Thema Musik
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2013-09-30a Konzertbesprechung:


1. Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz: Rheinische Philharmonie unter Francesco La Vecchia plus Storioni-Trio

 
Ein erfahrenes Trio auf Entdeckungsreise



ape. Koblenz.   Gewogen, und drei Viertel des Programms als sehr leicht befunden. Zu leicht? Geschmackssache. Gekonnt eingerichtete Unterhaltsamkeit lässt sich den drei Stücken von Ottorino Respighi (1879 – 1936) nicht absprechen, die den Hauptteil des ersten Anrechtskonzerts 2013/14 beim Musik-Institut Koblenz ausmachen. Aber einigen Musikfreunden entfleuchen nachher doch Seufzer des Sinnes: Er ist schon ein arger Effekthascher, der Herr Kompositeur aus Italien.                                        

Die Akteure machen das Beste daraus. Unter Stabführung von Francesco La Vecchia kitzelt die Rheinische Philharmonie jedes i-Tüpfelchen aus den Stimmungsbildern Respighis. So wird als Konzertauftakt „Fontane die Roma“ zum abwechslungsreichen Flanieren, das zwischen Morgen- und Abenddämmer zu vier römischen Brunnen führt. Besser gesagt: Es erklingt Musik, die wie zur Untermalung eines Filmes über solch einen Spaziergang gemacht scheint. Von pastoraler Morgenfrische geht’s über munteres Tanzen mythologischer Figuren und bombastischen Aufzug Neptuns zur Melancholie einbrechender Nacht.


Stimmung folgt auf Stimmung, Bild auf Bild. Jeder Moment hübsch, doch selbst das die Effekte schön herausarbeitende Musizieren der Rheinischen vermag nach unserem Dafürhalten aus dem impressionistischen Getüpfel Respighis kein Ganzes mit Gedankentiefe zu machen. Ähnlich verhält es sich mit „Pini di Roma“ – auch wenn dessen letzter Satz mit seiner langen dynamischen und in Koblenz ausgezeichnet entwickelten Steigerungswelle ordentlich Potenzial zur Publikums-Überwältigung aufweist.


Gastdirigent und hiesiges Orchester haben Spaß miteinander. Wie gut die Chemie stimmt, zeigt das Raffinement, mit dem die von Respighi nach Vorlagen Rossinis geschaffene Ballettmusik „Der Zauberladen“ realisiert wird. 1919 vom Ballets Russes uraufgeführt, ist es eine jener typischen Tanzfolgen, mit denen die Compagnien des romantischen Balletts so gerne in farbenprächtiger Folkloristik glänzten.


Tarantella, Mazurka, Can Can, Galop...: La Vecchia schöpft pointiert und mit Witz die Möglichkeiten aus, erlaubt sich einige Freiheiten, lässt auch der Rheinischen Freiraum. Streckenweise gibt er fast beiläufig nur Grundimpulse. Man versteht sich dennoch, das Staatsorchester musiziert auch in solchen Phasen präzise und mit origineller Inspiriertheit. Das gilt erst recht für das eigentliche Kunst-Schwergewicht des Abends, das Konzert für Klaviertrio und Orchester opus 56 von Respighis Zeitgenossen Alfredo Casella.


Hier ist Schluss mit Gefälligkeit. Bei Casella greift anspruchsvolles und die erweiterte Tonalität der klassischen Moderne nutzendes Durchkomponieren Raum. Aggressive, gebrochene Rhythmik ist ebenso zu bewältigen wie schleichende Übergänge von ruppiger bis barmender Tragik zu frecher bis übermütiger Ausgelassenheit. Das Storioni-Trio hat eigens für sein Koblenzer Gastspiel das Werk erstmals einstudiert. Im stimmigen Zusammenwirken mit dem Orchester überzeugen die Niederländer durch das frische, zupackende, Rauheiten nicht scheuende Spiel junger Entdecker von hohen Graden. Respighi hört sich einfacher, Casella wirkt interessanter, tiefschürfender. Und was ist schöner? Das muss jeder Hörers für sich entscheiden.                      Andreas Pecht



(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 30. September 2013)


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