Thema Musik
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2013-11-25 Konzertbesprechung:


Benjamin Brittens „War Requiem“ beim 4. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz 

 
Im Gedenken an die Opfer:
Nie wieder Krieg!


ape. Koblenz.   Auf den letzten Ton des „Amen“ folgt im Saal der Rhein-Mosel-Halle eine lange Stille. Dann erst bricht sich beim 4. Anrechtskonzerts des Musik-Institut Koblenz kräftiger Beifall Bahn. Benjamin Brittens „War Requiem“ hat einmal mehr jene Wirkung entfaltet, die das Großwerk seit seiner Uraufführung 1962 zur Einweihung der wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry begleitet.                                        


Erinnerung, Erschütterung, Trauer, aber auch Hoffnung und den Geist der Versöhnung wollte der tief im pazifistischen Denken wurzelnde Komponist beim Publikum auslösen. Das ist Musik nicht um ihrer selbst Willen, sondern als Medium für eine Botschaft: gegen jedweden Krieg – gestern, heute, morgen. Die Botschaft wirkt intensiv, auch und vielleicht gerade weil das „War Requiem“ keine einfache Kost ist. Weil es sich textlich gegen Eindimensionalität und musikalisch gegen bloße Schönklang-Kulinarik sperrt. 

Dieses Meisterwerk der klassischen Moderne behauptet seine Herz und Geist aufrührende Kraft selbst dann noch, wenn die Konzertbedingungen mal nicht ideal sind oder örtliche Akteure ihre Mühen haben mit den vor allem für Amateurchöre enormen Herausforderungen. Denn was beim alten Bach die großen Chorfugen, sind bei Britten schwierige Harmonien jenseits des vertrauten Dur und Moll. In beiden Fällen gilt: Wenn nicht jeder Sänger seiner Töne sicher ist, wird das klangliche Ergebnis vage.

Um nicht missverstanden zu werden: Das Konzert in Koblenz war ein großes Erlebnis mit überwiegend ordentlichen Musizierleistungen, trotz schwieriger Bedingungen. Britten hatte eine auch räumliche Dreiteilung des gewaltigen Klangapparates vorgeschwebt. Eine solche Aufstellung ist in der Rhein-Mosel-Halle nicht möglich. Weshalb hier Rheinische Philharmonie und Hauptchor mit Solosopranistin Martina Rüping sowie das Kammerensemble E-MEX mit Tenor Michael Zabanoff und Bariton Jörg Gottschick zu einem Block verschmelzen. Allein die Kinderchöre der Liebfrauenkirche kommen auf der Emporentreppe seitlich versetzt zum – erfreulich versierten –  Einsatz. 

Für Brittens teils schroffe Kontrastierung zwischen traditionellen Requiemanteilen und der  musikalisch verarbeiteten zeitgenössischen Leidenslyrik von Wilfred Owen ist die Koblenzer Aufstellung nicht ideal. Gleiches gilt für die naturgemäß knappe gemeinsame Probenzeit des Musik-Instituts-Chores mit den englischen Gästen des Norwich Philharmonic Chorus. Vor allem für diesen vereinten großen Hauptchor hätte man sich im Konzert auch deutlichere Hilfen durch Dirigent Jochen Schaaf gewünscht.

Die instrumentalen und solistischen Berufsmusiker finden souverän ihren Weg durch die Klippen des Requiems. Über Möglichkeiten einer orchestral schärferen Dramatisierung ließe sich freilich streiten. Es sind die engagierten Hobbychoristen, denen es wiederholt an klaren, eindeutigen Dirigatimpulsen mangelt. Weshalb mancher Einsatz zaghaft und ungewiss statt leise und beseelt ausfällt. Seine besten Momente hat der Chor, wenn ihm Zeit bleibt, sich zu finden. Etwa beim Einschweben der Frauenstimmen im Recordare des Dies irae, beim Schicht um Schicht erfolgenden Klangaufbau im Sanctus, beim innigen Wechselgesang mit dem Solotenor im Agnus Dei.

Mit dem erkennenden Weinen des abschließenden Libera me sind dann Akteure und Publikum ganz bei Brittens Botschaft und deren humanem Leitgedanken: „Ich bin der Feind, den du erschlugst, mein Freund.“                                                               Andreas Pecht



(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 25. November 2013)


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