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2012-12-19 Literaturtipps:


Gute Bücher zum Lesen und Schenken

 
ape. Gelesen wird das ganze Jahr über, doch Weihnachten ist Bücherzeit Nummer eins: Auch heuer wird das Buch wieder eines der beliebtesten Geschenke sein. Damit aus der Liebesgabe kein Verlegenheitskauf wird, nachfolgend ein halbes Dutzend aktueller Titel, die uns besonders gut gefallen haben. Selbst spät zündende Freunde guter Literatur können den einen oder anderen davon noch bis Weihnachten beschaffen, sofern sie sich heute oder morgen entscheiden. 
 

Der neue Ortheil

Ein Rheinländer mietet sich im sizilianischen Mandlica ein. Er macht dort, was ihm in der Kindheit als jüngstem zwischen vier Brüdern verwehrt war: unentwegt Fragen stellen. Für eine ethnologische Untersuchung befragt er Einheimische, die dem einfühlsamen „professore“ bald willig Auskunft geben, gar ihr Herz ausschütten. Hanns-Josef Ortheils jüngster Roman „Das Kind, das nicht fragte“ (Luchterhand, 428 S., 21,99 Euro) ist eine leise, fein gesponnene, romantische Geschichte über Annäherung, Öffnung, Vertrautwerden; auch über das Schöne von Langsamkeit und Schrulligkeit. Dass Ortheil erneut das eigene Kindheitstrauma mitthematisiert und sein Held wieder mal die interessanteste Frau erobert, war erwartbar, tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Walsers bravouröser Briefroman

Viele Kritiker gingen in die Knie vor Martin Walsers neuem Roman „Das dreizehnte Kapitel“ (Rowohlt, 271 S., 19,95 Euro). Die Superlative überschlugen sich, von einem der „schönsten, wahrsten und schmerzlichsten Kapitel der Literatur über die Liebe“ war gar die Rede. Man muss solch entfesselte Euphorie nicht teilen, um den Briefroman über zwei ältliche Liebende als Bravourstück gescheiter wie sinnlich aufgeladener Literarkorrespondenz genießen zu können. Zwei gebildete, gesittete Menschen, die nie zueinander kommen können, umgarnen sich schriftlich, dabei aus einem überquellenden Sprach- und Gefühlsschatz schöpfend.
 
Kirchhoffs Opus magnum der Liebe
 

Geht es bei Walser um die Unmöglichkeit der Liebe, so in Bodo Kirchhoffs „Die Liebe in groben Zügen“ (Frankfurter Verlagsanstalt, 670 S., 28 Euro) um deren Möglichkeiten – die jedoch mannigfachen Gefährdungen abzuringen sind. Ein wohlsituiertes Paar von heute erfährt zwischen Kennenlernen und Alter Freud, Lust, Leid, Mitleid. Der Roman spiegelt das in einer anderen, 800 Jahre älteren Liebesmöglichkeit: Franz von Assisi trifft die heilige Klara. Daraus webt Kirchhoff sein tiefsinniges, zartes wie brutales, bisweilen schmerzhaft offenherziges und doch auch tröstliches Opus magnum der Liebe.

Goetz' Schlachtfeld der vermeintlichen Eliten

Themenwechsel. Hin zu den Kämpfen in Deutschlands Konzernzentralen und einem Sittenbild der Akteure dort. Gezeichnet hat es Rainald Goetz mit „Johann Holtrop“ (Suhrkamp, 343 S., 19,95 Euro). Aber was heißt gezeichnet: Die Differenziertheit der Personalbetrachtung verdichtet sich in diesem Roman nachgerade zum Wutausbruch. Unterwegs vom Aufstieg zum Fall des Managers Holtrop durchstreift der Leser eine heutige Sphäre, die zum Fürchten ist: das Schlachtfeld der vermeintlichen Eliten.
 
Bales' Romanbiografie über den Maler Pitt Kreuzberg

Ein schönes Stück Regionalliteratur hat Ute Bales mit der teilfiktionalen Romanbiografie „Unter dem großen Himmel“ (Rhein-Mosel-Verlag, 520 S., 22,80 Euro) geschaffen. Erzählt wird die Geschichte des Pitt Kreuzberg, 1888 in Bad Neuenahr als Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie geboren. Pitt schlägt aus der Art, will partout Kunstmaler werden. Bales breitet mit einer bisweilen fast malerischen Sprache die wechselhafte Vita eines Mannes aus, der loszog, die Kunstwelt zu erobern, als Expressionist schließlich wieder in seiner Eifellandschaft und damit bei sich selbst ankam.

Kleinformatige Preziosen von Hans Sahl

Abschließend ein Tipp für Liebhaber kluger, feinsinniger Erzählungen und dezent pointierter Glossen. Mit dem jüngst erschienen Band „Der Mann, der sich selbst besuchte“ (Luchterhand, 410 S., 22,99 Euro) sind erstmals 100 dieser Kleinformate aus der Feder des Kritikers und Schriftstellers Hans Sahl (1902–1993) in gesammelter Form zugänglich. Ein wahres Schatzkästlein - wie die vorherigen drei Bände der Werkausgabe auch.                                                                        Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 19. Dezember 2012)


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