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2013-02-19a Feature/Vorbericht:

„Leinen los“ beim Kultursommer Rheinland-Pfalz


Das Landesfestival motiviert zwischen Mai und Oktober 2013 zu „Eurovisionen“



ape. Rheinland-Pfalz. Mehr als 200 Projekte mit bis zu 1500 Einzelveranstaltungen, quer durch alle Kultursparten, verteilt übers gesamte Rheinland-Pfalz, im Mai beginnend und im Oktober endend: Diese Ansage signalisiert dem kulturinteressierten Publikum zwischen Südpfalz und Oberwesterwald seit 1992 jedes Jahr aufs Neue: der „Kultursommer Rheinland-Pfalz“ kommt. 2013 steht er unter dem Jahresmotto „Eurovisionen“ und startet am Wochenende 3. bis 5. Mai  mit einem spartenübergreifenden  Kulturfest für alle Altersklassen in Lahnstein.

 
In den Medien wird der vom gleichnamigen Verein (siehe  Anmerkung am Textende) in Mainz getragene „Kultursommer“ gerne als  „Landesfestival“ bezeichnet, obwohl der Begriff an seinem Wesen etwas vorbeigeht. Denn das Festival ist gar keines im gewöhnlichen Wortsinn. Der Verein –  eine Einrichtung des Landes, dem der/die Kulturminister/in (derzeit Doris Ahnen) qua  Amt vorsteht – legt nur einige Veranstaltungen selbst auf. Ansonsten ist der „Kultursommer“ unter Leitung von Jürgen Hardeck Partner, Unterstützer, Ideengeber, Anschieber, Netzwerker, Finanzförderer, Dachmarke. Kurzum: Er ist Ermöglicher an der Seite diverser kultureller Institutionen und Initiativen in ganz Rheinland-Pfalz.

Gäbe es die Partnerschaften mit veranstaltenden Vereinen, Verbänden, Einrichtungen der öffentlichen Kunstpflege und der freien Kulturszene nicht, es gäbe auch keinen „Kultursommer“ in der bekannten Art. Das gilt allerdings auch und gerade umgekehrt: Ohne die Impulse und die finanzielle Förderung durch den „Kultursommer“ würde manch vertrautes Sommerereignis gar nicht, nicht mehr oder in nur unscheinbarerer Form existieren. Das sommerliche Kulturleben in Rheinland-Pfalz wäre um einiges ärmer, wenn wegfiele, was der „Kultursommer“ seit 1992 angestoßen, motiviert, mit 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Jahr finanziell gestützt hat und auch heuer wieder stützt.

Ein wichtiger inhaltlicher Impuls an Veranstalter und Kulturschaffende ist das alljährlich im Vorfeld  ausgegebene Saison-Motto. 2012 hieß es „Gott und die Welt“ und motivierte eine Fülle von Veranstaltungen, die sich mit Kultur/Kulturgeschichte im kirchlichen Raum ebenso befasste wie mit religionskritischen Diskursen. In den Jahren davor gab es Motti wie „Natürlich Kultur“, „Cool Britannia“, „Arbeitswelten – Lebenswelten“ oder „Rebellen, Reformer, Revolutionäre“.

2013 nun also „Eurovisionen“. Vor dem Hintergrund der europäischen Dauerkrise und zugleich des 50. Geburtstages des Élysée-Vertrages ist das ein brandaktueller Themenkomplex, in dem sich  Hoffnungen und Sorgen bündeln. Ein Thema auch, das für die Großregion SaarLorLux/Rheinland-Pfalz/Wallonie von spezieller, weil geradezu alltäglicher Nachbarschaftsbedeutung ist. Der Blick auf die Landkarte verdeutlicht: Rheinland-Pfalz ist in ein Flussnetz eingebunden, das schon von Alters her europäische Dimensionen aufweist. Rhein, Mosel, Saar, dazu Main, Lahn, Nahe, Sieg, Ahr und andere –  Flüsse sind vielfach das Siedlungsräume, Regionen und Länder verbindende Element.

Weshalb den Flüssen im Kultursommerprogramm große Bedeutung zukommt, seit jeher und 2013 auf besondere Weise. Da wären einerseits etwa die seit Jahren im Norden von Rheinland-Pfalz etablierten großen Konzertreihen, die kulturrhistorisch interessante Locations entlang der Flüsse bespielen: Mosel Musik Festival, Mittelrhein Musik Festival oder RheinVocal. Wie das Musikfestival „Euroklassik“ im Raum Pirmasens/Zweibrücken oder die Kultursommer-Reihe „Via Mediaeval“ für Alte Musik in romanischen Bauten der Pfalz setzen sie in diesem Jahr Schwerpunkte auf die europäische Musikkultur.

Da wäre 2013 eine flussgebundene Programmbesonderheit: Im Rahmen des Kultursommers fahren drei Binnenschiffe, die kulturell bespielt werden, diverse Stationen in der Großregion an. Die „Cassius Carl“, ein großes Frachter mit Heimathafen Mainz, wird zum Kultur-Schiff umgerüstet und läuft mit dem Kultursommer-Start am 3. Mai in Lahnstein aus zu einer Fahrt über Trier und Schengen nach Metz. Das Schiff soll an die Anfänge des modernen Europa aus der Montanunion erinnern und wird an allen Anlegestellen Zentrum vielfarbiger Kulturfeste sein.

Zweites Element der Kultursommerflotte ist das Saarbrücker Theaterschiff „Maria Helena“. Das Gefährt macht sich mit einer amüsant-witzigen Performance des rheinland-pfälzischen Chapiteau-Theaters an Bord von der saarländischen Landeshauptstadt aus auf eine Reise über Saar und Mosel bis nach Koblenz. Das dritte Schiff schließlich kommt aus Holland den Rhein herauf, durchquert NRW, um am 2. Juli zur Eröffnung der Koblenzer Universitätsmusiktage am Rhein-Mosel-Eck unter anderem eine Produktion der Uni Utrecht von Richard Wagners „Rheingold“ anzulanden.

Bei Redaktionsschluss für diesen Artikel strömten im Mainzer Kultursommerbüro gerade die letzten Meldungen für das diesjährige Programm zusammen. Kulturministerin Doris Ahnen stellt es in seiner opulenten Gesamtheit Mitte März der Presse vor. Dann wird man Weiteres erfahren beispielsweise über das Open-Air-Festival „Summer in the City“ mit Elton John und Sting am Mainzer Rheinufer,  über das Krimifestival „Tatort Eifel“ im rheinland-pfälzischen hohen Norden, über das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen, über eine Nachinszenierung des Blücher'schen Rheinübergangs vor 200 Jahren bei Kaub....

Wenn der „Eurovisionen“-Kultursommer erfüllt, was die Initiatoren sich wünschen, wird nachher bei vielen Menschen das Bewusstsein über die Zusammengehörigkeit der europäischen Kulturvielfalt gestärkt sein. Verbunden mit dem dringenden Wunsch, dass aus dem von Bürokraten, Lobbyisten und Nationalinteressen zerzausten Europa ein europäische Gemeinschaft der Bürger werde.                                                          Andreas Pecht


Mehr Infos zum Gesamtprogramm demnächst unter >>www.kultursommer.de

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Nachgetragene Anmerkung: Wie dem Autor erst nach Redaktionsschluss für diesen Artikel bekannt wurde, hat sich der Kultursommer-Verein per Mitgliederbeschluss zum Jahreswechsel aufgelöst und ist das Kultursommer-Team mitsamt den bisherigen Aufgaben als eigenständige Abteilung in die Stiftung Kultur des Landes Rheinland-Pfalz eingegliedert worden. (ape)

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