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2014-02-28 Feature:

  

Die Drei vom Café Hahn

Vormaliger Alleininhaber des Koblenzer Kultur- und Gastro-Unternehmens baut auf junge Mitgesellschafter

 
ape. Koblenz. So alle zwei Jahre ein Gespräch mit Berti Hahn vom Koblenzer Café Hahn, und darüber einen Artikel: das ist Tradition bei diesem Magazin. Denn der Mann ist seit mehr als drei Jahrzehnten eine der tragenden Säulen im mittelrheinischen Kulturbetrieb. Das letzte dieser Gespräche hatten wir im Frühjahr 2012 – da war gerade entschieden, dass Hahn als Generalgastronom und Mitveranstalter an der Seite der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) in die Bespielung der Festung Ehrenbreitstein als „Kulturfestung“ der Post-BUGA-Ära einsteigt. Da hatte sich der Mittfünziger zusätzlich zum Café Hahn noch das Riesenpaket dieses Festungsjobs aufgeladen, damals aber gleich gesagt: Für ihn allein sei das zu viel, er habe vor, jüngere Leute mit ins Geschäft zu nehmen.


Gesagt, und im Laufe 2012 getan. Weshalb der Reporter jetzt zum 2014er Gespräch mit der gesamten Gesellschafterversammlung der neu gegründeten Café Hahn GmbH zusammensitzt. Das ist wirtschaftsrechtlich zwar eine korrekte Formulierung, deren Steifheit aber völlig an dem vorbeigeht, was sich da im kleinen Besprechungszimmer des Gülser Hahn-Büros abspielt. Denn besagte Gesellschafterversammlung, das sind drei gut gelaunte, lockere, humorige Leute wie du und ich. Die da wären: geschäftsführender Seniorgesellschafter Berti Hahn, 57 Jahre alt; geschäftsführender Gesellschafter Björn Ruhnke, 32 Jahre jung; und als sich selbst so bezeichnender „Benjamin des Trios“ der 29-jährige Philipp Pützer, in gleicher Funktion. Die Chemie zwischen den Dreien stimmt sichtlich, ob beim Witzeln oder bei mit ernstem Verve ausgebreiteten Konzeptionen und Zielen.

Den Berti Hahn muss man hier nicht mehr vorstellen. Er gehörte schon zum belebenden Kulturinventar der Rhein-Mosel-Stadt als das Deutsche Eck noch ohne Kaiser auskam und man hier von den späteren Theaterchefs Delnon, Ritzelt, Dietze noch nie gehört hatte. Wer aber sind seine beiden Mitstreiter aus der Folgegeneration? Man ist ihnen gelegentlich begegnet, weiß indes  herzlich wenig über sie. Was nicht geht bei einer Institution wie dem Café Hahn, zu dem etliche Tausend Mittelrheiner ein nachgerade persönliches Verhältnis haben. Deshalb hier ein kleiner Steckbrief der beiden „Neuen“.

Björn Ruhnke ist gebürtig ein echter Schängel aus Koblenz-Lay. Ab 2004 hatte er eine frühe Beziehung zum Café Hahn, erst als Aushilfe, dann Festangestellter. Bald aber zog es ihn in die große (Hotel-)Welt: Er machte eine Ausbildung zum Hotelfachmann beim Hilton-Konzern, landete hernach bei einer Firma, die technische Software für Hotels entwickelte. Philipp Pützer darf als Wahl-Mittelrheiner gelten. In Nürnberg geboren, kam er 10-jährig via Familienumzug nach Montabaur. Dort brachte er Gymnasium und Zivildienst hinter sich, bevor er in Koblenz eine Ausbildung zum Werbekaufmann machte, bei einer Print- /Online-Agentur arbeitete, in Berlin und München ein Bachelorstudium in Businessadministrations absolvierte.

Zusammengebracht hat die beiden wer oder was? Die digitale Aufrüstung des Café Hahn in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts vom dritten Jahrtausend. Philipp war mit der Erstellung einer Hahn-Website befasst, Björn tüftelte an einem Hahn-Ticketingsystem. Logisch, dass die beiden rasch das online-elektronische Hahn-Duo wurden. „Die machten gute, zuverlässige Arbeit. Bald war eine schöne Vertrauensbasis da“, erinnert sich Berti. Als nach der BUGA das dauerhafte Festungs-Engagement am Horizont auftauchte, habe er zu den beiden gesagt: „Wenn ich das hinkriegen will, dann geht das nur mit euch.“ Tja, aber nicht einfach als x-beliebiger Angestelltenjob, den man nach Lust und Laune wieder an den Nagel hängt. Berti wollte die beiden fest im Boot haben, als Mitverantwortliche, als Teilhaber, die sich mit eigenem Herzblut und eigenem Geld binden. Also hieß es für Björn und Philipp: Ab zur Bank und Finanzmittel auftreiben – um sich in die eigens gegründete Café Hahn GmbH einzukaufen.

So kam es, dass heute ein dreiköpfiges Eigentümerteam das Hahn-Unternehmen mit seinen zuletzt 54 Festangestellten, 200 Aushilfen und 6 Azubis durch ein immer breiteres Aktionsfeld führt, in dem 2013 mehr als 700 Veranstaltungen gezählt wurden. Dazu gehört anhaltend der Programmmix mit Kleinkunst, Live-Musik diverser Stilrichtungen und Varieté als Kern im Stammhaus zu Koblenz-Güls. Dazu gehört „Café Hahn on Tour“ mit Veranstaltungen quer durch die Großregion und darüber hinaus (man richtet auch mal das Sommerfest der NRW-Landesvertretung in Berlin aus oder eine Weihnachtsfeier des REWE-Konzerns in Köln). Dazu gehört auf der Ehrenbreitstein das gesamte gastronomische Angebot für rund 500 000 Festungsbesucher pro Jahr, nebst der kulinarischen und ggf. kulturellen Versorgung von dort stetig zahlreicher werdenden Hochzeiten, Firmenfeiern, Partys. Dazu gehören die Hahn-eigenen oder vom Hahn gemanagten Festivals und Veranstaltungen auf der Festung wie Horizonte oder Gauklerfest, Festungs-Varieté oder „Rheinpuls“-Reihe.

Und noch viel mehr gehört auf der Festung Ehrenbreitstein dazu, die inzwischen zweite Hauptsäule  des Unternehmens ist. Weshalb der Gockel im Firmenlogo mal als Café-, mal als Festungshahn das Leitmotto des Hauses kräht: „live & lecker“. Die Drei vom Café Hahn haben nach eigenem Bekunden „ein paar Anlaufprobleme“ überwunden und inzwischen eine schlagkräftige Arbeitsteilung ausgebildet: Philipp kümmert sich um die Vorfeldorganisation von Aussuchen/Engagement der Künstler bis zu Marketing/Werbung, Björn besorgt die örtliche Umsetzung und ist fürs Personal zuständig. Was bleibt dann für Berti? Er bringt Erfahrung ein, spielt die Klaviatur seines über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerkes oft auch persönlicher Beziehungen zu Künstlern aus aller Herren Länder.

Kurzum: Er sorgt für die Kontinuität des Hahn-Geistes. Dem wurde eben eine Nominierung für den Live-Entertainment-Award (LEA) in der Kategorie Club des Jahres/Clublegenden zuteil (der Finalentscheid stand bei Redaktionsschluss noch aus). Mit Bertis typischem Powerlachen ausgebrachte, aber ernst gemeinte Schlussbemerkung: „Noch ein paar Jahre, dann will ich hier überflüssig sein, dann sollen die beiden das alleine machen.“
Andreas Pecht


Infos zum Programm im Café Hahn und auf der Festung unter
>>www.cafehahn.de                                                                                  

(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 3. Januar 2014)

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