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2013-07-28a Sachbuch-Besprechung:

Kommunikationsdesigner Tom Moog entwickelt lebensnahe Universaltheorie guter Gestaltung

Die Kunst beginnt mit
Sortieren und Ordnen

 
ape. 20 Jahre habe er an seinem Buch gearbeitet, sagt der 1950 in Trier geborenen, heute in Nauort/Westerwald ansässigen Tom Moog. Mithin  hat es den Gestalter, Kommunikationsdesigner, Werbeberater das halbe Berufsleben hindurch begleitet. Als Arbeit neben der Arbeit und systematisches Nachdenken darüber. Unter dem Titel „Ordnung. Kontrast. Reduktion.“ ist es jetzt erschienen und verspricht im Untertitel „Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung“.

 
Mit nur 173 Seiten, einem kontrastreich wie stimmig Text und Bild kombinierenden Layout sowie einer pointierten klaren Sprache ist das Buch selbst exemplarisches Ergebnis von Moogs „Universaltheorie guter Gestaltung“. Diesen hohen Anspruch formuliert der Klappentext nicht ohne Grund. Denn der Autor entwickelt ein System, das sich auf jedes anspruchsvolle Gestalten anwenden lässt, sei es in den Künsten oder der Werbung. Der Witz dabei ist: Das Buch führt unzählige Beispiele dafür an, dass die Trias Ordnung, Kontrast, Reduktion in der gestalterischen Praxis de facto schon seit der Antike angewendet wird.

Wer sich an diesen Prinzipien orientiert, befindet sich, so Moog,  auf sicherem Weg zu guter Gestaltung. Egal ob Graphiker, Designer oder Architekt, ob Fotograf, Maler, Musiker oder Dichter. Jeder Kreative muss während des Schaffensprozesses Ordnung in seinen Stoff bringen. Kunst impliziert Ordnung. Ordnung gliedert, sortiert, strukturiert, schafft erste Form. Moog weiß um die subjektive Abneigung vieler Künstler gegen das Ordnungsprinzip. Er weiß und belegt aber auch, wie sehr Raster, Module, Maßeinheiten, Ton- und Farbsysteme, Proportionen den Alltag und die Künste prägen – künstlerische Form überhaupt erst ermöglichen.

Auf die Ebene der Ordnung folgt die des Kontrastes. Laut/leise, hell/dunkel, warm/kalt, global/lokal, alt/neu/, These/Antithese, Bild/Text etc.: Der Kontrast ist das „Spannung-gebende Element, macht eine Komposition würzig und interessant“. Was zuvor geordnet, sortiert wurde, lässt sich nun zu interessanten Gegensätzen kombinieren – die sich gegenseitig verstärken. Die Herausforderung für die Kreativen besteht darin, „den gelungenen Ausgleich der Kontraste untereinander“ herzustellen. Wieder besticht das Buch durch Beispielfülle von Michelangelo über Gustav Klimt bis zur Bauhaus-Kunst, von Kleinanzeigen über Firmenlogos und Produktverpackungen bis zu Comics und volkstümlichen oder dichterischen Sprachgegensätzen.

Die dritte Ebene in Tom Moogs System ist die der Reduktion: „Als beschränkendes Element bringt sie die gewollte Aussage auf den Punkt.“ Oder wie Goethe sagt: „Ein Satz ist erst dann vollkommen, wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Beschränkung auf das Wesentliche, so lautet die Kernforderung dieses Kapitels – in Form, Farbe, Motivik, Inhalt. Picasso vereinfachte seine Stiermotive über die Jahre auf immer weniger Striche. Otl Aicher machte die olympischen Disziplinen mit genial schlichten Piktogrammen kenntlich. Auge und Erfahrung des Betrachters vervollständigen das Unvollständige, im besten Fall assoziiert er eine ganze Geschichte.

Kurze Betrachtungen über elf Künstler beschließen das Buch. Michelangelo und Rembrandt, der japanische Architekt Tadao Ando und der Koblenzer Konstruktivist Heijo Hangen, Le Corbusier, Harald Mante, Michael Schirner und andere. Gemeinsam ist allen: Ihre jeweiliges Oeuvre bezeugt die Gültigkeit von Moogs Theorie über die Trias „Ordnung, Kontrast, Reduktion“. Wobei Theorie eigentlich das falsche Wort ist. Denn eher ist dieses Buch eine wunderbar systematische Schule des Sehens gestalteter Welt und des Nachdenkens über das Gesehene – für jedermann wie für ambitionierte Gestalter aller Richtungen.
                                                                                Andreas Pecht
 

Tom Moog: "Ordnung.Kontrast.Reduktion. – Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung." Ambra Verlag unter dem Logo von Springer Wien-New York, 173 Seiten mit 385 Abbildungen, 34,04 Euro.

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