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Geschrieben im April 2012:
Guten Tag allerseits,
 
30. April 2012

Theatralisches Kontrastprogramm an diesem Wochenende:

Im Staatstheater Wiesbaden kam noch eben vor Beginn der alljährlichen Maifestspiele eine bemerkenswerte Produktion zeitgenössisch politischen Theaters auf die Bühne: Mark Ravenhills "Shoot / Get Treasure / Repeat"  konfrontiert in der Inszenierung von Hermann Schmidt-Rahmer das Publikum mit einem im Doppelsinn aufregenden Gemenge aus Fiktion und (vorgeblicher)  Realität zum Thema islamistischer Terror und westliche Paranoia. 

Zur Premierenkritik (hier)


Das Theater Koblenz servierte tags darauf seinem Publikum mit Cooneys Farce "Und ewig rauschen die Gelder" einen gesunden Lachabend. Eine besonders geistreiche Herausforderung ist das Stück nicht gerade. Aber hier von Andreas Lachnit als munter schnurrendes Verwechslungs- und Pointenmachinschen sehr ordentlich inszeniert sowie vom Ensemble typensaftig gespielt, lassen sich die zweieinhalb Stunden als durchaus schmackhafter Amüsiergang im Theatermenü vernaschen. 

Zur Premierenkritik (hier) 

 

26. April 2012

Unsere 40-teilige Serie "Wissen: Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte"  ist nun endlich komplett. Die zusätzlichen kleinen Infotexte, die bislang nur den Lesern der Rhein-Zeitung und des Trierischen Volksfreundes vergönnt waren, sind jetzt auch in die Publikation der Serie auf dieser website eingefügt. Ebenfalls eingerichtet habe ich die Links, die ein chronologisches Durchblättern der Serie von einem Teil zum nächsten ermöglichen. Die ganze Wissens-Reihe auf einen Blick:

Serie "Wissen":
Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte des Abendlandes. Eine Artikelserie in 40 Folgen (Inhaltsverzeichnis/Start)


                                                ***

"Löhne steigen wie lange nicht" heißt eine Überschrift heute in meiner Frühstückszeitung. Das entspricht dem Zungenschlag, der seit einiger Zeit durch die ganze deutsche Medienlandschaft trällert. Er war unlängst auch auf dem Felde der Rentenentwicklung zu hören.  Diese Nachricht ist zwar wahr, aber in ihrer faktischen und spachlichen Ausprägung ist sie nicht wahrhaftig. Es ist ein permanentes Ärgernis, dass die Kollegenschaft - wie Wirtschaft und Politik - überwiegend die nominellen Lohnerhöhungen zur Grundlage ihrer Bewertungen macht. Weshalb man immer wieder daran erinnern muss: Hinsichtlich der tatsächlichen Einkommensentwicklung der Menschen ist die Nominallohnentwicklung eine unbrauchbare Bewertungskategorie.

Wenn in diesem Jahr nominale Lohnerhöhungen um etwa 3 Prozent erstritten werden, bleibt davon real (nach Abzug der Inflationsrate) eine Steigerung von allenfalls 0,5 bis 0,7 Prozent. Progression und kalte Progression bei Steuern und Abgaben eingerechnet, ist es noch weniger. So, richtig, berechnet, erleben wir seit vielen Jahren in vielen Branchen reale Einkommenstagnation oder -senkung. Um bei einem Tarifabschluss mit zweijähriger Laufzeit auch nur Erhalt des bisherigen realen Lohnniveaus zu erreichen, müsste derzeit die nominelle Eröhung bei rund 5 Prozent liegen. Alles, was niedriger ist, bedeutet tatsächlich: reale Lohnsenkung oder Rentensenkung. Die Begriffe "steigen" oder "Steigerung" wären somit Irreführungen. Liebe Kollegen: Wo Ihr von Lohnentwicklung sprecht, gehört allemal der Faktor Reallohnentwicklung mit in die Betrachtung/Berichterstattung!

Ähnliches gilt übrigens auch für die Bewertung der Arbeitsmarktzahlen. Die Arbeitslosen- und Beschäftigtenziffern tendieren umso mehr in Richtung Unwahrhaftigkeit respektive Irrelevanz, je weniger dabei die Faktoren Leiharbeit, Zeitarbeit, Minijobs und staatliche Lohnbezuschussung berücksichtigt werden. Extrembeispiel zur Verdeutlichung: "Vollbeschäftigung" zu behaupten auf Basis prekärer Arbeitsverhältnisse wäre schlicht und ergreifend eine (Propaganda-)Lüge.    
   

24. April 2012

Und allweil weht der unstete Zeitgeist - in den letzten Jahren allerdings immer stärker in bloß noch eine Richtung: Fortschreitende Ökonomisierung aller Lebenssphären. Damit einher geht die Durchseuchung bald sämtlicher Gesellschaftsporen mit Marketingdenken und -methoden. Dieses Phänomen überwältigt auch die altehrwürdige Einrichtung der Pressekonferenz, macht sie vielfach quasi zu Verkaufsveranstaltungen oder Gesellschaftsempfängen. Gutes Thema für die Monatskolumne "Quergedanken". Passender Titel: "Aus dem Nähkästchen" (hier)   

                                                    ***

Es geht dem Mai entgegen, und damit dem Start des alljährlichen "Kultursommers Rheinland-Pfalz" . Das zentrale Auftakt-Wochenende wird für den jetzigen 21. Jahrgang in Frankenthal (4.-6. Mai) ausgerichtet.  Es folgen bis 3. Oktober landesweit rund 250 Veranstaltungen. Das Jahresmotto 2012 lautet "Gott und die Welt". Mehr zum Motto und diversen Aspekten des Landesfestivals in einem Vorbericht (hier) 

22. April 2012

Der Prozess gegen Anders Breivik hat weit über Norwegen hinaus Diskussionen über den Umgang des demokratischen Rechtsstaates mit einem Massenmörder ausgelöst. Schwierige und schmerzliche Fragen sind aufgeworfen. Sie werden überwiegend in angemessener Ernsthaftigkeit erörtert. Eindeutig richtige oder falsche Antworten sind in diesem Fall nicht immer möglich. Bewundernswert die Gefasstheit und ethisch hochstehende Entschlossenheit, mit der das Gros der norwegischen Gesellschaft sich von Breivik weder zu Rachegelüsten aufstacheln noch zur Abkehr von seinem rechtsstaatlichen Selbstverständnis provozieren zu lassen.
Dazu eine Betrachtung (hier)     


18. April 2012

"Wer Facebook, Twitter oder andere soziale Netzwerke nutzt, ist im Netz nicht wirklich frei. All diese Dienste können von den Betreibern jederzeit verändert, verkauft, zensiert, geschlossen werden. Wer wirklich frei im Internet veröffentlichen will, braucht eine eigene Website."  So leitet Sascha Lobo die jüngste Ausgabe seiner Kolumne auf Spiegel-online ein (>> weblink zum ganzen Text).  Bedenkenswerte Argumente werden da vorgetragen, beispielsweise auch über den Unterschied zwischen "Netzkonsumenten" und "mündigen Digitalbürgern" oder zwischen Zuckerman-Beschränktheiten auf Facebook und der Freiheit eigener websites.

Eine Frage drängt sich bei Letzerem allerdings auf: Ist nicht auch die eigene website letztlich abhängig von Servern und Netzverbindungen der Provider. Was, wenn Telekom oder 1+1 oder bei wem sonst man seine site liegen/laufen hat, einem aus irgendwelchen Gründen plötzlich den Saft abdreht? Was, wenn sich die Anbieter zusammentun (oder vom Staat gezwungen werden), um irgendeiner bewegung den Garaus zu machen. Findet nicht die Freiheit der websites in dieser Abhängigkeit von hierzulande privatwirtschaftlichen anderwärts staatlichen Dienst-/Netzbetreibern ihre Grenzen? Im hiesigen Alltagsbetrieb mag das zurzeit in der Regel keine Rolle spielen. Aber in autoritären Staaten oder bei restriktiven Rechtsentwicklungen oder in politischen Unruhephasen sieht das doch gleich ganz anders aus. Frage: Wer hat die Macht über Server, Steckdosen, Schaltzentralen, Knotenpunkte, Satelliten- und Kabelverbindungen des Internet? Wer hat die Macht vielleicht nicht im Netz, aber in letzter Konsequenz über das Netz? Ist die Freiheit im Internet nicht eher sowas wie die Freiheit kleiner Fische in einem großen Aquarium? Wenn die Oberherren von außen mit dem Köcher kommen oder gar den Stöpsel ziehen....
      

16. April 2012

Nachtrag am Abend:
Die etablierten Parteien rätseln über den Erfolg der Piratenpartei. Zwecks Klärung des Rästels sollten sie einfach mal in den Spiegel schauen. Dort springt sie jetzt das Ansinnen von Union, Sozis und Liberalen an, im Bundestag das Rederecht für Abweichler zu beschneiden bzw. der Willkür der Fraktionsvorstände zu unterwerfen. Es ist nicht zuletzt diese Art von selbstherrlichem Verständnis der Demokratie als Instrument der Parteiapparatschiks, das den Humus bildet für außerparlamentarische Bürgerbewegungen und ein Phänomen wie die Piratenpartei.
Leseempfehlung zum Thema: >>Heribert Prantls Kommentar in der Süddeutschen Zeitung  

                                             ***

25 Minuten nur dauert „Indigo Rose“, 1998 von Jiri Kylián fürs Netherlands Dans Theater choreographiert. Für Liebhaber zeitgenössischen Tanzes sind das 25 beglückende Minuten. Das ballettmainz stellt mit seiner aktuellen Realisation unter Beweis, dass es über die tänzerisch beste Compagnie in Rheinland-Pfalz verfügt. So hinreißend dieser erste Teil des neuen Ballettabends  am Mainzer Staatstheater ausfällt, so befremdlich einmal mehr die anschließende Choreographie „360º“ des Mainzer Tanzchefs Pascal Touzeau. Zur Premierenkritik (hier)

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Was den Umgang mit politischen, religiösen, kulturellen Minderheiten angeht, macht sich in Deutschland inzwischen eine beunruhigende Neigung zu Hysterie breit. Einer Hysterie, die dem Geist einer offenen, toleranten Demokratie und auch dem Sinn des Grundgesetzes tendenziell zuwiderläuft. Salafisten verteilen Korane. Na und? Das ist durch die grundgesetzliche Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit ebenso gedeckt wie die Verteilung von Bibeln durch Christensekten. Aber die Salafisten streben die Errichtung eines Kalifats an. Na und? Christfundamentalisten streben nach einem Staat, in dem  die wörtliche Auslegung der Bibel oberste Handlungsanleitung ist. Lasst sie streben, lasst sie beten - solange sie keine Straftaten begehen, ist das ihr gutes Recht. Gedanken und Worte sind frei, auch wenn Obskures gedacht wird und Blödsinn geredet.

                                            ***

Er wird jüngst wieder vermehrt bemüht, der Spruch: "Deutschland ist ein christlich geprägtes Land." In der zumeist gemeinten, auf Hegemonie christlicher Kultur zielenden, Ausschließlichkeit ist dieser Satz aber falsch! Richtig könnte er höchstens lauten: "Deutschland ist ein nicht zuletzt christlich geprägtes Land." Denn wer ernsthaft hinschaut und nachdenkt, der findet auch eine Reihe wesentlicher nichtchristlicher Prägungen unseres Gemeinwesens. Etwa: das animistische und das altgermanische Erbe, beides noch immer präsent zB im Volksbrauchtum; das griechisch-römische Antikenerbe; das jüdische Erbe. Und schließlich die massive Prägung durch das (religionsskeptische) Erbe der europäischen Aufklärung. Zu diesem Thema sei mal wieder auf meinen Aufsatz aus dem Jahr 2005 hingewiesen
 Das Erbe der Aufklärung ist in Gefahr (hier)


14. April 2012

Zum 100. Jahrestag der Katastrophe: "Titanic"-Untergang auf allen Kanälen. Die Rhein-Zeitung widmet dem Ereignis ihr gesamtes Wochenend-Journal. Die Redaktion hatte mich gebeten, dazu ein kleines Essay beizusteuern, das der Frage nachgeht: Woher rührt das eigentümliche Phänomen, dass ein solches Unglück mindestens ebenso sehr fasziniert wie entsetzt? 

2012-04-14 Essay: Die seltsame Lust an der Katastrophe (hier)


11. April 2012

Es war ein langer Weg bis zum jetzigen Abschluss der Serie "Wissen - Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte".
40 Folgen plus Prolog und Epilog sind es geworden, beginnend bei den zivilisatorischen Anfängen im Neolithikum, endend im frühen 20. Jahrhundert bei Albert Einstein. Neben der Veröffentlichung auf dieser website, wurde die Serie im Wochenrhythmus vom "Trierischen Volksfreund" publiziert; bei der "Rhein-Zeitung" dauert der Abdruck in loser Folge noch an.
Die letzten Teile der Serie finden Sie hier:

2012-04-11a Serie "Wissen":
Epilog/Nachwort: Wir stecken mitten drin in der Geschichte


2012-04-11 Serie "Wissen":
Folge 40: Neues Verständnis vom Universum. Planck und Einstein


Als die Marienberger Seminare 2005 mit der Vorlesungreihe begannen, auf der die Wissens-Serie basiert, standen sie damit noch ziemlich allein auf weiter Flur. Zwar hatten historische Themen  auch im Volksbildungsbereich ihre Tradition, doch die populäre  Aufbreitung von Geschichte in systematischer Reihenform  war noch nicht sonderlich verbreitet. Ähnlich die Lage in den Medien, wo kultur- und wissenschaftshistorische Themensendeungen/-artikel erst in jüngsten Jahren zum publizistischen Großtrend geworden sind. Vor allem für den Bereich der deutschen Regionalzeitungen ist eine grundlegende historische Artikelserie im Umfang der unsrigen nach wie vor eher selten.

Ein Zuckerschlecken war es nicht, die mündlichen 80-Minuten- Vorträge diverser Referenten auf das für die Zeitung notwendige Maß zu reduzieren und in lesbare, möglichst allgemeinverständliche Artikel zu verwandeln. Kollegin Andrea Mertes und ich haben während der uns rund ein Jahr begleitenden Arbeit allerhand Schweiß vergossen und nicht selten mit den Zähnen geknirscht. Verglichen mit den Möglichkeiten der Rundfunk- und Fernsehanstalten oder großer überregionaler Verlage standen den Marienberger Seminaren und uns nur sehr bescheidene Mittel und Möglichkeiten zur Verfügung. Die Serie ist m.E. dennoch ein recht ordentlicher Beitrag zur Allgemeinbildungspflege der breiten Bevölkerung geworden.        

9. April 2102

Rauchverbot im Freien: Die bayerische Regierung hat jetzt auf Binnenpassagierschiffen, die vom Freistaat betrieben werden, das Rauchen auch auf den Freiluftdecks verboten. Als nächstes sind  vermutlich von der Öffentlichen Hand betriebenen Freibäder, Schlossgärten, Parks dran. Hernach folgt - wetten, dass - ein allmählich generelles Rauchverbot für den öffentlichen Raum, für Plätze, Gehwege und Straßen ebenso wie für Straßencafés und Biergärten. Nichtraucherschutz ist ein gute Sache, aber die Ausdehnung des Rauchverbots aufs Freie hat damit erkennbar gar nichts mehr zu tun. Das ist eine ideologisch motivierte Säuberungskampagne, reine Benimmdiktatur.
         

7. April 2012

Das Schauspiel "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams ist längst ein Klassiker. Und bittere Familien-Sezierungen hat es seit dessen Uraufführung 1955  von vielen Autoren auf allen Bühnen gegeben. Ein durchgenudeltes, abgestandenes Thema? Die Wirkung des Stückes jetzt am Staatstheater Mainz spricht dagegen.
Zur Premierenkritik hier

                                 
    ***

Das drittes Orchesterkonzert im Koblenzer Görreshaus fand diesmal ausnahmsweise am Karrfeitag statt. Zu diesem christlichen Feiertag passend, gab es ein besonderes Programm: "Sieben letzte Worte" der Gegenwartskomponistin Sofia Gubaidulina und "Sieben letzte Worte unseres Erlösers am Kreuz" in einer sinfonischen Fassung von Joseph Haydn. Dazu hielt ich einen Einführungsvortrag, dessen Manuskript wie üblich an dieser Stelle dokumentiert wird. Zum Vortragstext hier

                                             ***

Es wird leserseits gefragt nach meiner Stellungnahme zu Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss" und der Auseinandersetzung darum. Ich verspüre allerdings wenig Neigung, mich an der Schnellschuss-Betankung der Aufregungs-  und Skandalisierungsmachinerie zu beteiligen. Eine knappe Anmerkung muss deshalb, vorerst, genügen:

Es lässt sich mühelos allerhand aus dem Grass-Text herauslesen, über das man streiten könnte. Eines indes lässt sich m.E. nur mit allerhand gezielter Bemühtheit hineinquetschen: Antisemitismus. Dessen hässliche Fratze kann ich auch nach mehrfacher Lektüre des Gedichts darin nicht erkennen. Vermutlich gelingt das nur Zeitgenossen, die - vordergründig oder unterschwellig - nach wie vor Kritik an jedweder Politik des Staates Israel per se für Antisemitismus halten beziehungsweise diesen Vorwurf als wohlfeiles Mittel benutzen, solche Kritik vom Tisch zu fegen. Diese Position/Methode kann weder im internationalen noch im besonderen deutsch-israelischen Diskurs goutiert werden. Zumal sie auch weit zurückfällt hinter den Usus der kritisch-liberalen Öffentlichkeit in Israel selbst.

Zur Lektüre empfohlen sei der Debattenbeitrag von Jakob Augstein jetzt auf spiegel-online (>>weblink). Nicht, dass ich ihm  rundum beipflichten würde. Aber Augsteins Betrachtung ist augenblicklich eine der wenigen Stimmen im Chor der  Leitmedien, die sich nicht dem allgemeinen Druck zur Parteilichkeit im Gut-Böse-Schema der Iran/Israel-Frage unterwirft. Denn nach meinem Dafürhalten ist die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion in dieser Frage seit Monaten in einer Art propagandistisch verseucht, wie sie für die populistisch  emotionalisierte, jede vernünftige Analyse ausschließende Polarisierung in  Kriegsvorbereitungszeiten typisch ist: "Wir" (Israel, Deutschland, der Westen) sind die Unschuldigen, Guten, Edlen; die "anderen" (Achse des Bösen mit Iran an der Spitze) sind Kriegstreiber und Teufel, denen jede Übeltat zuzutrauen ist.  

In solch einer eskalierenden Stimmung werden traditionell nachdenklich wägende, mäßigende, versöhnliche, neutrale oder gar die Tugendhaftigkeit der "eigenen Seite" und die angenommene Bösartigkeit "des Feindes" relativierende Äußerungen als Schwachsinn oder Verrat und Feindpropaganda inkriminiert. Die perfide Logik des Krieges hat Einzug gehalten ins Geistesleben. Eben das war schon vor Grass' Einlassung  unerträglich am öffentlichen Diskurs über die Iran/Israel-Frage und die darob sich verschärfende Gefahr tatsächlichen Krieges.    
       

4. April 2012

Die gute Nachricht an diesem Vormittag:  Bundesverwaltungsgericht verhängt dauerhaftes Nachtflugverbot für Frankfurter Flughafen.
Bevor nun die Leute mit dem vermeintlich großen Draufblick wieder über angeblich wirtschaftsschädliche und fortschrittsfeindliche Borniertheit egoistischer Anwohner lamentieren, ein Tip: Es könnte für diese und ähnliche Fälle überaus nützlich sein, wenn die Diskutanten sich vorab jeweils einfach mal vorstellen würden, sie wären Betroffene. Jeder möge sich, ehe er den Mund auftut, mal in die Situation denken, ihm würden im Fünf-Minuten-Takt Flugzeuge im Tiefflug übers Haus donnern.  Oder ihm würde eine Autobahn, eine Schnelleisenbahn, eine Hochspannungstrasse, ein Bahnhof, ein Kraftwerk, eine Müllbverbrennungsanlage, ein Windpark, ein Atomendlager... vor die Haustür oder in die nächste Nachbarschaft gesetzt (was ja auch jederzeit fast jedem passieren kann). Die Dinge sehen nämlich im konkreten Betroffenenfall ganz anders aus als in der distanziert-abstrakten Betrachtung nicht unmittelbar Betroffener.

"Der Fortschritt" steht gerade in unserem so dicht besiedelten (und auch schrecklich zersiedelten) Land vor einer neuen, großen  Herausforderung: Kluge, intelligente - und nötigenfalls auch weniger profitable - Lösungen zu finden, die technologisch/wirtschaftliche Entwicklung und  die Lebensqualität-Interessen der Menschen unter einen Hut bringen. Die Zeit, da Mensch und Natur der (industrialistischen) Fortschrittswalze entweder zu weichen oder sich ihr bedingungslos anzupassen/zu beugen hatten, sollte allmählich vorbei sein.

                                                ***

Heute nun die vorletzte Folge der Serie "Wissen", in der es um den Beginn systematischer wissenschaftlicher Forschung über die Macht des Unbewussten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geht. Folge 39:"Sigmund Freud und die Psychoanalyse" (hier)  
  

3. April 2012

Die Diskussion um Haftbefehle der Schweiz gegen deutsche Steuerfahnder trägt teils absurde, teils wohl auch gewollt hysterische Züge. Nichts läge mir ferner, als die schweizerische Steueroasenpolitik verteidigen zu wollen. Dennoch muss hier an das simple Rechtsprinzip erinnert werden, ohne  das ein internationales Miteinander souveräner Staaten kaum möglich wäre:  Wer andere Länder besucht, wer in anderen Ländern Geschäfte macht oder sonstige Aktivitäten unternimmt, hat sich an die geltenden Gesetze dieser Länder zu halten. Wer das nicht tut, muss mit Strafverfolgung durch die dortigen Behörden rechnen, selbst wenn daheim im Mutterland ganz andere Gesetze gelten sollten.

Wir würden es uns gehörig verbitten und zurecht als Straftaten verfolgen, wenn iranische, russische oder chinesische Vollzugskräfte auf Grundlage ihrer jeweiligen Rechtsordnung etwa gegen in Deutschland lebende Exilanten vorgingen.

Die Frage des Umgangs mit deutschen Steuerflüchtlingen in der Schweiz ist vorderhand ein bilateral staatspolitisches Problem. Die beiden Staaten müssen sich politisch einigen, müssen zwischenstaatliche Abkommen aushandeln, die anschließend zu Änderungen nationaler Gesetze führen - in der Schweiz etwa zu einer Änderung des Bankengesetzes.  Aber auch dann würden deutsche Fahnder nicht nach Belieben hemdsärmelig in schweizerischen Angelegenheiten herumfuhrwerken können, sondern sich um Amtshilfe der  dortigen Behörden bemühen müssen.

                                      ***


Anschluss März 2012


29. März 2012

Vom Gummistiefel bis zur Glühbirne: Das 19. Jahrhundert war ein Zeitalter der Erfindungen. Aus der Vielzahl der Entdecker und Entwickler ragen Namen heraus wie James Watt, Werner von Siemens oder Thomas Edison. Einigen von ihnen, Edison vor allem, ist Folge 38 der Wissens-Serie (hier) gewidmet.

Ein Leser schrieb, er fände es schade, dass ich hier nur die Haupttexte der Serie dokumentiere, die im Zeitungsabdruck  zusätzlich enthaltenen zwei ergänzenden Kurztexte je Folge aber  weglasse. Ein berechtigter Einwand. Ich war anfangs dem Gedanken gefolgt, auf der website nur jene Textteile der Serie abbilden zu wollen, die unmittelbar aus der Vorlesungsreihe der Marienberger Akademie abgeleitet sind. Ein unsinniger Gedanke, wie ich heute einsehe - weshalb demnächst, wenn etwas Zeit ist, die von Kollegin Andrea Mertes und mir in eigener Verantwortung bei der Zeitungspublikation anfügten Kurztexte auch hier nachgetragen werden. 


 
Wünsche Erhellung und Anregung bei der Lektüre
nebenstehender neuer Artikel (s. linke Spalte Startseite)
Andreas Pecht


2012-03-31 "Guten Tag allerseits"
im Monat März 2012


2012-02-29b "Guten Tag allerseits"
im Monat Februar 2012


 

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