gaddafi-Zeit aus westlicher Sicht alles schiefgehen könnte. Statt Freude über die Befreiung von der Diktatur und über die so eröffneten Chancen des libyschen Volkes für einen Wandel zum Besseren, seitenweise und Sondersendungen füllend hauptsächlich Misstrauen, Bedenken, Befürchtungen, pessimistische Unkereien. Zu den libyschen Vorgängen und dem hiesigen Echo darauf ein
Kommentar (hier)  


20.8.

Es gibt in Rheinland-Pfalz drei Landesmuseen. Für alle drei war die jüngere Gegenwart, ist es teils noch, eine Zeit umfassender räumlicher Sanierungen, Umbauten, Erweiterungen sowie der inhaltlichen und präsentatorischen Neustrukturierung und Modernisierung. Der geografischen Verteilung nach deckt dieses Trio das Bundesland von der Mitte Richtung Nordgrenze zu NRW wie ein Dreieck ab: Im Nordwesten das Landesmuseum Trier. 130 Kilometer weiter östlich das Landesmuseum Koblenz. Schließlich liegt an der südlichen Spitze des Dreiecks, gewissermaßen als rheinhessische Nahtstelle zwischen ehemals preußischer Rheinprovinz und der Pfalz, das Landesmuseum Mainz. Letzteres gilt als eines der ältesten Museen Deutschlands und wird im Artikel "Ehrwürdige institution geht moderne Wege" (hier) etwas näher betrachtet.

                                                       ***

Und weiter geht es heute mit der Reihe "Wissen". Folge 14 (hier) handelt von der Bildenden Kunst der Antike, wo die Darstellung von Menschen erstmals individuelle Züge annahm. Ein Fortschritt, der im frühchristlichen Mittelalter wieder verloren ging.   

18.8.              

Wär's nicht so ernst mit Finanz-/Börsenfieberkrise, man könnte sich schieflachen.

"Fachleute" und Leitkommentatoren sehen die Ursache mal in verantwortungsloser Überschuldung der Staaten, mal im verantwortungslosen Wüten deregulierter Finanzmärkte. Im ersten Fall schwingt als Subtext stets der Gedanke mit, dass einerseits Politiker quasi von Natur ökonomische Trottel sind, andererseits letztlich immense Sozialausgaben und Anspruchsdenken oder Faulheit der Staatsbevölkerungen an der Misere schuld. Im zweiten Fall verweisen neuerdings vor allem Finanzkreise auf ursächliche Wirkung unentschlossener Richtungsweisung und Rahmensetzung durch die Staatspolitik. Lustig: Eben flehen die Herrschaften geradezu nach klarer und durchsetzungsstarker politischer Haltung gegenüber den Märkten; wenn aber (wieder mal) leise die Idee für eine Transaktionssteuer aufkommt, reagieren sie pickiert.

Auf den Gedanken, dass im heutigen (Spät- oder "Turbo"-)Kapitalismus Märktegebaren und Staatspolitik zwei Pferde aus gleicher Schule vor einer Kutsche sind, mag sich im aufgeregten Tagesdiskurs indes kaum jemand einlassen. Interessant: US-Multimilliardär Warren Buffett kritisiert, dass seine Steuerrate nur halb so hoch sei, wie die seiner Angestellten - und fordert, Amerika möge endlich Schluss machen mit der Verwöhnung seiner Superreichen. Die USA geben das zugespitzte Beispiel für das derzeit nahezu allgemein verbreitete systemische Prinzip ab:  Die Staatspolitik verlagert Gemeinverpflichtungen des Kapitals, seit den 1980er-Jahren beschleunigt, fortlaufend vom Kapital weg auf die Allgemeinheit. Niedrige oder Null-Steuern vor allem für (sich trickreich, aber oft durchaus legal arm rechnende) Großunternehmen und Spitzenverdiener sind eines der signifikanten Symptome dafür.

Das die Politik allweil in die Knie zwingende Argument heißt: Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. Wobei "in die Knie zwingen" eigentlich der falsche Begriff ist, weil die Mehrzahl der heutigen Staatspolitiker das Primat der "Wettbewerbsfähigkeit" als Quasi-Naturgesetz verinnerlicht hat. Dass die global agierende Wirtschaft derweil die auf Nationalstandorte fixierten Staaten nach Gusto am Nasenring vorführt, scheint der Politik entgangen.  Ergebnis, noch einmal: Die Beteiligung des Wirtschaftssektors an den Kosten für Infrastruktur, Soziales und anderen Aufgaben eines funktionierenden Gemeinwesens entsprechen in keiner Weise mehr den Pflichten und auch dem anteiligen Nutzen der Wirtschaft daran. Ins Extrem getrieben begegnet uns dieser Umstand bei der Finanzwirtschaft. Sie schafft gar nichts mehr, spekuliert bloß noch auf die Abschöpfung möglichst großer Anteile vom Mehrwert, den andere geschaffen haben.

Zig Billionen schwere Kapitalmassen vaganbundieren um die Erde nur zu einem einzigen Zweck: Aus Geld mehr Geld zu machen - völlig gleichgültig dafür, womit, wodurch und zu wessen Schaden. Gar nicht mehr lustig ist es, wenn Kommentatoren den einfachen Leuten daran zumindest eine Mitschuld zuschreiben. Zwar besitzen keine 10 Prozent der Deutschen Aktien, aber sie hätten Sparguthaben und Lebensversicherungen, auf die sie ordentliche Zinsen/Renditen ziehen möchten. Und woher sollten die kommen, wenn nicht aus Finanzmarktgeschäften der die Spar- und Versicherungsgroschen verwaltenden Banken und Versicherungsgesellschaften? Also, so die abgeschmackte Schlussfolgerung besagter Kommentierer: Wir alle seien mittelbar an der großen Finanzzockerei beteiligt und ergo mitschuldig, wenn die Sache wegen spekulativer Gier in die Hosen geht.

Mit Verlaub, werte Kollegen: Wären die Renditemöglichkeiten an den Börsen zwangsweise begrenzt auf das Niveau der Zinsen, die normalsterbliche Durchschnittsbürger seit einigen Jahren auf ihre Sparguthaben (0,5 bis 2,0 %) oder ihre Lebensversicherungen  (3,0 bis 4,5 %) bekommen, wir müssten uns über bösartiges Börsenfieber keine Sorgen mehr machen. Die professionelle Zockerbranche indes hält Renditen im einstelligen Bereich für nachgerade pathologischen Schwachsinn und peitscht deshalb ihre Billionen auf der Suche nach höheren Profiten rücksichtlos immer schneller um den Erdball. Ja, der Geldbedarf  überschuldeter Staaten bietet ihnen da eine offene Flanke und die Möglichkeit, auf lukrative Pfründe zu wetten. Und weil die Staatspolitik längst "die Beruhigung der Märkte" zum obersten Zweck ihres Tuns gemacht und sich völlig den Gesetzmäßigkeiten des Finanzkapitals unterworfen hat, zappelt sie auch hilflos im Netz des durch nichts und niemanden legitimierten, dennoch als selbstherrlicher Automatismus auch über gewählte Regierungen regierenden Finanzsystems.

Es wird nun allenthalben Abbau der Staatsverschuldung als probates und nachhaltiges Mittel gegen die Finanzkrise beschworen. Richtig daran ist, dass viele Staaten, Deutschland eingeschlossen, in den zurückliegenden Jahrzehnten Unsummen auch für Unfug ausgegeben haben. Da sind Renommierprojekte zuhauf, Verwaltungs- und Repräsentationsmoloche, überdimensionierte Bürokratien. Da werden Abermilliarden in parallele Infrastrukturen und direkte oder indirekte Wirtschaftsförderung gepumpt, wird immer neues Land für immer neue Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen teuer erschlossen.  Von falscher Energiepolitik oder vom Militär gar nicht zu reden.

Solche Auflistungen fragwürdiger Sachausgaben im Zuge eines fragwürdigen Wachstumswahns sind im politisch-ökonomischen Diskurs unbeliebt. Schließlich kommt ein großer Teil der Sachausgaben des Staates der Wirtschaft direkt oder indirekt zugute. Lieber wird mit Verve auf die Sozialausgaben als vermeintliche Ursache der Staatsverschuldung verwiesen. Allerdings beweisen die USA das Gegenteil: Von einem nennenswerten Sozialsystem kann dort keine Rede sein, dennoch versinkt das Land in seinem Schuldenberg. Zwei der Hauptgründe: Erstens, Entlassung von Industrie- und Finanzwirtschaft sowie Oberklasse aus der Verpflichtung, sich angemessen an der Finanzierung des Gemeinwesens zu beteiligen; Zweitens, irrwitzige Ausgaben fürs Militär.

Am Abbau der Staatsverschuldung führt auch in Europa in der Tat kein Weg vorbei. Aber man mache sich nichts vor: Wäre diese Flanke gesichert, die spekulativen Finanzmärkte fänden rasch neue Wege, um auf Kosten der Allgemeinheit an "ordentliche" Renditen zu kommen. Und um aus der Zockerei folgende große Krisen und Zusammenbrüche im realen Leben abzufedern, würden die Staaten erneut tief in die Schatulle greifen müssen. Absehbar beispielsweise bei der globalen Lebensmittelversorgung. Der Abbau der Staatsverschuldung ist dennoch unabdingbar, er kann aber nur ein Teilbeitrag zur Lösung des Problems sein. Ohne die Rückeroberung des Primats der Politik und entschlossene regulative Eingriffe der Staatengemeinschaft in die Selbstherrlichkeit der Finanzmäkte  wird es nicht gehen. Ohne angemessene Beteiligung vor allem der großen Wirtschaftsteilnehmer an den Gemeinkosten auch nicht.

Und gar nicht geht, was derzeit als schierer Königsweg beschritten wird: Konzentration der Anstrengungen zum Abbau der Staatsverschuldung überwiegend auf die Reduzierung der Sozialausgaben und des Lebenstandards der Normalbevölkerung. Damit werden die Kosten für die Krise vorrangig jenen aufgebürdet, die am wenigsten für die Krise können. So gewinnt  die Soziale Frage erneut an Schärfe und mancher Kommentator stellt beim Blick in die Welt - wie Uwe Jean Heuser jetzt in der "Zeit" - plötzlich entgeistert fest: "Der Klassenkampf ist zurück."  

Lektüreempfehlung:
"Gesellschaft vor der Kernschmelze" >>weblink                       



9.8.

Was für Hamburg die Elbphilharmonie, ist für Koblenz in kleinerem Maßstab die Rhein-Mosel-Halle: fortwährendes Baustellendrama mit offenem Ende. Wie beim aufgesetzten Neubau an der Elbe, so platzen beim Generalumbau am Rhein ein ums andere Mal die von Bauherren und/oder Bauführern avisierten Fertigstellungstermine. Und damit werden zugleich stets aufs Neue die Planungen der Kulturveranstalter hinfällig, die die neuen Prachtbauten mit Leben füllen sollen. So geschehen jetzt mit der traditionsreichen sinfonischen Reihe der Koblenzer Anrechtskonzerte: Wegen neuerlicher Verschiebung der Wiederinbetriebnahme der Rhein-Mosel-Halle auf Frühjahr 2012 muss der Veranstalter, das Musik-Institut Koblenz, seine gesamte Saison 2011/2012 notgedrungen abblasen.
Dazu ein Interview mit dem Intendanten und mit dem Geschäftsführer des Musik-Instituts (hier)   


8.8.

Und nun der Werbeblock.
Soeben ist an den Buchhandel die Broschüre "Festung Ehrenbreitstein" (Bildheft 3) ausgeliefert worden. Die Fotos stammen von Ulrich Pfeuffer, die Texte von mir. Das schicke Hochglanzheft im DinA4-Format hat 32 Seiten, kostet 6.95 Euro und ist beim Verlag Schnell + Steiner erschienen.

Welchem Leserinteresse kommt diese Publikation (ebenso wie Bildheft 2 "Schloss Stolzenfels") entgegen? Sie ist kein gestrenger klassischer Objektführer der fast wissenschaftlichen Art. Sondern orientiert in allgemeinverständlicher und - wie ich hoffe - anregender Darstellung als eine Art Objektrundgang über wesentliche Aspekte von Geschichte, Baustruktur, Bauzweck, Einrichtung sowie des politischen und kulturgeschichtlichen Umfeldes der Festung (oder des Schlosses). Entlang der Fotos entsteht so eine aufs breite Publikum abzielende Darstellung, die eine Art historischer Erzählung verbindet mit erklärenden oder analysierenden Blicken von heute aus aufs Ganze wie auf besonders interessante Details.

Man kann sich das Heft als 30-Minuten-Lektüre daheim zu Gemüte führen, kann es aber genauso als Leitfaden bei einem Besuch am Ort benutzen.   

7.8.

Folge 13 der "Reihe Wissen" (hier)  - über antike Architektur  - ist mein Beitrag zu einem Sonntag, von dem man beim morgendlichen Blick aus dem Fenster noch nicht recht weiß, ob er eher zu Waldgang oder zu Stubenhocken einladen möchte.


6.8.

Über das Verwunderliche der Technik und zeitgenössischer "Serviceoptimierung".
Eine Erfahrung

 
Mit dem Besucherzählwerk, das ich zwecks eigener Orientierung beim Internetprovider für diese Website vor einigen Jahren gebucht habe, ist eine täglich aktuell abrufbare (kostenpflichtige) Besuchsanalyse verbunden. Das schien eine feine Sache zu sein, glaubte ich dort doch erfahren zu können, aus welcher Gegend meine Leser kommen und welche 100 Texte am Vortag, in der Woche, im Monat, im Jahr am häufigsten aufgerufen wurden.

Anfang dieses Jahres nun verpasste der Provider dem Analyse-Paket eine Reform, die er selbstredend als enorme Steigerung der Service- und Erkenntnisqualität anpries. Ernüchterndes Resultat der Veränderung: Jede Menge grafischer  Tinnef mitsamt Erhebung völliger nutzloser Daten, bespielsweise welche Browser und Betriebssysteme die Besucher in welcher statistischen Verteilung verwenden. Zugleich wurde die Auswertung der wirklich wichtigen Einzeltextbesuche von 100 auf 30 Texte reduziert.

Den Vogel bei dieser "Serviceoptimierung" schießt allerdings die regionale Herkunftsauswertung der Besucher ab. Vor der Reform wurde regelmäßig für durchschnittlich 50 Prozent der örtlich erfassbaren Besucher ein Herkunftsraum Frankfurt bis Köln angegeben, mit einem auch nach absoluten Besucherzahlen Schwerpunkt in Koblenz+Umgebung. Nach der Reform sacken in der Auswertung die Besucher aus diesem Kernland prozentual UND in absoluten Zahlen plötzlich ins Bodenlose. Im Gegenzug weist die Statistik nun exorbitant hohe Besucherzahlen aus den USA aus. Wollte man dem glauben, so säßen neuerdings etwa 82 Prozent meiner Leser in Sunnyvale, Seattle, Mountain View und Coldwater.  Dazu 3 Prozent in Russland, 2 Prozent in China, 1 Prozent irgendwo auf der Welt - und nur 2 Prozent in Deutschland.  

Wie immer dieser Unfug technisch zustande kommen mag (vielleicht laufen  Internetzugriffe von mittelrheinischen Usern über amerikanische Knotenserver, die von den Maschinen meines Providers dann als Herkunftsort der Besucher registriert werden): Die Herkunftsauswertung ist so jedenfalls völlig sinn- und nutzlos. Weshalb von dem ganzen Firlefanz des reformierten Analyse-Pakets für mich nur zwei halbwegs interessante  Datensätze bleiben: Die absolute Zahl der Gesamtbesuche sowie deren Entwicklung auf der Zeitleiste. Die Zahl pendelte von Januar bis Juli 2011 ziemlich unstet im weiten Feld zwischen 14 000 und 19 000 je Monat, liegt damit tendenziell um gut 10 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies lässt sich auf Basis des elektronischen Analyse-Pakets meines Providers über die Nutzung von www.pecht.info sagen; alles Übrige ist gar nicht oder nur spekulativ zu gebrauchen - und bleibt deshalb fortan unbeachtet.   
    

5.8.

"Das ist ein schwarzer Tag für die Kultur in Koblenz",
zitiert die  heutige Rhein-Zeitung Olaf Theisen. Der Intendant des Koblenzer Musik-Instituts meint die neuerliche Verzögerung der Wiedereröffnung der Rhein-Mosel-Halle. Das Haus ist die Stadthalle von Koblenz und hier eine der wichtigsten Örtlichkeiten für große Kultur- und Vereinsveranstaltungen. Seit Januar 2010 wird die Halle bis zu den Grundmauern umgebaut. Die Arbeiten dieser unter städtischer Ägide stehenden Baumaßnahme sollten ursprünglich im April 2011 abgeschlossen sein, dann im August, dann im November. Gestern nun wurde bekannt, dass der Umbau nicht vor Frühjahr 2012 fertig sein wird. Damit können zahlreiche Veranstalter ihre längst abgeschlossenen Saisonplanungen für das Winterhalbjahr 2011/2012 in den Wind schreiben.

Das Musik-Institut muss gezwungenermaßen gleich die gesamte Reihe seiner traditionsreichen sinfonischen Anrechtskonzerte in der kommenden Spielzeit abblasen. Wenn ich die Chroniken richtig in Erinnerung habe, gab es das  während der mehr als 200-jährigen Geschichte des Instituts in Friedenszeiten noch nie. In der Rhein-Mosel-Stadt wird jetzt mit Verve gestritten über Ursachen und Schuldige für die Malaise (dazu mehr auf rz-online  >> weblink hier). Auf die Kultur in Koblenz, vor allem die Klassikfreunde, kommt jedenfalls eine Saison zu, der eine zentrale Säule des Musiklebens am Mittelrhein fehlen wird: Die Anrechtskonzerte des Musik-Instituts - neun waren für 2011/2012 geplant, sieben wären auf die Rheinische Philharmonie entfallen - zählen zu den ältesten und nach Publikumszuspruch auch größten Abonnementsreihen in Südwestdeutschland.  1000 und mehr Besucher werden an vielen Abenden verzeichnet.          

4.8.

Viele deutsche Medien machen aus den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Anteil der Kinder an der Gesellschaft in Deutschland eine Hiobsbotschaft: 2,1 Millionen Kinder (unter 18) weniger als vor 10 Jahren leben heute hier. Der Trend ist nicht neu und sein jetziger Ergebnisstand kommt auch nicht überraschend: Seit den 1960ern sinkt die Geburtenrate und liegt nun schon seit vielen Jahren unterhalb der Reproduktionsrate von 2,1 Kindern pro Frau - zuletzt bei 1,4 (gleichauf mit dem katholische Italien). Da somit auch die Anzahl der ins gebärfähige Alter kommenden Frauen stetig sinkt, ergibt sich daraus zusammen mit der anhaltend niedrigen Geburtenrate je Frau eine zwangsweise sich stetig verkleinernde Zahl von Kindern im Land.

Ist das schlecht oder ist das gut? Das hängt vom Blickwinkel ab den man einnimmt. Im nationalen Rahmen betrachtet, wirft die niedrige Geburtenrate und der sinkende Kinderanteil diverse, allgemein bekannte und viel diskutierte Probleme auf. Zugleich können die Zahlen als Indikator dafür gesehen werden, dass hierzulande humanstrukturell auch einiges gehörig aus dem Ruder läuft. Aus globalem Blickwinkel allerdings dürfen die neuen Zahlen aus Deutschland durchaus als frohe Kunde gelten: Die  Übervölkerung des Planeten und deren anhaltend massives Wachstum lässt jeden partiellen Bevölkerungsrückgang, egal wo auf der Erde, als Glücksfall und Hoffnungsschimmer erscheinen.         

3.8.

"USA vor der Pleite gerettet". Die verkürzenden Schlagzeilen gestern und heute sind irreführend. Tatsächlich wurde mit dem Trick einer Anhebung der Schuldenobergrenze nur die sofortige Zahlungsunfähigkeit abgewendet.

Aufmerksam gemacht sei auch hier auf mögliche Übersetzungsverwirrungen beim Begriff "Billion". Das in den deutschsprachigen Medien benutzte Billion meint je 1000 Milliarden. Wenn das US-Schulden jetzt nach deutscher "14,3 auf 16,7 Billionen Dollar" angehoben wird, meint das von real 14300 auf 16700 Milliarden Dollar. Der angloamerikanische Sprachgebrauch ist anders: Dort bezeichnet Billion, was wir Milliarde nennen, und wird unsere Billion als "Trillion" bezeichnet. Wobei im umgangssprachlichen Englisch, im Unterschied zum Wissenschaftsenglisch, dem Vernehmen nach bisher gelegentlich gar nicht unterschieden wurde zwischen Billion und Trillion. Fürs normale Leben brauchte es eben keine Begriffe im vier- und fünfstelligen Milliardenbereich.

Die amerikanische Malaise macht im allgemeinen Disput über ausaufernde Staatsschulden einen zwar klassischen, aber in den letzten 25 Jahren ins Abseits geratenen Aspekt, wieder diskutabel:
Die US-Überschuldung rührt gerade nicht von einem ausgebauten Sozialsystem her. Ursächlich sind dort vor allem drei Faktoren:
1. unfassbar hohe Militärausgaben, seit Bush noch einmal gewaltig aufgebläht;
2. weitgehende Entlastung der Reichen und damit des Gros der amerikanischen Kapitaleinkünfte von Steuern.
3. das Finanzkapital ist in den USA vor staatlicher Reglementierung noch sicherer als in Europa. Mit entsprechenden, die Allgemeinheit belastenden Krisenfolgen.

                                          ***

Hinweis in eigener Sache und Bitte um Verständnis:
Es wird auch in den kommenden Wochen auf dieser Website neue Texte/Artikel nur in unterdurchschnittlicher Menge geben. Der Autor ist noch bis etwa Mitte September stark  mit Publikationsprojekten beschäftigt, die hier gar keinen Niederschlag finden oder erst zeitversetzt auftauchen können. Darunter die Endbearbeitung eines Bändchens zur Festung Ehrenbreitstein, das Schreiben einiger Kapitel über Kultur im Rahmen der Bundesgartenschau Koblenz für ein im Winter 2011/2012 erscheinendes BUGA-Buch, natürlich die weitere Vorproduktion von Teilen für die Reihe "Wissen"....            

                                          ***

Anschluss Juli:

30.7.
Zum Monatsende stand seit langem mal wieder ein klassisches Konzert auf dem Dienstplan: Im Rahmen des Festivals RheinVokal servierte das ChorWerk Ruhr in der Liebfrauenkirche Oberwesel u.a. Franz Liszts "via crusis".
Konzertbesprechung hier

Erschienen ist heute die Folge 12 der Reihe "Wissen"  (hier), in der es unter dem Titel "Die Welt wird aus eden Angeln gehoben" um die frühe Naturwissenschaft im alten Griechenland geht.


29.7.
"Da erschießt ein Antiislamist über siebzig junge Menschen, und Europa diskutiert daraufhin, ob es zuviel Muslime hat?"  

Mit diesem Ausdruck schier verzweifelten Kopfschüttelns reagiert der Politik-Chef der "Zeit" auf irrwitzige Erscheinungen, die vor allem außerhalb  Norwegens durch manche Kommentierung/Analyse des Breivik-Massaker geistern. Der Themenschwerpunkt "Nur ein Einzeltäter?" der aktuellen "Zeit"-Printausgabe (vom 28.7.) sei dringend zu Lektüre empfohlen. Einer der für die geistige Orientierung in dieser Frage vielleicht wertvollsten Aufsätze darunter lässt sich glücklicherweise auch im Netz nachlesen:
>> weblink "Der Mord an der Freiheit"


 
Wünsche Erhellung und Anregung bei der Lektüre
nebenstehender neuer Artikel (s. linke Spalte Startseite)
Andreas Pecht

2011-07 "Guten Tag allerseits"
im Monat Juli 2011


2011-06-30 "Guten Tag allerseits"
im Monat Juni 2011


 

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