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2012-08-27a Feature:

Fünf Jahre Arp Museum Rolandseck – Kleiner Geburtstag wird selbstbewusst groß gefeiert


Vom Streitobjekt zum
angesehenen Ort der Künste


Gebäudeensemble Arp-Museum Rolandseck
Foto: Laura Padget / Arp-Museum

ape. Remagen-Rolandseck.
Damit kann man Oliver Kornhoff richtig nerven: Noch einmal herumbohren in den schwierigen Anfängen des Arp Museums Bahnhof Rolandseck bei Remagen. Die Aufbauphase der Kunsteinrichtung war nämlich überschattet von hässlichen Streitereien zwischen privatem Arp-Verein und Land Rheinland-Pfalz. „Alles Schnee von vorgestern“, erklärt mit Verve der heutige Direktor des am 27. September 2007 eröffneten Museums. Zurecht. Bei seinem Dienstantritt 2009 hatten Land und Arp-Verein sich bereits getrennt. Die ursprüngliche Absicht – gemeinsam das neue Museum mit Werken von Hans Arp (1886 – 1966) und Sophie Taeuber-Arp (1889 – 1943) bespielen zu wollen – hatte sich erledigt. Alleiniger Betreiber ist seither die Landesstiftung Arp Museum.

Lieber spricht Kornhoff über die erfolgreiche Entwicklung, die das Arp Museum in seiner erst kurzen Geschichte genommen hat. Am liebsten aber spricht er über die Kunst selbst und seine damit verbundenen konzeptionellen Strategien für die Museumsarbeit. „Wir wollen dem Haus ein unverwechselbares Gesicht geben. Es soll nicht Mausuleum sein, sondern als Museum ein lebendiger Ort der Auseinandersetzung“, formuliert der 43-Jährige. Ist das gelungen? Zuerst die   Zahlen der Fünfjahres-Bilanz: 42 Ausstellungen, 330 000 Besucher, 4000 Führungen, 600 museumspädagogische Angebote, Eingang von Kunstschenkungen und Dauerleihgaben im Wert von mehr als 3,5 Millionen Euro. Tote Hose geht anders. Obendrein fiel dem Museum 2008 ein Kunstschatz zu: Zum eigenen Sammlungsbestand von mehreren Hundert Arp-Werken gesellten sich als Dauerleihgabe 240 hochkarätige Gemälde der Kunstsammlung Rau für Unicef von Meistern des Mittelalters bis zur Moderne.

Wer über das Arp Museum redet, muss auch über dessen Gebäude reden: Unten am Rhein der klassizistische Bahnhof Rolandseck von 1858; dahinter im grünen Hang der helle, lichte Neubau des US-Modernearchitekten Richard Meier von 2007. Verbunden durch Tunnel und gläsernen Aufzug, gilt das Ensemble international als gelungene Melange aus historischem Baudenkmal, modernem Zubau und Landschaft. In Rheinland-Pfalz selbst brauchte es freilich ein Weilchen, bis diese Sichtweise sich gegen die landläufigen Einwände „zu teuer, zu groß, zu modern“ durchgesetzt hatte.

Neubau Arp-Museum von US-Architekt Richard Meier. Foto: Arp-MuseumMit dem Namen „Arp Museum“ verknüpft sich ein inhaltlicher Schwerpunkt. „Wer Arp sehen will, kommt zu uns“, sagt Kornhoff, „denn hier sind immer Werke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp ausgestellt.“ Aber eben nicht nur, und auch nicht als festgefügte Dauerpräsentation. Es gab
in den fünf Jahren mehrere      reine Arp-Ausstellungen. Dabei wurden allerdings unterschiedliche Oeuvre-Teile des Dada-Künstlers/Surrealisten und seiner Ehefrau wie künstlerischen Weggefährtin Sophie unter wechselnden Blickwinkeln betrachtet. So wichtig monographische Ausstellungen sind, um die Rezeption der Arp-Kunst zu befördern und den Wert der eigenen Sammlung zu verdeutlichen: Arp allein wäre kein dauerhaftes Erfolgsrezept für den Museumsbetrieb. Weshalb in Rolandseck auch andere Künstler der Moderne in Einzel- und Gruppenausstellungen zum Zuge kommen. Darunter waren seit 2007 Größen wie Anselm Kiefer, Daniel Spoerri, Jonathan Meese oder K.O. Götz.

Gerade dabei wird die konzeptionelle Besonderheit spürbar, der sich das Museum verpflichtet fühlt: Stets werden Bezüge zur Arp-Kunst hergestellt. „Bei Spoerri sieht man sehr gut die Geistesverwandtschaft zu Arp; Meese ist ohne Arp kaum verstehbar; für Götz war Arp von großer Bedeutung.“ Derart konkretisiert Kornhoff mit einigem Enthusiasmus die Linie seines Hauses, immer  auch Einflüsse Arps auf Künstler seiner Zeit und nachfolgende zu beleuchten. Mit diesem ganz eigenen Profil verbindet sich zugleich eine Hoffnung, die im Startjahr schon der damalige rheinland-pfälzische Kulturstaatsekretär und heutige Koblenzer OB Hofmann-Göttig hegte: Das Arp-Museum möge in der rheinischen Museumslandschaft ein ordentliches Wörtchen mitreden.

Ein ambitioniertes Unterfangen angesichts so gewichtiger Nachbarn wie Bundeskunsthalle und Kunstmuseum Bonn oder Wallraf-Richartz- und Ludwigmuseum Köln. Aber: „Das Interesse an unserer Arbeit und der Respekt dafür wächst“, freut sich Kornhoff. Es scheint, als funktioniere das Arp-Konzept. Hat man dieses einmal verstanden, fallen einem in Rolandseck Arp-Bezüge zuhauf   ins Auge. Und das nicht nur bei den Ausstellungen, sondern ebenso im übrigen Programm des „Mehrgattungshauses“. Den Begriff führt sein Direktor als Kennzeichnung einer Praxis ein, die an die Tradition des Bahnhofs Rolandseck als Begegnungsort der Künste anknüpft.

Im 19. Jahrhundert trafen sich hier Bildende Künstler, Musiker und Literaten. Uhland war hier, auch Nietzsche, Shaw, Apollinaire und die Brüder Grimm; Brahms, Liszt oder Clara Schumann. In den 1960ern wurde der beinahe zum Abriss freigegebene Bahnhof unter der Ägide des Kunstsammlers  Johannes Wasmuth wieder zum Kulturtreffpunkt: der greise Arp und sein Zeitgenosse Kokoschka stellten sich ein; Stefan Askenase, Yehudi Menuhin, Martha Agerich spielten; Martin Walser las...  Dieses Erbe wird heute im Arp Museum fortentwickelt. Zur Bildenden Kunst treten – teils in den Ausstellungen und/oder mit inhaltlichem Bezug dazu – Literaturlesungen, Performances und Konzerte, im Sommer mit dem Rolandseck-Festival gleich eine opulente, hochkarätige Kammermusikreihe.

„5 Jahre, 5 Wochen, 5 Sinne“: Unter diesem Motto feiert das Arp Museum an den fünf Sonntagen dieses Septembers seinen kleinen Geburtstag ganz groß. Riechen, fühlen, hören, sehen, schmecken –  gemäß der Arp'schen Dada-Manier überschreitet auch das Fest-Programm für jedermann lustvoll viele Grenzen. Höhepunkt ist am 30.9. die Eröffnung der Ausstellung „Richard Meier. Building as Art“ (bis 3.3.2013) über die Museumsbauten und Kompositionsprinzipien des Star-Architekten.       Andreas Pecht

Infos: >>www.arpmuseum.org



(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
35 Woche im Augst 2012)


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