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2013-09-14a Review:


Sommernachtsträume

(Geschrieben und erstveröffentlicht im Frühjahr 2005 unter "Quergedanken", im Herbst 2013 wieder aus der Schublade geholt)


ape. Während diese Zeilen aus der Feder fließen (Einwurf Freund Walter: "Red´ nicht so einen Schmus, du hackst den Kram auch bloß in die Tastatur...) Mir ist aber jetzt nach Schmus: die Heizung bollert, ich habe trotzdem kalte Füße; überm Rheintal hängt tief ein hässliches Dach aus Grau, die Ränder  festgezurrt an den umliegenden Höhen. Draußen regnet es. Das Frühjahr vertut mit unterkühlter Tristesse  allzu viele Tage, von denen wir uns frühe Sommerfreuden erhofft hatten.
 
Noch einmal: Während diese Zeilen aus der Feder fließen, zerrt das Sehnen nach Sommer am Gemüt. Gebe Gott,  dass in den Tagen, die zwischen Niederschreiben und Lektüre des Druckwerks liegen, eine Wende sich vollziehe, die der Wetter-Auguren düstere Prognose für die Saison außer Kraft setzt. Denn es gelüstet uns wieder nach jenen wunderbaren lauen Abenden, wie sie die Stadt, unsere Stadt, nur bieten kann, wenn des Tages Hitze zwischen den Häusern nachbrütet.
(Walter: "Klar, am Straßenrand tief und tiefer ins Glas gucken, den Mädels nachstieren, mit der Nachbarin Süßholz raspeln, dass es Späne sprutzelt bis der Bagger kommt")

Der Weg zum Sommerabendglück führt über die Parkplatzsuche. Moselufer runter, Rheinufer rauf, zum Schloss rüber – schleichen, spähen, hupen, winken, warten, rangieren. Drumherum strömt es Richtung Stadt: Paare, Gruppen, Einzelgänger. Eilig dieser, er darf ein Date nicht verpassen. Gemächlich jene beiden, sie haben sich schon gefunden. Laut sich ihrer Kraft versichernd, die Jungs aus den Kasernen; noch zurückhaltend ihren Auftritt probend, die hübsch herausgeputzten Mädchen. Die Lücke auf dem Theaterparkplatz, der Weg hinüber ins Zentrum – durchs Dunkel der Torbögen unterm Rathaus fließt dem Hinzukommenden ein  Raunen, Flirren, Summen, Sirren entgegen, wie es Hunderte, Tausende anrühren, die sich in Straßen und auf Plätzen den Freuden von ins Freie verlegten Cafés, Gasthäusern, Kneipen, Weinstuben und allgemeiner Geselligkeit ergeben.

Die Luft ist schwer, ölig fast von der nur langsam ablaufenden Schwüle. Die Stadt aalt sich in mediterraner Nonchalance. Schwitzend erblüht die Leichtigkeit des Seins; der Platz wird zur  Plaza – und hinter der nächsten Häuserzeile möchte man einen abendlich leeren Strand an vor sich hin plätscherndem Meer vermuten, dessen schwärzer werdende Oberfläche eben das letzte Glutrot der untergegangenen Sonne verschluckt hat. 

Durch die Gassen strömt Gelassenheit. Die Menschen jung und älter gehen nicht, sie schlendern, bummeln, flanieren. Diesen ist´s einerlei, ob man sie betrachtet, über sie redet. Jene wollen betrachtet und besprochen sein, ihnen ist die Straße ein Laufsteg. So ein Sommerabend nimmt den Männern Härte, unterstreicht der Frauen Anmut. Er übergießt Schönheit mit mehr Schönheit, erhebt Durchschnittlichkeit in den Rang des Besonderen, und selbst graugesichtiger Verkniffenheit flicht er noch eine Blume ins Haar.

Der Abend gehört dem Wein und dem zischenden Bier, dem Cocktail, der Eistüte oder einer guten Zigarre. Und immer wieder gehört er auch dem genießenden Blick auf die Genüsse anderer. Männeraugen bleiben an Frauengestalten hängen, die schwindelig machen. Wie schwebend verweilen sie, wie tanzend ziehen sie weiter. Blicke ertrinken in Gläsern oder in den Gesichtern ihrer Gegenüber. Ein großes Wohlfühlen, ein Herzen und Streicheln erfüllt die Stadt – zärtlich und verspielt, neckend und frivol, unschuldig, aber voller Lust. Dies ist die Stunde des Werbens und Umschwärmens. Ihr wird die Stunde des Begehrens folgen, während der Hände einander finden, Kniee einander begegnen und Küsse sich auf den Weg machen. Am Ende werden Glückliche von nicht ganz so Glücklichen geschieden sein: Paare umschlungen davonziehen, Alleingebliebene ihnen lächelnd nachschauen und sich melancholisch an ihre Gläser klammern. Sommernachtsträume. 

(Schlkusswort Walter:  Ist schon ein arges Gesäusel, das du da von dir gibst, aber halt doch schöööön!...)
                                                                                        Andreas Pecht





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