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Geschrieben im November 2011:
Guten Tag allerseits,
 
29.11.

Jetzt bin ich beleidigt. Stoße da im Netz zufällig auf eine site namens "urlpulse", die websiten bewertet - und www.pecht.info auf einen Wert von 306,88 Euro schätzt. Auch wenn mein Webauftritt gewiss kein Massenmedium ist und ich ihn sowieso weder verkaufen noch sonst vermarkten will: Diesen Wert finde ich ein bisschen mickrig. Wie auch alle anderen Angaben bei "urlpulse" ziemlich mickrig, arg ominös und hinsichtlich der Fakten völlig daneben sind. 109 Seiten heißt es da, würde pecht.info umfassen. Wer mag kann händisch nachzählen (mir ist das zu anstrengend): Es dürften etwa zehn mal soviele sein. Weniger als 300 Besuche würde es pro Monat hier geben, heißt es. Laut Zählwerk meines Providers liegt schon die TÄGLICHE Einschaltquote weit über 300 (gestern 565, im November bisher 16134). Vollends absurd ist dann die Angabe, von meiner website würde auf lediglich vier andere sites verwiesen. Allein im monatlichen Premierenkalender stecken bereits 10 Links zu externen Internetseiten (siehe aktuelle Übersicht für Dezember 2012 hier). Was den Verdacht nahelegt, dass es sich bei diesem "urlpulse" möglicherweise um ein Würfelspiel unter besoffenen Computerprogrammen handelt, keinesfalls aber um irgendwie auf Realitäten bezogene Netzanalyse.
 

28.11.

Selbstredend: Das Ergebnis der Volksabstimmung in Baden-Württemberg zu Stuttgart 21geht mir gehörig gegen den Strich. Dennoch war das Referendum eine Sternstunde der Demokratie. Dazu ein paar Anmerkungen (hier)


27.11.

Lesestoff heute zu einem Koblenzer Lokalereignis. Nein, nicht die Evakuierung der halben Stadt am kommenden Sonntag wegen Entschärfung einer 1,4 bis 1,8 Tonnen schweren Luftmine aus dem letzten Weltkrieg. Vielmehr die Premiere von Folge 9 der Theaterserie "Zum Schängel" unter dem Titel "Die Zeitmaschinn" (sic!). Für auswärtige Leser sei erklärt: Diese Serie ist eine Art komisches Volkstheater-Brettl, in deren Zentrum zwei kauzige Typen stehen, Willi und Ernst. Ihres Zeichens Rentner und eingefleischte Schängel, also Echt-Kowelenzer. Die Typen (gespielt von zwei Schauspielern der jüngeren Generation) sind seit einigen Jahren örtlich Kult, ihr Theater ist Kult. Beide flimmerten sie während der Bundesgartenschau als komisch-skurrile "BUGA-Botschafter" über alle Regionalbildschirme und geisterten durch etliche Großveranstaltungen.
∇ Besprechung der Premiere "Die Zeitmaschinn" (hier)

Noch eine Info hierzu für ortsfremde Leser: Als "Schängel" bezeichnen sich alle in Koblenz geborenen Bürger der Rhein-Mosel-Stadt. Was ein bemerkenswertes Licht auf dieses Völkchen wirft. Denn der Begriff Schängel geht zurück auf Schang, und als Schang wurden im späten 18., frühen 19. Jahrhundert Kinder bezeichnet, die in Koblenz Ergebnis von Zweisamkeiten zwischen französischen Männern und deutschen Frauen waren. Franzosen gab's am Rhein-Mosel-Eck mehrfach reichlich, schließlich gehörte Koblenz von 1794 bis 1814 zu Frankreich, war sogar Departements-Hauptstadt. Jenes Schang ist die Übertragung des französischen Namens Jean in den mittelrheinischen Zungenschlag. Aus Schang wurde die Koseform Schängel - und also identifizieren sich heute die Koblenzer stolz mit einem Begriff, der von der Urbedeutung her Bankert, Kegel, uneheliches Kind meint. Chapeau!  


25.11.

Eben feierte eine rheinland-pfälzische Institution ihr 25-jähriges Bestehen, die beweist, dass kleine anspruchsvolle Events durchaus das Kulturleben eines Bundeslandes mitbeeinflussen können: die Landesstiftung Villa Musica. Klassische Kammermusik ist ihre zentrale Sparte seit Gründung 1986. Grob gerechnet gut 4000 Konzerte hat sie seither zwischen Südpfalz und Oberwesterwald veranstaltet; 140 bis 180 pro Saison – die auch erheblich dazu beigetragen haben, Burgen, Schlösser und andere historische Gebäude im Land kulturell zu beleben. Mit den Konzerten vor allem wird die Villa Musica öffentlich wahrgenommen. Aber ihr Daseinszweck erschöpft sich nicht in Konzertveranstaltung, sondern umfasst in gleichem Maße die Aus-, Fort- und Weiterbildung junger Musiker.
Eine Würdigung zum Jubiläum (hier)



24.11.

Herzliche Grüße von hier an die Demonstranten im Wendland: Haltet die Ohren steif! Denn es ist politisch völlig richtig, auch nach dem Beschluss zum Atomausstieg den Protestdruck gerade in der Endlagerfrage möglichst hoch zu halten. Auf dass nicht in Vergessenheit gerate, wie unverantwortlich die atomare Energiebewirtschaftung betrieben wurde/wird, und auf dass klar werde, dass die Bürger nicht geneigt sind, das weitere Prozedere des Ausstiegs/Umstiegs wieder folgsam den Politikern/Technokraten/Lobbyisten zu überlassen.

                                               *** 

Am Mittelrhein beschäftigt die Öffentlichkeit im Augenblick vor allem ein Thema: Bombenfunde im Rhein und die Evakuierung von Koblenz am übernächsten Sonntag (4.12.). Der infolge allgemeiner Trockenheit immer weiter sinkende Wasserpegel des Stroms legte dieser Tage bereits mehrere, nicht explodierte Bomben aus dem 2. Weltkrieg frei. Nach Gift- und Nebelfässern wurde soeben in Neuwied/Irrlich eine 10-Zentner-Sprengbombe entdeckt. Das größte Sorgenkind ist allerdings eine 1400 KG-Bombe im Flussgrundgeröll vor dem rechten Rheinufer im Stadtgebiet von Koblenz. Für die Entschärfung dieses gewaltigen Sprengkörpers am 4. Dezember müssen rund 45 000 Anwohner aus sieben Stadtteilen und dem Stadtkern von morgens 9 Uhr bis Spätnachmittag oder auch Abend/Nacht evakuiert werden. Sämtliche Wasser- , Straßen- und Schienenwege durch Koblenz werden gesperrt, darunter die Bundestraßen B9 und B42 sowie die Bundesbahn-Verbindungen beiderseits des Rheins. Deshalb Tip an auswärtige Leser, die am 4.12. auf Reisen gehen: Koblenz weiträumig umfahren und im Bahnverkehr allüberall Verspätungen einkalkulieren.
Weitere Infos: >> www.rhein-zeitung.de   

                                               ***

Heute eingestellt gleich zwei neue Folgen der Serie "Wissen":

∇ Folge 20: Eine neue Macht erwacht - die Liebe

Folge 21: Ein Mainzer Drucker verändert die Welt - Gutenberg

                                             ***

Man fragt mich nach Statements zum rechtsradikalen Terror und zu den jüngsten Entwicklungen der Euro-Finanzkrise. Ach je, was soll ich noch schreiben, das nicht schon geschrieben wäre, auch an dieser Stelle.

Was den Rechtsterror angeht, wundert mich vor allem die verbreitete Verwunderung und Entgeisterung darüber, dass es ihn gibt, und darüber, dass der Inlandsgeheimdienst im Kampf gegen Rechts völlig versagt. Beides ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Jeder, der sehen wollte, sah. Und die nichts sehen wollten, sahen halt auch nichts. Perfide allerdings jetzt die Kommentatoren, die staatliches Nichthandeln gegen Rechts dazu benutzen, um einmal mehr nach Verschärfung der "Sicherheitsgesetze" und Aufstockung der Machtbefugnisse ausgerechnet für jene einäugigen Behörden zu schreien.

Was die Finanzkrise angeht, genügt für den Augenblick schon, die Überschrift des Wirtschaftsaufmacher in  der neuen "Zeit" zu zitieren: "Pest oder Cholera - Mit der Krise wächst der Druck auf die Kanzlerin. Wohl schon bald wird sie zwischen zwei Übeln wählen müssen: Euro-Bonds zu akzeptieren oder die Notenpresse anzuwerfen"      


23.11.

Der Kapitalismus steht derzeit bis ins konservative Bürgertum hinein unter skeptischer bis ablehnender Beobachtung. So viel Nachdenken über Möglichkeiten, ihn zu "zivilisieren", so viel Grübeln über eventuelle Alternativen gab es lange nicht und erst recht nicht in solcher Breite. Zu diesem Themenkomplex heute zwei Artikel:

Erstens die Monatskolume/-glosse "Quergedanken" unter dem Titel "Dann geh doch rüber!" (hier);

zweitens eine Betrachtung anlässlich der diesjährigen Regionaltagung "Marienstätter Zukunftsgespräche", die anhand mehrerer konkreter Beispiele Möglichkeiten kooperativer und nachhaltiger Ökonomie zumindest auf regionaler und lokaler Ebene erörterte.  "Anderes Wirtschaften ist möglich" (hier)


21.11.

„Wir schämen uns für den Zeitgeist.“ Der knappe, aber intensiv nachschwingende Satz stammt aus einem Artikel im Journal der Rhein-Zeitung von diesem Wochenende. Dort beleuchtete Redakteurin Vera Müller, wie es der jungen Sarah H. als Kandidatin der SAT1-Show „Schwer verliebt“ ergangen ist. Besser gesagt: Wie das Fernsehen deren naive Hoffnung, aus der Kuppelshow ein Quäntchen Lebensglück mitzunehmen, ausnutzt und sie zur Lachnummer macht. Sarahs‘ Fall ist tragisch – aber kein Einzelfall. Er darf als Symptom gelten für eine Strömung in der multimedialen Gegenwart: Die Privatsphäre wird auf immer breiterer Front zum Gegenstand öffentlicher Zurschaustellung und Inszenierung.
Dazu ein kleines Essay unter dem Titel "Die Privatsphäre wird zu Markte getragen" (hier)


20.11.

Ein mit Arbeit dicht gefülltes Wochenende von Donnerstag bis Sonntagnachmittag, deren Ergebnisse hier aber erst über die nächsten Tage ihren Niederschlag finden können. In der Warteschleife stehen Artikel, auf denen noch Sperrfristen liegen. Etwa ein kleines Essay unter dem Arbeitstitel "Die Privatsphäre wird zu Markte getragen", das (im Rahmen eines mehrtätigen  Themenschwerpunkts der Rhein-Zeitung über die Erfahrungen einer jungen Frau als Kandidatin einer SAT1-Kuppelshow) neuere Zeitgeisttendenzen beleuchtet. Oder eine Betrachtung unter dem Arbeitstitel "Anderes Wirtschaften ist möglich" im Nachklang zu den Marienstätter Zukunftsgesprächen vom Wochenende über "Kooperative Ökonomie und Nachhaltigkeit".

An diese zweitägige Veranstaltung in der Zisterzienserabtei  Marienstatt schloss sich am gestrigen Abend der Besuch der "Clavigo"-Premiere am Theater Koblenz an. Die Inszenierung von Eva-Maria Baumeister wird manchem traditionellen Goethe-Verehrer nicht recht passen. Mir allerdings hat diese kleine, eigenwillige, durchdachte und reihum schön differenziert ausgespielte Arbeit gar nicht schlecht gefallen.
Zur Premierenkritik (hier)
        

15.11.

So erfreulich die Abservierung Berlusconis ist, so unerfreulich der Umstand, dass nicht das italienische Volk ihn in einem bewussten Akt zum Teufel gejagt hat. Vielmehr führte eine Verkettung von Umständen zu seinem Sturz, in deren Zentrum wirtschaftlicher Druck stand. In Italien übernehmen nun, wie in Griechenland auch, ganz offiziell Wirtschaftsexperten und Ex-Banker die Staatsgeschäfte.

                                               ***

Von einer „schönen“ Ausstellung zu sprechen, verbietet sich im  Fall "Schädelkult". Hochinteressant und faszinierend ist aber schon, was die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen unter diesem Titel noch bis Ende April präsentieren: Gut 300 menschliche Totenschädel und Kopfpräparate. Von sensationslüsternem Spiel mit dem Grusel kann keine Rede sein. Die Ausstellung erhellt vielmehr mit geziemender Sachlichkeit das Phänomem der Schädelkulte und führt erstmals den Nachweis, dass sie durch die gesamte Kulturgeschichte und auf allen Kontinenten praktiziert wurden.
Zur Ausstellungsbesprechung (hier)

                                                ***

∇ Folge 19 unserer Wissens-Serie (hier) befasst sich mit dem "seltsamen Ideal der hohen Minne", die ab dem 11. Jahrhundert ein bisschen Verfeinerung der Sitten in die rüden Gepflogenheiten auf westeuropäischen Burgen und Herrensitzen brachte.
 

11.11.

Eine Personalie aus der Zeitungsszene in Rheinland-Pfalz: Die Medien-Branchendienste vermelden, Joachim Türk werde zum Jahresende "auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen" die Rhein-Zeitung verlassen. Der Mittfünfziger war ein Urgewächs der in Koblenz herausgegebenen Regionalzeitung, quasi von Jugend an dabei. Er und Christian Lindner bildeten seit 2004 als gleichberechtigte Chefredakteure die redaktionelle Doppelspitze des Blattes.

                                                       ***

Der Kapitalismus zeigt in seiner jetzigen Entwicklungsphase deutliche Sympthome von Irrsinn. Jüngster Fall: Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat nach eigenem Bekunden "irrtümlich" die Kreditwürdigkeit Frankreichs abgewertet. Nach zwei Stunden wurde der Irrtum zwar eingeräumt und korrigiert, aber zwischenzeitlich waren die Werte französischer Staatsanleihen an den Börsen bereits auf die Rutsche gegangen.
Ist doch nicht zu fassen: Irgendein Depp in irgendeinem Agenturbüro drückt eine falsche Taste, Minuten später spielen "die Märkte" verrückt und gleich drauf ist Staatskrise angesagt.


07.11.

Es ist immer wieder hilfreich, wenn ein paar signifikante Fakten ins Gedächtnis gerufen werden, die einen Blick hinter den Augenschein erlauben, der sich in der öffentlichen Meinung festgesetzt hat. So jetzt die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Reallohnentwicklung in Deutschland. Das linker Neigungen unverdächtige DIW stellte fest: Das durchschnittliche Bruttoeinkommen lag anno 2005 bei 2087 Euro pro Monat, fünf Jahre später waren es nur noch 1941 Euro.

                                                ***

Eine der "Klimawandel-Panikmache" völlig unverdächtige Forschergruppe stellte in einer von der Öl- und Chemieindustrie finanzierten Umweltstudie fest: In den vergangenen 50 Jahren ist die Temperatur auf der Erde um 1 Grad angestiegen. Siehe dazu >> weblink spiegel online

                                               ***

In jüngste Folge unserer Serie "WIssen" geht es um
Mittelalterliche Städtebildung (hier)



06.11.

Es gibt eine eigentümliche Manier bei Teilen vor allem der jüngeren und mittleren Choreographen-Generation des zeitgenössischen Balletts. Einerseits ist das dramatische Handlungsballett bei ihnen weitgehend perdu; wogegen nichts einzuwenden ist. Andererseits aber scheinen sie der ästhetischen Anmutungkraft und/oder der Selbsterklärungskraft ihrer nun handlungslosen Kunst zu misstrauen. Weshalb sie gerne ihre Choreographien mit ausufernden bis verquasten philosophischen und psychologischen Erklärungen begleiten und/oder (vorgeblich) konzeptionell grundieren. Thoss (Wiesbaden) und Touzeau (Mainz) machen das bespielsweise mit nicht selten nerviger Hingabe.

Ich hatte schon immer ein Problem damit, wenn Stücke/Inszenierungen/Choreographien außerhalb der Bühne erklärt werden mussten, statt zuerst einmal sich selbst auf der Bühne zu erklären und dort ihren Selbstwert zu behaupten. Denn der Königsweg der Kunstrezeption ist m.E.: Im ersten Schritt begegnen sich, erobern sich wechselseitig oder stoßen sich ab, Kunst und Rezipient ganz unschuldig und unvorbelastet. Hernach können dann die Analytiker, Informierer, Interpreten, Wissenschaftler über Werk und Publikum herfallen, um die Türen zu weiteren Dimensionen jenseits der Primärwahrnehmung aufzustoßen.

Amüsant wird die o.g. Manier, wenn sie völlig überflüssig ist, weil  Ballettarbeiten so gut sind, dass sie problemlos für sich selbst einstehen können, oder aber wenn sie so verschwurbelt respektive schwach sind, dass auch tiefgründigste Erläuterungen sie nicht retten können. Beides begegnet uns beim neuen vierteiligen Abend "Tears on Sciptease" des ballettmainz  (Kritik hier).

                                       
***

Und noch einen Blick in die Ballettwelt:
Glückwunsch an Giuseppe Spota, der gestern mit dem Theaterpreis "Faust" des Deutschen Bühnenvereins als bester Tänzer für seine Leistung in der Wiesbadener Thoss-Choreographie "Blaubarts Geheimnis" ausgezeichnet wurde. Ebenfalls Glückwunsch an Stephan Thoss für die Nominierung dieser Arbeit in der Sparte beste Ballettchoreographie. Der "Blaubart" war in der Tat im Februar 2011 ein starker Tanzabend am Wiesbadener Staatstheater. Meine damalige Kritik zum Nachlesen (hier)

Wobei ich nicht verhehlen will: Noch lieber hätte ich die ebenfalls in der Tänzer-Kategorie nomierte Marlucia do Amaral als Preisträger gesehen. Die Prima in Martin Schläpfers heutiger Compagnie Düsseldorf/Dortmund hatte schon in Schläpfers Mainzer Zeit vielfach zum Niederknien beseelte und schöne Tanzleistungen von extremen Schwierigkeitsgraden gezeigt. 



04.11.

Es war nur ein kleiner Moment der Hoffnung, mit Papandreous Vorstoß für einen griechischen Volksentscheid über das "Euro-Rettungspaket" könne wenigstens mal ein Volk im großen Spiel der Märkte und/mit Regierungen seine Stimme erheben. Mag sein (oder inzwischen kommt es  mir wahrscheinlich vor), dass der Referendums-Plan für Papandreou nur taktisches Kalkül zwecks eigenem Machterhalt war. Bedauerlich, aber für Griechen, wie zu hören ist, wenig überraschend. Wie dem auch sei, es bleibt die faszinierende und unter demokratischen Gesichtspunkten eigentlich völlig vernünftige Idee, das Schicksal von Völkern und Staaten NICHT "den Märkten" und den von ihnen getriebenen Regierungen zu überlassen. Dass allein schon die simple Idee einer Einbindung des Volkes in die Entscheidungsprozesse die Börsen kochen und Europas hohe Politik im Verbund mit dem IWF panikartig schwerstes Geschütz gegen den Ideengeber auffahren lässt, ist bezeichnend.                                             

Nun bleiben die Herrschaften doch wieder unter sich und reisen in die altbekannte Richtung weiter: Fortschreitende Angleichung, ja Auslieferung der Staatspolitik und der Demokratie an die Systematik der Finanzwirtschaft. Aktuelle Eskalationstufe: EU und G20-Gipfel übergeben gleich das ganze Krisen-Kommando an den IWF, weil "der IWF an den Märkten großes Vertrauen genießt". (Wer ist der IWF? Bei genauerer Betrachtung seines vergangenen Tuns und seines derzeitigen Agierens: Ein zur Globalinstitution gewordenes Instrument, mit dessen Hilfe die  ungezügelten Marktwirtschaft als primärer Handlungszweck aller auf dem ganzen Planeten rigoros durchgesetzt wird). Marginale Regulierungspläne wurden in Cannes noch weiter marginalisiert und die Umsetzung der lachhaften Schrumpfpläne bis 2016 gestreckt. Da käme es schon fast einem Wunder gleich, würden jene Regierungen, die für die Einführung einer (lächerlich kleinen) Finanztransaktionssteuer sind, tun was nötig, richtig, vernünftig wäre: einfach damit anfangen. Ich wette darauf, dass beispielsweise Berlin sich erneut damit herausreden wird, eine solche Steuer mache nur Sinn, wenn alle Börsenplätze auf dieser Welt damit belegt werden. Will sagen: am Sanktnimmerleinstag.    


03.11.

Nachtrag 16.30 Uhr:
So schnell kann's gehen dieser Tage: Eben den u.g. Artikel fertig geschrieben und ins Netz gestellt, kommt die Nachricht herein, Papandreou habe von seinem angekündigten Volksentscheid in Griechenland wieder Abstand genommen. Ist er umgefallen? Dem Druck von Merkel, Sarkozy und Co. erlegen? Oder rechnet er sich mit nationaler Taktiererei (Notregierung, Übergangsregierung) bessere Chancen aus. Auf was? Allerhand Ungewissheiten in der Luft.

                                                  ***

Ohne weitere Vorbemerkung sei verwiesen auf den eben eingestellten analysierenden/kommentierenden Artikel 
∇ Euro-Krise: Zu Papandreous Plan für einen Volksentscheid in Griechenland


02.11.

Wunderlicher Zeitgeist: Europas Regierungen und Finanzklasse  empören sich darüber, dass in Griechenland der Souverän (das Volk, nicht die "Märkte") nach seiner Meinung gefragt werden soll.

Dazu
>>Kommentar Spiegel online: "Bravo, Herr Papandreu!"
>>Analyse telepolis: "Quo vadis, Graecia"
>>Kommentar Süddeutsche.de: "Gute Idee - falscher Zeitpunkt"
>>Analyse Zeit.de: "Huch, das Volk!"
>>Kommentar Neue Züricher Zeitung: "Papandreus riskanter         Einsatz


                                                ***

Und noch rasch vor der ersten Aufführung eingestellt den
Premierenkalender für den Monat November (hier)


                                               ***

Anschluss Oktober:

31.10.

Während der Autor übers Wochenende im Westerwald ein Ganztagesseminar zu Leben und Werk Shakespeares hielt, in Wiesbaden den neuen Ballettabend von Stephan Thoss mit zwiespältigen Gefühlen erlebte und anderntags in Bad Marienberg zum 20. Literarischen Quartett  der Marienberger Seminare antrat, fliegt der RLP-Landesregierung einmal mehr das Nürburgring-Disneyland um die Ohren, kriegt die Bundesregierungskoalition im eigenen Laden Probleme mit ihrem Mindestlohnschwenk und wird irgendwo auf Erden der siebenmilliardste Mensch geboren.

Dies und noch manches mehr drängelt sich auf den Hirnströmen. Staualarm. Was also tut der Autor? Er schreibt in Ruhe seine Kritik zum Wiesbadener Ballett "Magisches Kaleidoskop" (hier) und fragt sich hernach mal wieder, warum keiner auf ihn hört. Vor Jahren schon erging in Sachen Nürburgring seine Empfehlung: Rennstrecke wäre gut nebst drei, vier Festivals im jahr; Disneyland  hoch oben in der Eifel braucht kein Mensch; und im Winter ist ja sowieso von Natur aus tote Hose dort. Vor Jahren schon warnte er, die CDU werde auf ihrem Anpassungsweg an die Moderne von inneren Widersprüchen noch richtig gebeutelt. Und seit Jahren predigt er unablässig, dass die globale Übervölkerung im Verbund mit der Anarchie turbokapitalistischer Weltwirtschaftsordnung sich zum existenziellen Grundproblem der Menschheitszivilisation auswachsen wird. Alles Geschreibe für die Katz. Dann rutscht mir doch den Buckel runter!

 
Wünsche Erhellung und Anregung bei der Lektüre
nebenstehender neuer Artikel (s. linke Spalte Startseite)
Andreas Pecht

2011-10-31a "Guten Tag allerseits"
im Monat Oktober 2011


2011-09 "Guten Tag allerseits"
im Monat September



 

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